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Für einen Umstieg zur Privatversicherung

  09.07.04 Dieter Thomae, FDP
Das umlagefinanzierte System der gesetzlichen Krankenversicherung ist aus sich heraus nicht mehr reformierbar. Es ist nicht geeignet, die Herausforderungen aufgrund der demographischen Entwicklung, des medizinisch-technischen Fortschritts und des abnehmenden Anteils der Lohneinkommen am Bruttosozialprodukt zu bewältigen.

Das gilt auch für die Bürgerversicherung, wie sie SPD und Grüne favorisieren und die Gesundheitsprämie der CDU. Beide Konzepte führen über kurz oder lang zu einer Einheitszwangsversicherung, die die Bürger bevormundet. Die Bürgerversicherung hält zudem an der Koppelung von Krankenversicherungsbeiträgen und Lohnkosten fest und gefährdet damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.

Die FDP spricht sich stattdessen für einen sozial verantwortlichen Umstieg zu einer privaten Krankenversicherung für alle Bürger aus, wobei jeder Bürger die Möglichkeit erhält, seinen Versicherungsschutz frei zu wählen, vom Basisschutz bis hin zum Spitzenschutz.

Vorbedingung dafür ist sowohl eine entlastende Steuerreform als auch die Umwandlung des Arbeitgeberbeitrages in einen Lohnbestandteil. Vorgesehen ist eine Pflicht zur Versicherung für jeden Bürger. Der frei gewählte Tarif muss zumindest einen Regelleistungskatalog medizinisch unbedingt notwendiger Leistungen beinhalten. Alles andere ist Sache des Einzelnen. Die privaten Tarife werden risikogerecht mit Alterrückstellungen kalkuliert und schließen ein Kündigungsrecht für die Versicherungsanbieter aus, um lebenslangen Versicherungsschutz zu garantieren. Jeder Versicherer muss einen Regelleistungstarif anbieten, der ohne Risikozuschläge als Pauschale kalkuliert wird. Für diejenigen, die nicht in der Lage sind, die Prämien für den Regelleistungstarif zu bezahlen, gibt es Zuschüsse vom Staat bis hin zur kompletten Übernahme der Prämie.

  08.07.04 Wolfgang Eichholz
Grundsätzlich einverstanden.
Aber: Ist dieses Konzept schon einmal im Detail erarbeitet und durchgerechnet worden ?
Interessant ist doch hier der finanzielle Anteil, den der Staat für diejenigen aufbringen muss, die nicht in der Lage sind, irgendeine Verischerungsleistung aus eigenen Mitteln aufzubringen.
Auf welche Berechnungsgrundlage würde sich dieses Modell stützen ?
Und: Wir wissen, dass private Versicherer bei Versicherungsnehmern ab einem Lebensalter von 70 Jahren eine Versicherungsannahme meistens verweigern(Beispiel: Auslandsreise-Krankenversicherung).
Wenn wir davon ausgehen, dass ein Versicherungsnehmer seine Krankenversicherung auch NACH dem siebzigsten Lebensjahr wechseln darf, muss hier eine klare Regelung vorgelegt werden.

  11.07.04 Schütz Hans-Joachim
Sehr geehrter Herr Thomae.
Grundsätzlich ist es immer zu begrüssen, wenn neue Vorschläge zur Diskussion gestellt werden, die eine vorhandene Situation verbessern.
Die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land sind jedoch durch viele handwerkliche Fehler in den vergangen Jahren einerseits sehr skepisch gegenüber allem Neuen geworden, und andererseits sehr hellhörig und sensibel gegenüber den Zwischentönen eine Vorschlags.
Was meine ich damit?
Damit meine ich konkret und Punkt 1: Die klare Definition und den Unterschied zwischen Basisschutz und Spitzenschutz in der Praxis ohne eine 2-klassen-Medizin auch nur indirekt anzudeuten.
Damit meine ich konkret und Punkt 2: die detailierte Finanzierung zwischen einem SINGLE-Haushalt = 1 x privat Krankenversicher weil Einzelverdiener und einem 4-Personen-Haushalt = 4 x privat Krankenversichert weil FAMILIE.
Natürlich setze ich einen identischen Nettoverdienst voraus, wie es in der Praxis üblich ist.
Für eine konkrete Beantwortung dieser beiden Fragen an gleicher Stelle wäre ich Ihnen sehr verbunden.

Schütz Hans-Joachim
Bankkaufmann
weveiinstitut@email.de

  14.07.04 Timo Walde
Ich bin durchaus offen für eine private Absicherung,frage ist natürlich auch,ob es (mal wieder) bezahlbar ist.Den was ist mit den Niedrig und Niedrigst Einkommen bis 1000 Euro ? Wiviel Mrd. soll das ganze Kosten.Was ist mit dem Schutz damit die Bürger eine Eigene Altersvorsorge betreiben können ? (Nach derzeitiger Lage ist eine Absicherung im Falle von z.b Arbeitslosigkeit unmöglich).Wenn die Bürger immer mehr selber übernehemen sollen müssen die diese auch übernehemen können.Ansonsten könnte das ganze ein weiter Subventioniertes Mrd. Grab werden.
Irgendwann kommen dann die Subventionskürzungen,und dann stehen Mrd. da ohne Versicherung wie in den USA !

MFG Timo Walde

  22.07.04 Erhard Hein
Sehr schöner Vorschlag, sollte zunächst für FDP Mitglieder und deren Wähler eingeführt und 10 Jahre erprobt werden, dann können die schon vorgebrachten Bedenken genauestens beurteilt werden. Bei der FDP, der Partei der Besserverdienenten, kann ohnehin damit der geringste Schaden angerichtet werden, also auf zum Feldversuch meine Damen und Herren, nur Mut!

  03.08.04 Marco Herack
Hallo Herr Thomae, grundsätzlich bin ich durchaus Ihrer Meinung, doch vergessen Sie hierbei eines:

Wir leben nicht in dem System, dass solch einen Schritt sinnvoll erscheinen lässt. Die Regulierung durch den Staat ist in allen Bereichen zu hoch und umfassend. Es müssen erstmal die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Momentan hätte das Ganze wahrscheinlich zur Folge, dass die Absicherung des Einzelnen sinkt und die Kostendann steigen, wenn die Finanzierung erheblich schwieriger wird, im Alter. Mfg Marco Herack Projekt_Galt@web.de

  13.08.04 Thomas Weil
Sie mögen Recht haben, dass die vorgeschlagenen Modelle der SPD und Grünen sowie der CDU/CSU "Einheitszwangsversicherungen" sind. Ich frage mich nur, warum das denn so negativ ist.
Eine einheitliche Versicherung halte ich für erstrebenswert, siehe dazu den Artikel 3 des Grundgesetzes. Das "soziale Miteinander" in Deutschland zerfällt zusehends, und möchte nicht in einer Gesellschaft leben, die aus lauter Einzelkämpfern besteht, wobei es schon fast soweit ist. Jeder hat das Recht auf eine gute medizinische Betreuung, unabhängig von seiner Lebenssituation. Natürlich kann es die Möglichkeit geben eine zusätzliche Versicherung abzuschließen, wenn man auf sein Einzelzimmer nicht verzichten möchte. Aber einen Wettbewerb im Gesundheitswesen halte ich für schädlich. Ich möchte nicht eine Situation wie in den USA entstehen lassen, wo jeder der es sich leisten kann die bestmögliche Behandlung erhält, und der (grosse) Rest eben nicht.
Auch ein "Zwang" zur Krankenversicherung ist doch erstrebenswert. Es kann doch nicht sein, dass sich einige aus der Solidargemeinschaft ausklammern können, um für sie eine (kosten-)günstigere Lösung zu wählen, mit der Konsequenz dass auf die große Mehrheit eine Mehrbelastung zukommt. Das ist nicht mein Verständnis eines sozialen Miteinanders. Eine andere Seite ist die Aufhebung der paritätischen Finanzierung der Krankenversicherung. Es kann doch nicht sein, dass sich Unternehmen ihrer Verantwortung entledigen und nicht mehr direkt an den Krankheitskosten ihrer Mitarbeiter beteiligt werden sollen. In dieser Gesellschaft sind sogenannte "Zivilisationskrankheiten" entstanden, auch - wenn nicht zum großen Teil - durch die "Arbeitswelt". Das Argument der Lohnkosten kann ich nicht gelten lassen, wo kämen wir denn dahin, wenn plötzlich Errungenschaften wie Lebenserwartung, Ausbildungsstand und Produktivität nichts mehr wert sind.
Ich wehre mich gegen die Unterstellung, Arbeitnehmer in Deutschland würden "zuviel kosten", die Einstellung ist ziemlich menschenverachtend.

  23.09.04 Joachim Bauer
"Ich wehre mich gegen die Unterstellung, Arbeitnehmer in Deutschland würden "zuviel kosten", die Einstellung ist ziemlich menschenverachtend. "

Komisch, dass deutsche Unternehmen im Ausland billiger produzieren. Nur Krankheitskosten oder auch andere Faktoren wie Urlaub und Feiertage.

Eine Reform muß wohl überdacht sein. Die jetzige Situation ist auf Dauer nicht tragbar.
Kleine Schritte für den Anfang wären ja nicht schlecht. Warum bekommt der Patient nicht einen Kopie der Rechnung?
Der Krankenstand ist gesunken, das steht fest. Und ich denke es liegt mehr an der Angst um den Arbeitsplatz als an der weiterentwickelten Medizin.
Kosten könnten direkt bei der Basis eingespart werden und daher begrüßte ich die Einführung der Praxisgebühr.
Ich kann nur sagen: "Weiter so!"
Und Hartz IV wird auch seine Früchte tragen!




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