6. April
2004
Suchtprävention ist
Gesundheitsförderung
Renate
Gradistanac im Gespräch mit der Fachambulanz für
Abhängigkeitserkrankungen Calw
Ziel der
Arbeitsmarktreform im Rahmen von Hartz IV ist es, eine einheitliche
Leistung und Betreuung aus einer Hand zu erbringen. Erreicht werden
soll dies durch die Einrichtung von Arbeitsgemeinschaften. In
diesen Arbeitsgemeinschaften sollen die Agenturen für Arbeit
und die Kommunen gleichberechtigt zusammen arbeiten, so auch im
Bereich der Suchtberatung. Passt dies mit den Strukturen der
Suchtberatung im Landkreis Calw zusammen? Sind die
Suchtberatungsstellen für diese Teamarbeit gerüstet? Zu
diesen und weiteren Fragen informierte sich die
SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac bei Heiderose
Nestle-Röhm, Familientherapeutin in der Fachambulanz für
Abhängigkeitserkrankungen in Calw.
Abhängigkeitserkrankungen präventiv vorzubeugen,
Suchtkranke und deren Angehörige zu beraten und zu behandeln,
stehe im Mittelpunkt der Arbeit der Fachambulanz für
Abhängigkeitserkrankungen in Calw und ihren Außenstellen
in Nagold und Calmbach, berichtete Familientherapeutin
Nestle-Röhm. Das Aufgabengebiet reicht von der Koordinierung
der Hilfeplanung bis zur Durchführung der ambulanten
Rehabilitation und Nachsorge. Beraten wird in Einzelgesprächen
und in Gruppen. Zurzeit gibt es 21 Gruppenangebote. Hierzu
zählen zum Beispiel die Selbsthilfegruppen. Einmalig in
Baden-Württemberg ist die ambulante Therapiegruppe im
Drogenbereich. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer werden
nicht nur von der Fachambulanz ausgebildet, sondern auch
ständig begleitet.
Als
jahrelanges und ehemaliges Mitglied im Psychosozialen Arbeitskreis,
dem Arbeitskreis Suchtprophylaxe und dem Unterarbeitskreis Familie
und Erziehung zeigte sich Renate Gradistanac beeindruckt von der
Vielfalt und Qualität der Leistungen der Suchtberatungsstellen
in ihrem Landkreis. Aus ihrer Sicht sei gerade die Begleitung der
ehrenamtlich Tätigen sehr wichtig, so die
SPD-Bundestagsabgeordnete.
Die
Beratungsstellen arbeiten eng mit Fachkliniken, Ärzten und
Krankenhäusern zusammen. Kooperationspartner sind auch die
Sozialen Dienste und Einrichtungen der Jugendarbeit sowie die
Kommunen und Betriebe. Hierbei haben von allem die Prävention
und die Begleitung von Suchtkranken und ihren Angehörigen eine
große Bedeutung, führte Heiderose Nestle-Röhm
weiter aus. Präventionsmaßnahmen werden in Familien und
Kindergärten, in der Jugendarbeit, in
Elterngesprächskreisen und in Betrieben durchgeführt.
Renate Gradistanac betonte, wie wichtig es sei, bei der
Weiterentwicklung der Arbeitsverwaltung auf diese kostbaren
Strukturen zurückgreifen zu können. „Das umfassende
Angebot von der Prävention bis zur Nachsorge ist die
Grundlage, auf der hervorragend kooperiert werden kann“,
sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete, so dass die Fachambulanz mit
ihren gut funktionierenden Strukturen für eine Integration in
die Arbeitsgemeinschaften im Rahmen von Harz IV gerüstet
sei.
Besorgt
zeigten sich die beiden Gesprächspartnerinnen über die
steigenden Fallzahlen. Ein ständiger Anstieg sei sowohl bei
den Suchtproblemen als auch bei der Inanspruchnahme des Angebotes
der Fachambulanz zu verzeichnen, verdeutlichte die
Familientherapeutin. Im Jahr 2003 fanden 4.921 Einzelgespräche
und 4.328 Gruppenkontakte statt. Über 90
Präventionsmaßnahmen mit 228 Terminen in Familien und
Kindergärten, in der Jugendarbeit und Schulen sowie Vereinen
und Betrieben wurden durchgeführt. „Dies zeigt wie
wichtig es ist, die Fachambulanz mit ihrem Netzwerk und ihrer seit
fast 30 Jahren aufgebauten Fachkompetenz zu erhalten. Ihre Arbeit
stärkt insbesondere die Familien“, hob die Jugend- und
Familienpolitikerin Renate Gradistanac hervor.
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