29. Juni
2004
Handwerker als Berater
Schulamtsdirektor Pröchtel zu Besuch
bei Renate
Gradistanac (SPD)
Der Leiter des
Staatlichen Schulamts Freudenstadt, Hans-Joachim Pröchtel,
will den Ausbau der Ganztagesschule in den Kreisen Calw und
Freudenstadt „zu meiner besonderen Aufgabe“ machen und
das Handwerk noch mehr als bisher schon, als Partner für die
Hauptschule gewinnen.
Dies
erklärte Regierungsschuldirektor Pröchtel bei einem
Treffen mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Renate Gradistanac in
deren Bürgerbüro in Nagold. Hans-Joachim Pröchtel
denkt an unkonventionelle Lösungen, um die Akzeptanz der
Hauptschulen zu steigern. „Die Hauptschulen sollen unter
anderem Praktiker ausbilden, also brauchen die Hauptschulen hohen
Praxisbezug. Sie brauchen Schulmeister und Handwerksmeister. Jeder
Hauptschule sollte, wenn irgend möglich, ein Handwerksmeister
zur Verfügung stehen, der berät und
begleitet.“
Pröchtel
wünscht sich an ein Partnerschaftsmodell zwischen Kammern und
Schulen. „Warum soll ein Schüler nicht einmal
wöchentlich in einen Betrieb hineinschnuppern? Die Wirtschaft
ist zur Mithilfe herzlich eingeladen. Es hilft nicht, über
schlechte Abschlüsse zu jammern.“ Renate Gradistanac
dankte für die klare Position: „Bildung ist eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ich werde beim Handwerk für
eine Kooperation werben.“
Die
SPD-geführte Bundesregierung stellt den Ländern bis 2007
vier Milliarden Euro für den Auf- und Ausbau von
Ganztagesschulen zur Verfügung, in Baden-Württemberg
werden in diesem Jahr 235 Millionen Euro in 272 Ganztagesprojekte
investiert. „Die Ganztagesschule“, sagt Renate
Gradistanac, „ist eines von mehreren Betreuungsangeboten, das
wir fördern, aber ein sehr wichtiges. Deutschland hat hohen
Nachholbedarf bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier
setzen wir an.“
Hans-Joachim
Pröchtel zog eine erste positive Zwischenbilanz. In den
Kreisen Freudenstadt und Calw sind fünf Hauptschulen in
Ganztagesschulen umgewandelt worden - die Zellerschule in Nagold,
die Kepler-Hauptschule in Freudenstadt sowie die Hauptschulen in
der Badstraße in Calw und in Calw-Heumaden. Bereits genehmigt
ist ebenfalls der Ganztagesbetrieb an der Hauptschule in Horb. Drei
Sonderschulen bieten Ganztagesbetreuung an. „Darauf darf die
Politik stolz sein.“
„An
weiteren Umwandlungen arbeiten wir“, sagt Pröchtel.
„In der Ganztagesschule liegt mittelfristig die Zukunft; jede
Schule, die hier einen pädagogisch begründeten Bedarf
erkennt, muss Interesse daran haben.“ Die Schulen
könnten sich so ein Profil geben und untereinander auch in
einen positiven Wettbewerb treten. Das zusätzlich für den
Aufbau des Ganztagesbetriebes zur Verfügung gestellte Geld
führe in den Kommunen auch zu der Überlegung, andere
Bildungsträger - Volkshochschulen, Musikschulen, Vereine -
einzubinden. "Mein Wunsch ist es, dass Freudenstadt und Calw
insgesamt als kinderfreundliche Region noch mehr als bisher schon
an Profil gewinnen."
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