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077/2004
Stand: 22.03.2004
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Experten fordern weniger Bürokratie und mehr Geld für Forschung und Lehre

Ausschuss für Bildung und Forschung (Anhörung)

Berlin: (hib/BES) Forschung und Lehre in Deutschland sind nach Meinung von Experten und Sachverständigen unterfinanziert. "Wir brauchen mehr Geld für das System", forderte Professor Max Einhäupl, Vorsitzender des Wissenschaftsrats (Köln), bei einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Bildung und Forschung zu "Arbeitsbedingungen an deutschen Hochschulen" am Montagmittag. Dies sei auch für die Verbesserung der Betreuung von steigenden Studierendenzahlen unerlässlich. Die aktuellen Kürzungen in den Haushalten von Bund und Ländern wirkten sich "katastrophal" auf Forschung und Lehre und "demotivierend" auf die Wissenschaftler und das nichtwissenschaftliche Personal aus, so die einhellige Meinung der Fachleute. "Die Grundausstattung an deutschen Universitäten ist in den Naturwissenschaften seit Jahren absolut unzureichend, um auch nur den Minimalbedarf eines Lehrstuhls abzudecken", beklagte Professor Wolfgang Eberhardt von der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung "BESSY" in einer schriftlichen Stellungnahme. Das Geld reiche vielleicht gerade für den Reparaturbedarf an Praktikumsgeräten, Bürobedarf und die Telefonrechnung. Dienstreisen zu Konferenzen würden sehr oft durch private Zuschüsse mitfinanziert.

Kritik übten die geladenen Gäste auch an der großen bürokratischen Belastung der Universitäten durch das Schreiben von zahlreichen Gutachten und Berichten. Die Berichtspflicht nehme immer mehr zu und habe inzwischen einen "forschungsverhindernden" Charakter, so Professor Hartmut Schiedermair, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (Bonn). Durch die Einführung eines so genannten Qualitätsmanagements im Hochschulbereich sei eine Vielzahl von zusätzlichen Gutachterpflichten durch Evaluationen und Akkreditierungen hinzugekommen. Die Hochschullehrer seien ganz überwiegend der Auffassung, dass der damit verbundene Aufwand nicht mehr in einem ökonomischen Verhältnis zu den Ergebnissen stehe. Nicht ermunternd sei dabei die Vermutung, "dass die Berichte meist im Papierkorb landen", kritisierte Schiedermair. Daher sei eine Kosten-Nutzen-Analyse für diese Arbeitslast dringend notwendig.

Auch die Besoldung des Lehrpersonals und befristete Arbeitsverhältnisse standen auf der Tagesordnung der Beratung. Dabei waren sich die Experten überwiegend einig, dass es in beiden Bereichen mehr Flexibilität erforderlich ist. Vor allem bei der Anwerbung von Spitzenkräften müsse eine größere Differenzierung bei der Vergütung möglich sein, so Hartmut Krebs, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Forschung Nordrhein-Westfalen. Professor Dagmar Schipanski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Thüringen, plädierte für möglichst viele befristete Arbeitsverhältnisse, die sich an den Bedürfnissen der Hochschulen und der Lehre orientieren sollten. So müsse es möglich sein, in Zeiten von Studentenboom in einem Fach mehr Arbeitskräfte einzustellen, die aber eine Mindestbefristung für den Abschluss ihrer Doktorarbeiten erhalten sollten.

Der Ausschuss diskutierte darüber hinaus über die Auswahl von Studienbewerbern, die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses, den Wissenschaftsvertrag und das Hochschulrahmengesetz. Auch die Arbeitsbedingungen für ausländische Hochschullehrer und Wissenschaftler, die Bewertung der neu eingeführten Juniorprofessuren, die Vernetzung von Hochschulen und außeruniversitärer Forschung, Gleichstellungsfragen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Hochschulbereich wurden beraten.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2004/2004_077/01
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