11. Juni
2004
Positives von der Post?
Renate
Gradistanac: Gute Nachrichten für Herrenalb
und
Nordstetten
Die Deutsche
Post richtet erstmals aus eigenem Antrieb im Wahlkreis
Calw/Freudenstadt eine neue Servicefiliale ein. Dies teilt die
SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac mit. Der
Bürgermeister von Bad Herrenalb, sagt Gradistanac, habe
ungläubig erstaunt angesichts dieser Nachricht reagiert:
„Die Stadt hat damit überhaupt nicht gerechnet.“
Auch der Filialbetrieb in Horb-Nordstetten soll 2005 unter neuer
Leitung fortgesetzt werden.
Rotensol,
Stadtteil von Bad Herrenalb, liegt fünf Kilometer von der
Stadt entfernt und zählt 2275 Einwohner. Hier sucht die Post
einen Einzelhändler für den Betrieb einer
Post-Service-Filiale im Nebenerwerb. Norbert Mai, seit 150 Tagen
Bürgermeister von Bad Herrenalb, ist sehr angetan ob dieser
ersten richtig guten Nachricht in seiner Amtszeit: „Wir sind
sehr, sehr überrascht - und sehr erfreut.“ Rotensol mit
seinen Hotels und Pensionen könne den Post-Service gut
gebrauchen.
„Freiwillige Selbstverpflichtung über das
vorgegebenen gesetzliche Maß hinaus“ - dies ist die
Formel, mit der die Post offensiv wirbt. Sie reagiert damit auf
einen fraktionsübergreifenden Beschluss im Bundestag vom Juni
2003 wider den Service-Abbau. Auf Nachfrage der SPD-Abgeordneten
Renate Gradistanac sagt Post-Sprecher Thomas Hauger: „Wir
kürzen das Verfahren ab und werden bis Ende 2004 bundesweit
1500 neue Filialen einrichten.“ Im Wahlkreis
Calw/Freudenstadt ist Bad Herrenalb die einzige - bislang. Hauger:
„Wir prüfen weitere Standorte.“
Positives von
der Post gab es in den vergangenen zwölf Monaten nur wenig zu
berichten. Sie hängte im ganzen Land Briefkästen ab und
verärgerte damit die Bevölkerung, aber auch manchen
Bürgermeister, weil die Kommunen spät oder gar nicht
informiert worden waren. Dann wurden die Betreiber von
Postagenturen unter Druck gesetzt, als der Konzern neue
Vertragskonditionen diktierte. Ein Drittel der Agentur-Betreiber
mochte zu den neuen Konditionen nicht mehr mit der Post
zusammenarbeiten und kündigte, so auch die Betreiberin der
Agentur in Horb-Nordstetten - deren Vertrag läuft zum 31.
März 2005 aus.
Thomas Hauger,
Regionaler Politikbeauftragter der Deutschen Post in Stuttgart,
widerspricht den Vorhaltungen, die Post habe die
Vertragsänderungen gezielt benutzt, um das Agenturnetz
auszudünnen. Hauger: „Dies ist falsch. Wir haben
überall dort, wo die Erfordernisse für eine Postagentur
fortbestehen, neue Partner gesucht.“ Nordstetten mit seinen
über 2000 Einwohnern werde seine Agentur behalten; im Herbst
werde die Post sich auf die Suche nach einem neuen Betreiber
machen.
Die
SPD-Abgeordnete Renate Gradistanac begrüßt den
Vorstoß grundsätzlich: „Ich denke, die Post ist
gut beraten, wenn sie sich wieder an ihre Aufgaben erinnert und die
Versorgung gewährleistet. Für Bad Herrenalb freue ich
mich, ebenso über das Versprechen für Nordstetten. Aber
diese eine Neueröffnung wiegt natürlich die vielen
Schließungen anderenorts in diesem und im vorigen Jahr nicht
auf. Und mit den Schließungen in den Dörfern soll es ja
weitergehen.“
Tatsächlich dürfte sich die Versorgung in schwach
besiedelten Gebieten weiter verschlechtern. Die Post will zwar
republikweit 1500 neue Filialen einrichten - künftig, und das
ist neu, auch in reinen Wohngebieten mit über 2000 Einwohnern.
In zusammenhängend bebauten Wohngebieten mit über 4000
Einwohnern soll im Umkreis von zwei Kilometern eine Filiale
existieren. Gleichzeitig jedoch will die Post Filialen und
Agenturen schließen, die sich wirtschaftlich nicht rentieren
und/oder einen zu geringen Einzugsbereich haben. Thomas Hauger:
„Sukzessive werden wir die Anzahl der Filialen auf das
Mindestmaß von 12.000 reduzieren.“
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