Verhältnismäßige Maßnahmen
28.01.02 Volker Beck, Bündnis 90/Die
Grünen
Die Anschläge vom 11. September stellen eine neue Form des
Terrorismus dar. Die schwierige Aufgabe für die Politik
lautet: Wie kann der demokratische Rechtsstaat seinen Bürgern
das Maximum an Sicherheit garantieren, ohne dass dabei
Bürgerrechte und Rechtsstaatlichkeit auf der Strecke bleiben?
Es geht um mehr Sicherheit für und nicht gegen die
Bürgerinnen und Bürger.
Wer eine liberale und weltoffene Innenpolitik, wer
Bürgerrechte und Rechtsstaatlichkeit verteidigen will, muss
verhältnismäßige Maßnahmen zur Wahrung der
Sicherheit finden. Mit den beiden Sicherheitspaketen verbindet die
rot-grüne Koalition die strenge Beachtung rechtsstaatlicher
Prinzipien mit der notwendigen Effektivität bei der
Kriminalitätsbekämpfung und Terrorprävention.
Seriöse Kritiker müssen anerkennen: Ursprüngliche
Spitzen û wie die verdachtsunabhängige
Vorermittlungskompetenz des Bundeskriminalamtes oder die Ausweisung
von Ausländern bei bloßem Terrorismusverdacht û
sind gekappt. Diese Vorschläge waren weder
"verhältnismäßig" noch
"bürgerrechtsfreundlich". Mit dem
Terrorismusbekämpfungsgesetz, wie es jetzt auf den Weg
gebracht wurde, hat die Koalition verhältnismäßige
Maßnahmen zur Wahrung der Sicherheit der Bevölkerung
gefunden. Ob noch etwas verbessert werden muss, ist in einer
umfassenden Anhörung mit den Fachleuten zu erörtern. Das
Gesetz stellt aber schon jetzt klar: Nicht jede Maßnahme
taugt für die Ewigkeit. Viele sind deshalb zeitlich befristet.
Es wäre wünschenswert, wenn wir sie in fünf Jahren
nicht mehr verlängern müssten.
30.01.02 Frank Rosengart
Auch das jetzige Paket mit seinen Einschränkungen an Freiheit
und Rechtsstaatlichkeit in keinem Verhältnis zu seinem Nutzen.
Anschläge wie die vom 11. September hätten mit keiner der
eingeführten Maßnahmen verhindert werden können.
Was wollen jetzt die Geheimdienste jetzt mit den
möglicherweise gefundenen 'Schläfern' machen? Sie nie
mehr in Flugzeuge einsteigen lassen?
Die Grünen haben sich von Schily für Dumm verkaufen
lassen. Was hilft ein Gesetz für biometrische Merkmale im
Pass, wenn es auf 5 Jahre begrenzt ist? Augenwischerei, Opium
fürs Volk. Und die Rechtspopulisten freuen sich über die
gelungene Vorlage. Gerade in einer Zeit, wo die soziale Koalition
wackelt, sind derlei Vorstöße Gift für die
Demokratie.
Schon jetzt beweisen die Geheimdienste, dass sie jenseits jeglicher
Koordination und Kontrolle liegen und deren Geheimniskrämerei
eher der Integrität des Staates schadet.
29.01.02 Michael Steiger
Formulierungen, wie "seriöse Kritiker" erinnern einen immer
wieder stark an Formulierungen "amerikanische Wissenschaftler" =
Worthülsen. Um es positiv auszudrücken: Die grüne
Politik hat sich kräftig entwickelt. Die Bewertung des
Ergebnisses bleibt dem Bürger überlassen (oder vielleicht
noch dem Koalitionspartner). Es gibt eigentlich nur sehr wenige
zentrale Themen zum internationalen Terrorismus und den
innerdeutschen Bürgerechten und deren (Ver)Wahrung. Die zu
erkennen und einen Plan für eine bessere Welt zu erstellen
sollte ihre Aufgabe sein.
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