Berlin, 5.
März 2003
Innovationen
durch Frauen - Gleichstellung ist Motor der
Modernisierung
Anlässlich des Internationalen Frauentages 2004 am 8.
März erklären die frauenpolitische Sprecherin der
SPD-Bundestagsfraktion, Christel Humme, und die zuständige
Berichterstatterin, Renate Gradistanac:
Unsere
Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Modernisierung des
Arbeitsmarktes, Modernisierung der sozialen Sicherungssysteme,
Bewältigung des demographischen Wandels, Innovationen in
Bildung und Forschung sind die Aufgaben, die wir
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten momentan meistern. Diese
Neuerungen bergen Risiken, vor allem aber bringen sie große
Chancen, Chancen auch für Frauen. Wir werden diese Chancen zu
nutzen wissen. Denn eines sollte uns allen klar sein:
Modernisierung der Gesellschaft geht nur mit der Gleichstellung von
Frauen und Männern. Das zeigen uns andere Länder seit
Jahren eindrucksvoll.
Der
Internationale Frauentag ist Anlass, Bilanz zu ziehen und nach
vorne zu blicken. Dabei wird deutlich, dass die Forderung nach
Gleichstellung für Frauen nichts von ihrer Aktualität
verloren hat. Chancengleichheit beim Erwerb von Bildung, bei der
Ausbildung, der Berufswahl und -tätigkeit, der Entlohnung und
in der Familie bleiben frauenpolitische Themen und
gesamtgesellschaftliche Herausforderungen.
Innovationen
durch Frauen in Führungspositionen und durch gerechte
Bezahlung:
Frauen sind
heute so gut ausgebildet wie nie zuvor, in Führungspositionen
sind sie aber nach wie vor eine seltene Spezies. Und Frauen
verdienen immer noch 30 Prozent weniger als ihre männlichen
Kollegen. Gleichheit in der Bezahlung muss hergestellt werden. Die
Tarifparteien sind aufgefordert, hier endlich zu handeln. Darauf
werden wir Frauen der SPD-Bundestagsfraktion immer wieder
aufmerksam machen. Dort, wo wir selbst gleiche Bezahlung herstellen
können, werden wir handeln. Der Bundesangestelltentarif wird
zur Zeit überarbeitet und geschlechtsneutral
gestaltet.
Innovationen
durch Frauen in Zukunftsberufen:
Mehr Frauen in
den Zukunftsberufen, mehr Frauen an den Hochschulen und in der
Wissenschaft- das bleibt Ziel sozialdemokratischer
Gleichstellungspolitik. Programme der Bundesregierung,
beispielsweise zur Förderung von Frauen an den Hochschulen,
sind erfolgreich und werden von uns weiterentwickelt
werden.
Innovationen
durch Frauen in der Privatwirtschaft:
Die
Bilanzierung der freiwilligen Vereinbarung zwischen Bundesregierung
und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zeigt, dass
die Gleichstellung in den Betrieben vorankommt - aber leider nur im
Schneckentempo. Die Unternehmen sind aufgefordert, hier mehr Tempo
zu machen, um die Zeichen der Zeit nicht zu verschlafen. Denn mit
der nur zögerlichen Umsetzung der Vereinbarung schadet die
Wirtschaft in erster Linie sich selbst. Kluge Unternehmer wissen,
welch gut ausgebildete und hoch motivierte Mitarbeiterinnen sie in
den Frauen haben. Das Potenzial der Frauen zu vernachlässigen,
kann sich eine Volkswirtschaft, die als wesentliche Grundlage das
Wissen und die Ideen ihrer Beschäftigten hat, gar nicht
leisten.
Daher halten
wir - wie im Koalitionsvertrag vereinbart - gesetzliche Regelungen
für die Privatwirtschaft für notwendig. Dabei wird es
jetzt vor allem auf die zügige Umsetzung der EU-Richtlinien
zur Verwirklichung der Gleichbehandlung ankommen. Eine Verankerung
von Klagebefugnissen, eine sinnvolle Ausstattung der geplanten
nationalen Gleichstellungsstelle und eine Verpflichtung der
Unternehmen, für eine ausreichende geschlechtsspezifische
Datengrundlage in Unternehmen zu sorgen, sind dabei wichtige
Umsetzungsschritte.
Innovationen
durch Frauen mit Beruf und Familie:
Frauen haben
ein Recht auf Eigenständigkeit, auf einen eigenen Beruf und
ein eigenes Einkommen. Kinder haben ein Recht auf optimale Bildung.
Deshalb verbessern wir die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von
Familie und Beruf. Die Bundesregierung investiert vier Milliarden
Euro in den Ausbau von Ganztagsschulen. Außerdem werden wir
die Betreuung von Kindern bis zu drei Jahren - in einem gemeinsamen
Kraftakt mit den Kommunen - ausbauen.
Innovationen
durch Frauen mit guter sozialer Sicherung:
Eine
existenzsichernde Erwerbstätigkeit bringt den Frauen die
Möglichkeit, für das Leben im Alter schon heute
vorzusorgen. Deshalb haben Frauen einen Anspruch auf gleiche Tarife
in der staatlich geförderten privaten Altersversorgung.
Unisex-Tarife bei der Riesterrente einzuführen, ist das Gebot
der Stunde. Hierfür werden wir Frauen der
SPD-Bundestagsfraktion uns einsetzen. Das verlangt das
Gleichheitsgebot des Grundgesetzes. Das verlangt auch die
politische Vernunft. Denn nur Frauen mit guten eigenen
Alterseinkünften sind in der Zukunft nicht auf
Transferleistungen des Staates angewiesen.
Innovationen
durch Gender Mainstreaming:
Die Anwendung
des Gender-Mainstreaming muss weiter konsequent erfolgen.
Gender-Mainstreaming ist Strategie und Methode für
Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern. Inzwischen wurde -
wie im Koalitionsvertrag festgelegt - das Gender-Kompetenzzentrum
an der Humboldt-Universität errichtet. Es wird vom
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
gefördert und vermittelt Gender-Wissen und -Kompetenz in
unterschiedlichen Sachgebieten.
Innovationen
durch Frauen in Europa:
Europa ist
weiblich - 50 Millionen Frauen kommen in diesem Jahr durch den
Beitritt der neuen EU-Mitgliedsländer hinzu. 240 Millionen
Europäerinnen erwarten gleiche Chancen und Rechte in einem
modernen Europa. Deshalb bleibt die Absicherung von Frauenrechten
in der Europäischen Verfassung ebenfalls auf unserer
Tagesordnung.
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