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Plädoyer für eine ethisch unbedenkliche
Forschung
22.11.01 René Röspel, MdB,
SPD-Fraktion
Embryonale Stammzellen - der neue Superstar am Himmel moderner
Medizin?
Mindestens wissenschaftlich gesehen sind embryonale Stammzellen
(ES) von höchstem Interesse. 1998 konnten erstmals menschliche
Stammzellen, die aus Embryonen gewonnen wurden, unter
Laborbedingungen vermehrt werden. Im Labor könnten die
ES-Zellen so beeinflusst werden, dass sich aus der noch
unentwickelten Stammzelle eine der über 200 speziellen
Zelltypen des Menschen entwickelt. Für einige Zelltypen der
Maus sind solche Versuche bereits veröffentlicht. Die Reihe
der ins Spiel gebrachten Krankheiten, für die die Hoffnung auf
Heilung oder Linderung durch embryonale Stammzellen postuliert
wird, wird immer länger. Die Chancen für die Nutzbarkeit
embryonaler Stammzellen werden aber selbst von den
Befürwortern relativiert: Es gehe zunächst nur um
Grundlagenforschung. Von einer therapeutischen Anwendung könne
vielleicht in 10 Jahren ausgegangen werden. Eine Herstellung ganzer
Organe wird mittlerweile schon als illusorisch abgetan. Meines
Erachtens wird es eher 20 Jahre dauern, wenn überhaupt eine
Verwendung von ES-Zellen möglich ist, denn die Lösung
medizinischer Probleme wie Abstoßungsreaktionen,
unkontrollierte Vermehrung und Differenzierung ist nicht in Sicht.
Ethisch gesehen bleibt das Dilemma, dass für die Herstellung
von ES-Zellen Embryonen vernichtet werden. Ob die (theoretische!)
Möglichkeit der Heilung ein ausreichend hohes Gut ist, das mit
dem Lebensrecht des Embryos abgewogen werden kann, halte ich
für fraglich.
Adulte Stammzellen - die ethisch unproblematische
Alternative
Gewebespezifische/"adulte" Stammzellen (AS) sind dadurch
gekennzeichnet, dass auch sie die Fähigkeit sowohl zur
Selbsterneuerung als auch zur Entwicklung in spezialisierte
Zelltypen besitzen. Es sind die einzigen Zellen, die bereits
therapeutisch verwendet werden. Vielen Menschen ist bekannt, dass
aus Knochenmarkzellen Blutzellen "hergestellt" werden können,
um Leukämie zu therapieren. Mittlerweile ist es sogar
möglich, aus Knochenmark- Knorpelzellen herzustellen. In
über 20 Geweben des Menschen sind solche Zellen gefunden
worden, und der Erkenntnisfortschritt ist ähnlich rasant wie
bei den embryonalen Stammzellen. Allerdings ist die therapeutische
Nutzung in großem Stil auch hier noch weit entfernt. AS sind,
weil sie nur in geringer Zahl in den Geweben zu finden sind, sehr
schwer zu isolieren. Darüber hinaus gibt es noch keine
Möglichkeit, sie unter Laborbedingungen in ausreichender Zahl
zu vermehren. Aber sie besitzen den unschlagbaren Vorteil,
körpereigenes Material zu sein, also keine
Abstoßungsreaktion hervorzurufen. Und ihre Gewinnung wäre
ethisch unproblematisch.
Deutsche Forschung im Hintertreffen?
Vermutlich Anfang nächsten Jahres soll in Deutschland
entschieden werden, ob embryonale Stammzellen des Menschen zu
Forschungszwecken importiert werden sollen - was rechtlich bereits
heute möglich ist. Aus meiner Sicht wird das über kurz
oder lang dazu führen, dass auch in Deutschland sog.
"überzählige" Embryonen aus künstlichen
Befruchtungen zu Forschungszwecken benutzt werden. Da es nur wenige
solcher eingefrorener Embryonen hier gibt, wird es nicht lange
dauern, bis auch extra zu Forschungszwecken Embryonen hergestellt
werden. Damit sind die Türen weit geöffnet und die
letzten Grenzen niedergerissen. Der Druck, Stammzellen zu
importieren, resultiert nicht unbedingt aus der Angst, Deutschland
könne zur therapeutischen Wüste werden. Es geht auch
darum, Patente zu sichern. Das ist ein legitimer Grund. Er reicht
aber für mich nicht aus, um vorschnell Fakten zu schaffen,
deren gesellschaftliche Konsequenzen wir nicht übersehen
können.
Wir werden nicht ins Hintertreffen geraten, im Gegenteil: Wir haben
die Chance, im Bereich der adulten Stammzellen die
größten Erfolge zu erzielen, wenn wir unsere Forschung
auf diesen ethisch unproblematischen Bereich konzentrieren.
23.11.01 rainer S.
Herr Röspel,
"Ob die (theoretische!) Möglichkeit der Heilung ein
ausreichend hohes Gut ist, das mit dem Lebensrecht des Embryos
abgewogen werden kann, halte ich für fraglich."
Ich halte das nicht für fraglich! Die auch nur theoretische
Möglichkeit der Heilung tausender Kranker rechtfertigt die
"Opferung" einiger weniger gehirnloser Zellklumpen. Die
theoretische Möglichkeit eines militärischen Angriffs
rechtfertigt ja auch die Aufrechterhaltung des militärischen
Apparats unter Inkaufnahme von Todesopfern bei Manövern. Und
der Tod eines Embryos ist sicher harmloser als der Tod eines
Soldaten! Der von Ihnen an die Wand gemalten "Gefahr", dass viele
Embryonen extra für die Forschung hergestellt werden, sobald
die ES-Forschung einmal begonnen hat, können Sie ja mit einer
Stichtagsregelung begegnen (so wie Bush). Ein absolutes
Importverbot für Überreste einiger teils seit Jahren
toter Embryonen schützt keinen einzigen Embryo. In einem
solchen Verbot kann ich nur einen religionsartigen Reinheitswahn
sehen, geprägt von der Furcht, das deutsche Volk koennte durch
ausländische Stammzellen "verunreinigt" werden.
"Adulte Stammzellen - die ethisch unproblematische
Alternative"
Letztlich hängen in der biomedizinischen Forschung alle
Bereiche zusammen. Verzögerungen oder Ausfälle in einem
Bereich können daher Verzögerungen und Ausfälle in
vielen anderen Bereichen nach sich ziehen. Darum befürworten
auch viele AS-Forscher die Forschung an ES und sagen das beides
parallel laufen muss. Man sollte nicht AS als Alternative zu ES
darstellen. Wer das eine bekämpft, bekämpft auch das
andere.
"Wir werden nicht ins Hintertreffen geraten" Das bezweifle ich. Ich
bin ja kein Experte auf dem Gebiet, aber die Ausicht durch
Differenzierung von ES grosse Mengen aller im Körper
vorkommenden Zelltypen in Zellkultur zu gewinnen könnte
nachhaltige Auswirkungen auf alle biochemischen Forschungsbereiche
haben.
"...Fakten... deren gesellschaftliche Konsequenzen wir nicht
übersehen können" Damit können Sie jedem alles
verbieten. Welche negativen Konsequenzen sollte der Verbrauch
gehirnloser Zellklumpen zum Wohle vieler Kranker haben?
24.11.01 Wolfgang Perreiter
Ich bin für eine embryonale Forschung unter einer gewissen
staatlichen Kontrolle (= um zu wissen, was auf diesem Gebiet
gemacht wird; extreme Situationen können definiert und
reglementiert sein.)
25.11.01 Uwe S
Herr Rainer S.,
Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass das Embryo nach seiner
Entstehung hirnlos - also nicht selbständig ist. Mit dieser
Zellsammlung können vielleicht Heilungsmöglichkeiten
für Kranke erforscht werden.
Aber die Entscheidung für oder gegen ES gibt auch die weitere
Richtung der Forschung vor: Wenn die Forschung an ES legitimiert
wird und vorangetrieben wird, werden in Zukunft die Embryonen in
späterem Stadium vielleicht zu Forschungszwecken verwandt
werden. Weitere gefährliche Entwicklungen ähnlich wie in
der Gentechnik deuten sich hier an.
Deshalb ist die Frage pro/contra ES grundsätzlich zu
betrachten: Hier ist es noch möglich, die Forschung aus
ethischen Bedenken einzuschränken.
Allerdings denke ich, dass Deutschland letztlich nicht eine eigene
Richtung gegen die europäische und amerikanische Forschung
behaupten kann. Wenn dann nicht in Deutschland, wird in USA
ES-Forschung betrieben.
Nichtsdestotrotz sollte die ES-Forschung meiner Meinung verboten
werden.
25.11.01 Walter Schuldt
Ich kann Rainer nur zustimmen!
Im Übrigen ist es eine Bigotterie ersten Ranges, wenn
einerseits Embryonale Stammzellen nicht verwendet werden
dürfen, jedoch offenbar niemand etwas mehr dabei findet, jedes
Jahr bis zu 170.000 Abtreibungen von bereits lebenden Föten
hinzunehmen und diese straffrei zu stellen.
W.Schuldt
25.11.01 Hilko ter Hell
Eine ethische unbedenkliche Forschung
gibt es nicht.
Die Stammzellenforschung in der Form ist ein Verbrechen und
erinnert mich an die 70 ziger Jahre wo die Physik behauptet hat,
ihr Wissen verdoppelt sich alle 8 Jahre. Die Physik sagt in der
politschen Diskussion, Atomkraft ist vollkommen harmlos, da man in
30 Jahren den Prozess des Atomarenverfalls stoppen und umkehren
könne. Nun, die Industrie hat mit dem Feuer gespielt ohne
wirklich die Folgen absehen zu könnnen. Dies scheint uns auch
mit der Gen/ Stammzellen Forschen bevor zustehen. Tolle Profitte,
aber keinen blassen Schimmer womit man wirklich umgeht. Nur
wissenschaftliche Autoritäten, die mit Arbeitsplätzen
agumentieren.
Hilko ter Hell
26.11.01 Peter T
Leider kann man der medizinischen Forschung nicht unbedingt
nachsagen, dass sie in der Vergangenheit sehr verantwortungsvoll
mit dem Begriff Ethik umgegangen ist. Das liegt am
Menschenverständnis der Medizin, die im Menschen kein
geistiges Wesen, sondern eine Ansammlung von Gehirnzellen sieht.
Menschliches Leben sollte niemals patentiert oder Forschungszwecken
ungeschützt "ausgeliefert" werden.
26.11.01 Lorena Tiefenthal
Meine 3 jährige Tochter ist an Mukoviszidose erkrankt und
Forschung ist ihre einzige Chance.Wir hoffen sehr darauf,dass die
Forschung an embryonalen Stammzellen auch in Deutschland zugelassen
wird,wissen aber auch dass der Weg zu einer hoffentlich einmal
möglichen Heilung noch lang sein wird,vielleicht 10 oder 20
Jahre,aber sie könnte es noch schaffen diesen Wettlauf zu
gewinnen.Wenn man selbst betroffen ist,sieht man vieles anders.Wer
sein Kind ansonsten verlieren muss,wird nicht sagen dieses oder
jenes Medikament will ich nicht,da es auf ethisch bedenklichem Weg
hergestellt wurde.Wer gesund geboren ist oder gesunde Kinder
hat,kann leicht sagen,dass er soetwas nicht machen
würde.Braucht er ja auch gar nicht!
Alle Frauen,die mit der Spirale verhüten,vernichten Monat
für Monat so wertvolle Lebewesen ohne dass sich jemand
darüber aufregt und die überzähligen Embryonen von
künstlichen Befruchtungen werden lieber vernichtet,sprich in
die Mülltonne geworfen?
Lorena Tiefenthal aus Hagen
27.11.01 Ralf Houven
Selbstverständlich sind Embryonen noch nicht allzu
intelligent, schließlich muß sich ja auch das Gehirn
entwickeln. Dennoch handelt es sich schon um Menschen, da die
Zeugung ja schon geschehen ist. Allerdings ist dieser Mensch noch
nicht lebensfähig, jedoch ist auch ein neugeborener
Säugling noch nicht alleine lebensfähig, ohne
Unterstützung würde er verhungern, verdursten und
erfrieren. Insofern steht der Embryo dem Säugling und damit
dem geborenen Menschen gleich. Entscheidend für die
Menschwerdung ist die Zeugung, nicht die Geburt, denn bei der
Zeugung werden zwei Zellen zu einer vereint und ergeben einen
Menschen, bei der Geburt verläßt aber ein bereits
fertiger Mensch den Körper der Mutter.
Ein Embryo ist also bereits Mensch und muß auch so behandelt
werden. Wer Stammzellen aus lebenden Embryos entnimmt und ihnen
damit die Lebensfähigkeit entzieht, handelt deshalb genauso
verwerflich, wie jemand der einem Erwachsenen das Leben nimmt. Die
Argumentation, daß mit den Ergebnissen der
Stammzellenforschung kranken Menschen geholfen werden könne,
ist entsprechend schwach. Was ist schon Krankheit gegen
Leben.
Merkwürdig ist auch das Argument, daß man in Deutschland
hinterherhinken könne. Käme es sich wirklich darauf an,
Menschen zu helfen, dann wäre es egal, wo die
Forschungsergebnisse erzielt würden, die diese Hilfe
ermöglichen.
Hilfe für kranke Mensche haben die Wissenschaftler, die in
Deutschland an embryonalen Stammzellen forschen wollen also
anscheinend weniger im Sinne als vielmehr Gewinnsucht und
Geltungssucht.
Deutschland sollte nicht an diesem Wettbewerb teilnehmen, bei dem
wohl das Ziel ist, das Land mit der größten
wirtschaftlichen Freiheit und den geringsten ethischen Standards zu
sein.
30.11.01 A. Bernert
Guten Tag,
die Heilung von Mukoviszidose durch Einsatz adulter Stammzellen ist
etwa genauso weit weg wie die durch Heilung embryonaler
Stammzellen: 10 bis 20 Jahre oder sogar mehr. Auch die
Schwierigkeiten sind vermutlich aehnlich hoch: Bei embryonalen
Stammzellen muss man die Abstossungsreaktion in den Griff bekommen
(dazu weiter unten), bei adulten muss man vor allem die
Reprogrammierung hinkriegen; in beiden Faellen muss man die
korrekte Ausdifferenzierung schaffen.
Hinsichtlich der Forschungszeit moechte ich darauf verweisen, dass
in der Physik die Kernfusion seit ca 20 Jahren immer 10 bis 20
Jahre in der Zukunft liegt. Aehnliches (eher mit 5 Jahren) gilt
fuer Impfstoffe gegen Aids, die Heilung von Krebs etc. Auf dieser
Zeitskala laesst sich Forschung im wesentlichen nicht verlaesslich
prognostizieren: Das ist auch bei Betrachtung der
Wissenschaftsgeschichte immer wieder deutlich, auch und gerade in
der Medizin.
Als einzigen Ansatzpunkt fuer die wahrscheinlich erfolgreiche
Behandlungsmethode kann man danach schauen, was bislang
tatsaechlich schon gemacht wird: Und da verwendet man meines
Wissens adulte Stammzellen zur Heilung, nicht embryonale. Derzeit
ist also die Konzentration auf embryonale Stammzellen so, wie wenn
man sich auf die Erforschung eines strahlungsfreien Atommotors
konzentriert statt Solarmobile zu bauen. Na gut, das ist ein
bisschen uebertrieben, aber derzeit sind adulte Stammzellen die
einzigen, mit denen erfolgreich therapiert wird --- soweit ich
weiss; fuer Hinweise (am besten Referenzen) auf das Gegenteil bin
ich sehr dankbar.
Es gibt aber noch einen ganz schweren Nachteil der embryonalen
Stammzellen: Diejenigen, an denen man forscht, lassen sich zur
Therapie wegen der Abstossungsreaktion nicht verwenden. Um das zu
umgehen, muss man entweder das Immunsystem des Kranken
medikamentoes schwaechen, was sich kaum foerderlich auf die
Lebenserwartung auswirkt oder aber folgende Methode verwenden. Man
klont den Kranken, d.h. man entnimmt ihm Erbmaterial, setzt es in
eine leere Eizelle ein und erzeugt so, wie beim beruehmten Schaf
Dolly, einen einzelligen Klon. Den laesst man sich vermehren. Wenn
er alt genug ist, also Embryo, toetet man ihn, also reisst ihn
auseinander, entnimmt die (somit embryonalen) Stammzellen und
therapiert damit. Heilung mit embryonalen Stammzellen erfordert
also fuer jede Behandlung einen toten Embryo, der zu diesem Zweck
gezuechtet wurde. Gegen die ethischen Probleme, die sich damit
ergeben, sind die gegenwaertigen geradezu laeppisch: Ist das Recht
auf Leben des klonierten Embryos kleiner als das Recht auf Leben
des "Originals"?
Ausserdem hat sich beim Klonieren bisher gezeigt, dass die
entstehenden Lebewesen nicht so sehr gesund sind. Die meisten
sterben noch vor der Geburt, viele sind in irgendeiner Form
gehandicapt. Oder sie altern vorschnell, etc. Woran das liegt,
weiss derzeit keiner und wird vermutlich auch nicht so schnell
bekannt sein, da die Forscher derzeit noch raetseln, was genau die
Eizelle macht, um das Erbmaterial so zu reprogrammieren, dass aus
Nicht-Stammzell-Erbmaterial und der Eizelle Stammzellen entstehen
koennen. Die dabei auftretenden Probleme zu verstehen, wird aber
noch laenger dauern.
Es stellt sich daher auch die Frage, ob man nicht den Teufel mit
dem Beelzebub austreibt, wenn man mit aus Klonen gewonnenen
Stammzellen, also eben den embryonalen Stammzellen, Kranke
behandelt. Und wie lange die Behandlung tatsaechlich wirkt.
A. Bernert
07.12.01 Peter N.
Sehr eifrig wird in diesem Forum der Zeitpunkt der
Zellverschmelzung nach der Befruchtung als der Beginn eines neuen
Lebewesens argumentiert. Per gesetzlicher Definition, insbesondere
im Zusammenhang mit Organentnahmen zum Zwecke der Organspende, gilt
der Hirntod als Fakt, sobald kein EEG mehr messbar ist. Zeitgleich
mit dieser Feststellung ist folgendes möglich: Organentnahme,
abschalten der lebenserhaltenden Systeme. Dies führt
unweigerlich zum Exitus und damit zu den begehrten Organen.
Da es unmittelbar nach der Befruchtung und der damit einhergehenden
Zellverschmelzung noch kein Gehirn gibt, ergo kein EEG messbar ist,
ist doch per bereits erlassener und praktizierter Rechtslage im
Grunde auch das 'Organspendergesetz' anzuwenden.
07.12.01 Peter N.
Herr Bernert,
um diese Forschungsergebnisse, die Sie in Ihrem Beitrag zitieren
geht es genau in dieser Ethikdiskussion. Ohne die gesetzliche
'Erlaubnis' zu dieser Art der Forschung an ES wird es in
Deutschland noch Jahrhunderte dauern, wenn es überhaupt jemals
dazu kommen wird.
Und ohne die Forschung, die damit verbundenen Risiken, aber auch
den potentiellen Erfolgen, kommen wir in dem Thema ES, was geht,
was geht eben nicht, nicht voran, denn nur dann, wenn wir den
Forschern erlauben zu forschen werden wir iregendwann verwertbare
Ergebnisse haben. Um diese zu erreichen muss aber erstmal geforscht
werden und dazu muss entweder ein gesetzlicher Rahmen her, oder es
wird ohne gesetzliche Regelung toleriert. Letzteres hielte ich bei
allen positiven Erwartungen an ES, Gentherapie u.ä. allerdings
für erheblich riskant.
10.12.01 seniorbioethik
Sehr geehrter Herr Röspel,hier ein anderer Ansatz:
Ergebnis einer Tagung mit Menschen aus der Hilfe für Menschen
mit Behinderung und aus der Hilfe für Frauen in
Schwangerschaftskonflikten zur Prä-Implantations-Diagnostik:
die absolut schützenswerte menschliche Existenz beginnt nach
der erfolgreichen Einnistung des befruchteten Eis in die
Gebärmutter der Frau.
Begründungen:
a) positiv: menschliche Existenz ist soziale Existenz - total, von
Beginn an (Zeugung) und lebenslang (ohne Du kein Ich). Die
Definition des Lebensschutzes ab dem Moment der Kernverschmelzung
entspricht einem radikalindividualisti-schen, gefährlich
einseitigen Bild des Menschen. Das nicht zu erkennen, werfe ich den
bislang bekannten, insbesondere den protestantisch kirchlichen
Stellungnahmen vor. Frauen sprechen zu Recht von einer
bio-psychischen Einheit zwischen Embryo und Mutter. Das scheint
Männern schwer zu fallen, ernst zu nehmen;
b) die Natur produziert ständig Situationen, die zur
Nichteinnistung und zum Absterben der befruchteten Eizelle
führen.
Schlussfolgerung und Aufforderung an die Wissenschaft: Findet
Methoden heraus,die Frauen zumutbar sind, um solche natürlich
abgegangenen, befruchteten Eizellen zu erhalten. Dann mögt ihr
damit Ersatzgewebe züchten.
Dabei bleibts dann aber auch.
seniorbioethik
18.12.01 Dr. Marcus Steierwald,
privat
Die Anliegen der Forscher wie der (Angehörigen von) Kranken
sind sehr verständlich, doch geht es hier ja um diese Frage:
welchen Weg soll der Gesetzgeber nach Abwägung aller
berührten Güter und Werte gehen. Und da kann man es sich
nicht so einfach machen, einen Embryo in einem frühen Stadium
als einen 'unnützen Zellhaufen' zu bezeichnen, sondern man
muß schon sehen, daß es sich hier um ein Lebewesen
handelt, das zu einem einzigartigen Menschen mit singulärer
Persönlichkeit heranwachsen kann. Und die Schranke zu beachten
und verschlossen zu halten, die die Gebiete einer
grundsätzlichen Anerkennung des Rechtes von Menschen auf
Würde und die Gebiete der Verfügung über
menschliches Leben trennt, halte ich für sehr wichtig.
Das Arbeitsplatzargument ist hier ebenso lächerlich wie
gefährlich; die Menschen werden sich die Frage stellen: "Wie
wird man mit mir verfahren, wenn ich mich einmal nicht mehr wehren
kann, wenn man schon wegen ein paar Arbeitsplätzen die
Grundwerte über Bord wirft?"
20.12.01 rainer S.
Bemerkung zum Begriff "Würde":
Es gab und gibt Leute, die ihre Würde durch die Tatsache
bedroht sehen, dass sich die Erde um die Sonne dreht oder dadurch
dass der Mensch vom Tier abstammt oder dadurch dass wir in einer
Demokratie leben oder....
Mit einem so dehnbar und schwammigen Argument wie "Würde" kann
man alles mögliche rechtfertigen. Man sollte sich in der
Debatte lieber an fassbare Tatsachen halten und fragen wem durch
staatliches Handeln Leid zugefügt wird:
Überzählige Embryonen und deren Eltern leiden nicht.
Kranke Menschen denen Therapiechancen genommen werden leiden schon.
Fundamentalisten und andere, die ihre "Würde" durch
Stammzellen bedroht sehen leiden nicht wirklich (im Vergleich zu
schwer kranken Menschen). Kein humaner Staat würde den
Stammzellimport verbieten.
22.12.01 Markus Weber
Bemerkung zu Rainer S.
Herr Rainer S.,
ich denke, Sie haben tatsächlich nicht wirklich begriffen, um
was es bei all den Fragen zum Thema Verwendung humaner embryonaler
Stammzellen geht. Dies machen auch Ihre teilweise absurden
Kommentare zu den anderen Stellungnahmen deutlich.
Nachdem Sie ihre Auffassung von der Bedeutung von Embryonen haben
("hirnlose Zellklumpen") und scheinbar nichts verstehen wollen, ist
jede weitere Diskussion mit Ihnen ziemlich zwecklos. Sie halten
Gegner der Embryonenforschung für Fundamentalisten,
während Sie selber erbittert und scheinbar festgefahren an der
Richtigkeit ihrer Auffassung kleben. Macht das einen Unterschied?
Ich denke kaum.
Sie reden davon, man solle sich "in der Debatte lieber an
fassbare
Tatsachen halten und fragen wem durch staatliches Handeln Leid
zugefügt wird: Überzählige Embryonen und deren
Eltern leiden nicht. Kranke Menschen denen Therapiechancen genommen
werden leiden schon. Fundamentalisten und andere, die ihre
"Würde" durch Stammzellen bedroht sehen leiden nicht wirklich
(im Vergleich zu schwer kranken Menschen)"
Herr Rainer S., es geht hier nicht um Leiden, sondern um die
Verfügung und die Vernichtung von Leben zum Zweck der Heilung.
Und dies ist mit keinem noch so "höherrangigen" Ziel zu
rechtfertigen.
Für manche genügt es auch, wenn dieser Forschungszweig
Arbeitsplätze schafft. Das ist dann offensichtlich auch ein
"höherrangiges" Ziel.
Danach bringen wir Schwerkranke einfach um, denn deren Pflege
kostet Geld und ersparen ihnen "Leiden". Dieses Geld zu sparen und
für "wichtigere" Dinge auszugeben wäre dann auch ein
weiteres "höherrangiges" Ziel. Mit so einer Argumentation kann
man alles auf die Spitze treiben. Ist das etwa ihre Auffassung?
Abgesehen davon ist Leiden ebenfalls ein sehr schwammiger und
dehnbarer Begriff. So dehnbar, dass andere, Schwerkranke aus
"Mitleid" umbringen. Womit wir beim Thema Euthanasie wären,
das hier nicht Thema ist. Sie sehen, es ist nicht alles so einfach,
wie Sie glauben.
Vielleicht denken Sie auch darüber einmal nach.
Zur Debatte in diesem Forum abschließend eine allgemeine
Anmerkung:
Die meisten Kommentare zeugen von derartiger Agressivität,
dass ich mir die Frage stelle, wie überhaupt eine
vernünftige Diskussion bei so einem Thema stattfinden soll,
wenn einigeTeilnehmer dieses Forums nichtmal Grundregeln von
Respekt gegenüber anderen Menschen in öffnetlichen
Debatten beherrschen. Dass diese dann auch keinen Respekt vor
"hirnlosen Zellklumpen", sprich menschlichem Leben haben, ist daher
schon fast verständlich.
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