Deutscher Bundestag
English    | Français   
 |  Home  |  Sitemap  |  Kontakt  |  Fragen/FAQ
Druckversion  |       
[ Übersicht ]   [ weiter ]

Themen zu komplex

  04.10.04 Peter Hintze, CDU/CSU
Ich bin aus grundsätzlichen wie auch aus europapolitischen Erwägungen gegen ein Referendum über die künftige europäische Verfassung. Unser Grundgesetz folgt dem Leitbild der repräsentativen Demokratie. Mit gutem Grund haben sich die Mütter und Väter unserer Verfassung dafür entschieden, die Verantwortung für alle grundsätzlichen politischen Fragen in die Hände der gewählten Vertreter des Volkes zu legen. Bei Volksentscheiden wird ein komplexer Sachverhalt û ganz besonders in unserer heutigen Mediengesellschaft û stets auf ein simples äJa oder Neinô reduziert. Eine derartige Vereinfachung wird in den allermeisten Fällen weder der Bedeutung noch der Vielschichtigkeit der vorliegenden Sache gerecht.

In den parlamentarischen Beratungen besteht demgegenüber ausreichend Gelegenheit, auch komplexen Sachverhalten die erforderliche Aufmerksamkeit zu widmen. Hier können das Für und Wider nüchtern und in der nötigen Intensität erörtert und gegebenenfalls auf externen Sachverstand zurückgegriffen werden. Dieses Vorgehen hat sich in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland hervorragend bewährt und erheblich zur Stabilität unserer Demokratie beigetragen. Daran sollten wir auch weiterhin festhalten.

Unabhängig von diesen prinzipiellen Erwägungen sehe ich die große Gefahr, dass das Plus an Bürgernähe, Transparenz und Demokratie in Europa, das wir mit der Verfassung erreichen wollen, mit einer Volksabstimmung im Ansatz verhindert werden könnte. Bei einer Volksabstimmung schlägt häufig die Stunde der politischen Extreme und der Populisten, mithin all derjenigen, die bei regulären Wahlen aus guten Gründen keine Chance haben. Ihnen wird bei Volksentscheiden eine Bühne geboten, auf der sie einfache Antworten geben können, aber keine Lösungen aufzuzeigen brauchen. Für diese Kräfte wäre eine Volksabstimmung ein willkommener Anlass, sich auf Kosten der europäischen Zukunft zu profilieren und latente Ressentiments auf Europa zu lenken.

  04.10.04 Phillip Wegener 24 J.
Sehr geehrter Herr Hinze,
Sie sind das beste Beispiel für einen völlig realitätsfremden und ignoranten Politiker. Durch Menschen wie sie, kommt es zu einer immer größeren Politikverdrossenheit unter den Bürgern. Wie können sie den Menschen die Mündigkeit absprechen bei politische Entscheidungen selbst zu urteilen und mitzubestimmen.So geht unsere heutige Demokratie früher oder später den Bach runter. Wir sind doch keine Lemminge in irgend einer Matrix, mit Herrn Hinze als Netzwerkadministrator.
Wenn sie,speziell in der CDU, ordentliche Politik machen würden, dann bräuchten sie auch keine Angst davor haben, das die Menschen bei Volksentscheiden und Wahlen rechte Parteien wählen oder sich für rechte Meinungen aussprechen.
Außerdem machen auch "Mütter und Väter" Fehler, was der Verlauf unserer ersten Demokratie,der Weimarer Republik, gezeigt hat.Wäre es zu einem Weltkrieg mit Holocaust gekommen, wenn es einen Volksentscheid für das gesamte deutsche Volk gegeben hätte. Ich denke nein!
Beginnen sie endlich damit den Bürger ernst zu nehmen und in die politischen Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen und denken Sie mal darüber nach, ob man die Hand beißen sollte, die "einen" füttert.

  12.10.04 Jürgen Langenbucher
Sehr geehrter Herr Hintze,

wenn ich auch sonst in fast allen Bereichen die Ansichten der CDU/CSU nicht so prima finde, so teile ich jedoch hier Ihre Ansicht, insbesondere den dritten Absatz Ihres Beitrages betreffend.
Ich möchte mir nicht vorstellen, wie die Stuttgarter zum Thema Todesstrafe nach den grausamen Polizistenmorden auf der Neckarbrücke in den 80ern abgestimmt hätten ...

Darf ich Ihren Beitrag auch dahingehend verstehen, dass Sie sich aus genanten Gründen auch gegen eine Unterschriftenaktion zum EU-Beitritt der Türkei aussprechen?

  15.10.04 Peter Krämer 69 Jahre
Sehr geehrter Herr Hintze,
Sie berufen sich darauf, daß unsere "Verfassungsväter", also genauer gesagt, die Authoren des Grundgesetzes, einen Volksentscheid nicht vorgesehen haben. Die haben aber auch die vielen anderen Änderungen des Grundgesetzes seit seines Inkrafttretens nicht unbedingt im Sinn gehabt. Sie plädieren dafür, daß politische Entscheidungen möglichst in Parlaments-Ausschüssen getroffen werden, was sich angeblich bewährt hat? Fakt ist, daß der Bürger die Entscheidungen der Parlamentarier nicht mehr versteht und nicht mehr nachvollziehen kann. Dies beweist doch die zunehmende Wahlmüdigkeit oder aber das Abschwenken auf rechte Parteien, wie die letzten Wahlen deutlich zeigen. Sie sprechen auch davon, daß zu den politischen Entscheidungen auch sogenannte "Fachleute" gehört werden sollen. Anscheinend sind die "normalen" Parlamentarier von der Materie überfordert, was mich auch nicht wundert. Mit Interesse lese ich die Lebensläufe der Parlamentarier, überwiegend Lehrer, Beamte, Gewerkschafts- und Verbandsfunktionäre. Kaum jemand aus der freien Wirtschaft. Die Grünen-Chefin Claudia Roth, 11 Jahre (Sic!) Ausbildung als "Dramaturgin". Katrin Göring-Eckardt: abgebrochenes Theologie-Studium, 2 Jahre Arbeit als Assistentin eines Abgeordneten, danach Fraktionschefin der Grünen. Redet über Sozial-Politik, als hätte sie 30 Jahre aktive Erfahrung. So geht es weiter, auch bei den SPD-lern, als auch in Ihrer Partei. Aber der Bürger ist nicht reif um Entscheidungen zu treffen. Ihre Ignoranz
ist beachtlich! Wo sind die wirklich guten alten Politiker der jungen Bundesrpublik geblieben. Ein Fritze Schäffer, der noch den Daumen auf der Kasse hielt, ein Carlo Schmidt, ein Ludwig Erhard etc etc. -
Warum sollten und durften wir Bürger nicht über den Euro oder die EU-Verfassung direkt entscheiden, so auch zum evtl. EU-Beitritt der Türkei. Man kann sich doch gegen
diesen Beitritt aus rein wirklich rein ökonomischen und evtl. gesellschaftspolitischen (Folter, Justiz, etc) Gründen dagegen entscheiden. Voraussichtlich 28
Milliarden jährlicher Zuschuß der Eu an die Türkei (wer zahlt wohl das meiste) wird die EU sprengen.

  21.10.04 Andreas Schulze
Wir leben in einer Epoche,in der immer mehr der Eindruck erweckt wird,die Politiker nehmen das Volk nicht wahr.Wenn ich mir anschaue, wie heute Wahlergbenisse von jeder Seite als Wahlerfolge öffentlich verkauft werden,obwohl im grunde jeder mehr oder minder starke Stimmenverluste hinnehmen musste,frage ich und viele andere Bürger wollen die "da oben" uns veralbern.In einer Zeit in der es aber den Menschen immer mehr ans existentielle geht,in der ihnen der Überlebenskampf nur noch wenig Freiraum für das Miteinander für Wärme und Nächstenliebe lässt,weil sie durch die Ellbogengesellschaft zu Egoisten mutieren müssen,wäre die Einführung eines Volksentscheids ein Zeichen der Politik ,dass sie noch Vertrauen in das Urteilsvermögen der Bevölkerung hat. Veehrter Herr Hintze,ich gebe Ihnen Recht,bei solchen Abstimmungen ist es sicher ein Problem die richtige Fragestellung für das jeweilige Abstimmngsthema zu finden,eine gewisse Form von Manipulation alleine durch die Fragestellung ist möglich. Doch zum einen habe ich das Vertrauen, dass es dazu Einigungen geben kann,zum anderen frage ich sie,was für eine Wahlmöglichkeit habe ich denn bei den Wahlen zum Bundestag oder für mich als Berliner zum Abgeordnetenhaus. Ich stimme für einen Menschen ,der mir noch nie begegnet ist,der zum großen Teil noch nicht mal in meinem Whlkreis wohnt,ich stimme für eine Partei,die auch nur zum kleinen Teil das macht was ich möchte oder die ich wie in sehr vielen Fällen für das geringere Übel halte. In einer bestimmten Form auch nur eine ja oder nein Wahlmöglichkeit,Regierungswechsel ja oder nein! Auch das Argument dass die Gründer des Grundgesetzes sich was dabei gedacht haben als sie auf die Einführung einer Volksabstimmung verzichteten, erscheint mir fragwürdig.Damals war der zweite Weltkrieg und die Hitlerdiktatur gerade einige wenige jahre her,die meisten derjenigen die am GG mitgearbeitet haben ,sind durch die Erlebisse während der Zeit von Weimar beeinflusst gewesen. Heute ist aber eine andere Zeit,die Deutschen haben sich als demokratietauglich erwiesen,genau wie es die Menschen in anderen europäischen Staaten sind,wo aber das Volk dieses Recht hat. Was damals sicher richtig war ,um diesen Land auch wieder mit einer sicheren politischen Stabilität eine Zukuntsperspektive zu geben,ist heute überholt und ich bin mir sicher viele dieser Väter und Mütter des GG wären in der heutigen Situation für die Einführung des Volksentscheids.Und noch was: Hitler ist durch normale Wahlen mit Hilfe kräftiger Unterstützung Teile des Kapitals,eines greisen schwachen Präsidenten und einer normalen Koalition mit Rechtskonservativen an die Regierung gekommen und beim Ermächtigungsabkommen vom März 33 haben alle Parteien bis auf die Sozialdemokraten und die schon verhafteten Kommunisten zugestimmt....ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit




Zurück zur Diskussionsübersicht

Seitenanfang [TOP]
Druckversion Druckversion