15. Juli
2004
Neues
Hilfsangebot im Kreis?
Renate
Gradistanac (SPD) informiert sich über
Hilfen bei
sexueller Gewalt
Hinsehen,
handeln, helfen ist das Motto eines Aktionsplans der
Bundesregierung gegen sexuelle Gewalt. Aber wie hilft und handelt
man lokal? Darüber sprach vorige Woche die
SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac mit Frauen vom
Arbeitskreis gegen sexuelle Gewalt und Landrat Werner
Köblitz.
In Calw
existiert seit 1991 der Arbeitskreis gegen sexuelle Gewalt;
wichtigstes Ziel seit 13 Jahren ist es, eine Beratungs- und
Therapiestelle im Kreis Calw zu schaffen - daran erinnerte
Elisabeth Goth-Feth, Sozialpädagogin und Mitglied im
Arbeitskreis. „Vereinzelte Aktionen und punktuelle Angebote
sind zu wenig. Wie in der Suchtberatung brauchen wir
Fachkräfte vor Ort, die Menschen mit ihrer Not
begleiten.“
Politisch sei
seit 1991 kreisweit wenig erreicht worden, erläuterte
Heiderose Nestle-Röhm, Sozialpädagogin bei der
Fachambulanz für Abhängigkeitserkrankungen in Calw:
„Stellen werden gestrichen, es fehlen Stellen für die
Einzelberatung, Nachbarkreise lehnen Hilfe ab, niedergelassene
Therapeuten sind in dieser Disziplin nicht ausgebildet.“ Ihr
Vorschlag: Im Calwer Landratsamt könnte eine Außenstelle
der Fachberatungsstelle gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und
Jungen, Lilith in Pforzheim, geschaffen werden. Das Lilith-Angebot
richtet sich an Kinder und Jugendliche, Eltern und Bezugspersonen
in Pforzheim und dem Enzkreis; Lilith beschäftigt in Teilzeit
je eine Pädagogin, Psychologin, Heilpädagogin und eine
Sozialpädagogin.
Landrat Werner
Köblitz hörte den Wunsch wohl, wollte aber nichts
versprechen. „Es muss darum gehen, ohne großen
finanziellen Aufwand die Kompetenz zu erhöhen.“ Renate
Gradistanac bat zu prüfen, wie die Vorbeugung und Beratung,
die Hilfe und Therapie angeboten werden kann. Wir müssen das
Nötige tun und dürfen das Notwendige nicht
aufgeben.“
Die
bundesweite Präventionskampagne „Hinsehen, handeln,
helfen“, so Renate Gradistanac, sensibilisiere die
Öffentlichkeit über sexuelle Gewalt und fordere Eltern
und Erzieherinnen und Erzieher auf, Kinder vor sexueller Gewalt zu
schützen. „Darüber hinaus müssen wir konkret
dafür sorgen, dass Opfer sexueller Gewalt geholfen
wird.“
Der Bedarf
jedenfalls sei hoch, berichtet Martina Bühler, Vorsitzende des
Kinderschutzbunds Calw. „Wir können nicht beraten und
wissen nicht, an wen wir die Problemfälle vermitteln
sollen.“ Dringend notwendig, ergänzt Elisabeth
Goth-Feth, sei die Beratung auch im Falle von Pflegekindern:
„Pflegeltern wollen keine von sexueller Gewalt betroffene
Kinder. Könnten wir die Eltern beraten, könnten mehr
Pflegekinder vermittelt werden.“
Mitglieder des
Arbeitskreises sollen im entsprechenden Ausschuss des Kreistags
über die Arbeit des Arbeitskreises gegen sexuelle Gewalt
berichten. In einem halben Jahr will sich der Landrat erneut mit
den Frauen vom Arbeitskreis treffen.
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