2. Dezember
2004
Die
Kaserne wird geschlossen. Aber nicht verschenkt.
Zwei klare
Botschaften der Berlin-Reise zu Renate Gradistanac:
Die
Bundeswehr zieht definitiv ab. Der Bund hilft Horb bei der
Konversion
Umsonst war
die Reise der Delegation aus Horb nach Berlin nicht, auch wenn in
dem von Renate Gradistanac (SPD) gestern arrangierten Gespräch
früh klar war: Die Bundeswehr zieht aus Horb ab, die
Hohenbergkaserne wird geschlossen. Als sehr wertvoll könnte
sich noch der persönliche Kontakt zu Karl Diller (SPD),
Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium,
erweisen. Er bot OB und Landrat eine enge Partnerschaft bei der
Umnutzung des Bundeswehrareals an.
Die
Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac hatte der von
Oberbürgermeister Michael Theurer angeführten Delegation
für das einstündige Treffen in der Parlamentarischen
Vertretung des Deutschen Bundestags vier Gesprächspartner
vermittelt: die Parlamentarischen Staatssekretäre der SPD,
Walter Kolbow (Verteidigung) und Karl Diller (Finanzen) sowie von
der SPD-Bundestagsfraktion deren Verteidigungspolitischen Sprecher
Rainer Arnold und den Vorsitzenden der baden-württembergischen
Landesgruppe, Christian Lange.
Karl Diller
verstand es, über seine Fachkompetenz als
Finanz-Staatssekretär hinaus seine Sachkenntnis in Fragen der
Konversion - einer Umnutzung der Kaserne für zivile Zwecke -
deutlich zu machen. Diller ist SPD-Bundestagsabgeordneter aus Trier
und weiß aus Rheinland-Pfalz im Detail, wie mehrere
Garnisonsstädte den Abzug der französischen Armee
bewältigt haben.
Diller bot dem
OB die Unterstützung des Bundes an, etwa durch Mitfinanzierung
von Machbarkeitsstudie und Nutzungskonzept, etwa durch
Gewährung eines Aufschubs bei Bezahlung des Kaufpreises.
Diller verwies auf diverse Fördertöpfe (europäischer
Strukturfonds, Städtebau-Förderung) und nannte das
Beispiel Trier: Dort wurde in diesem Jahr ein Teil des einstigen
Militärgeländes für die Landesgartenschau genutzt,
in der Kaserne ist eine Fachhochschule untergebracht.
Dem Wunsch des
Horber Oberbürgermeisters, der Bund möge der Stadt das
Gelände im Falle einer Nutzung für den
„Gemeinbedarf“, etwa als Schule, schenken - auch mit
Blick auf die beim Bau der Kaserne 1936 von der Stadt dem Reich
geschenkten Grundstücken - mochte Staatssekretär Diller
nicht nachgeben: „Verschenken geht nicht. Es wird der
Verkaufswert ermittelt, und in Verhandlungen wird der
tatsächliche Verkaufspreis festgelegt.“
Horb freilich,
darauf wies Landrat Peter Dombrowsky hin, hat im Fall der
Haugensteinsiedlung erfahren, wie zäh sich
Verkaufsverhandlungen mit der Bundesvermögensverwaltung
bisweilen gestalten. Das „NATO-Siedlung“ genannte
Viertel in Nachbarschaft zur Kaserne beherbergte einst
französische Offiziere und gehört bald 20 Jahre nach
Abzug der Franzosen unverändert dem Bund - ein Investor fand
sich bislang nicht. Staatssekretär Diller bot auch hier
unkonventionelle Hilfe an: Sollte es Probleme mit der
Bundesverwaltung vor Ort geben - „Rufen Sie mich
an!“
Zuvor hatte
Walter Kolbow, Staatssekretär im Verteidigungsministerium, den
Schließungs-Beschluss vom 2. November wiederholt („Die
Entscheidung ist endgültig, wir gehen auch nicht in
Revision“) und auf Nachfrage der CDU-Landtagsabgeordneten Dr.
Carmina Brenner („Jetzt mal knallhart, Herr
Staatssekretär“) zementiert: „Nein, es gibt keine
Chance mehr, die Stationierung des Lazarettregiments 41 neu in Ulm
noch zu verhindern.“
Die
Gründe sind bekannt, der mit der Stationierung befasste und
extra von der Hardthöhe aus Bonn angereiste Oberst Horst
Gohrke legte sie noch einmal dar: Obschon die Hindenburgkaserne in
Ulm kleiner ist als die Hohenbergkaserne in Horb, können dort
die diversen Regimentsteile besser zentralisiert werden. In Horb
müssten bis zu vier Millionen Euro in den Bau von Lagerhallen
investiert werden. Die Betriebskosten lägen dadurch um 30
Prozent höher als in Ulm. Gohrke: „Die Unterkunft oder
der in Horb fehlende Schießstand sind nicht entscheidend.
Gegen Horb sprechen die höheren Betriebskosten, für Ulm
spricht die Nähe zum Bundeswehrkrankenhaus.“
Wie lange die
Bundeswehr in Horb bleiben soll und wann die Kaserne geschlossen
wird, das, sagte der Oberst, könne frühestens Ende
März prognostiziert werden.
Neben OB
Theurer, MdL Brenner und Landrat Dombrowsky - er vertrat zugleich
den Regionalverband Nordschwarzwald - gehörten der Delegation
an: Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz, Hans-Peter Henninger
als Vertreter der Handwerkskammer Reutlingen sowie die Vorsitzenden
der Gemeinderatsfraktionen Gerhard Munding (CDU), Thomas Mattes
(SPD) sowie FD/FW-Stadtrat Herbert Beutter.
Bildunterschrift:
Gestern um die Mittagszeit im Foyer der Parlamentarischen
Gesellschaft des Deutschen Bundestags, unweit des Berliner
Reichstags - die Delegation aus Horb und die Politiker stellen sich
nach dem Gespräch zum Gruppenbild. Unser Bild zeigt vorne
zentral Gastgeberin MdB Renate Gradistanac (SPD) mit Horbs
Oberbürgermeister Michael Theurer, der Parlamentarische
Staatssekretär im Finanzministerium, Karl Diller (SPD), und
Landrat Peter Dombrowsky; zweite Reihe (von links): MdL Dr. Carmina
Brenner (CDU), Gerhard Munding (Vorsitzender der
CDU-Gemeinderatsfraktion Horb), der Parlamentarische
Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Walter Kolbow
(SPD), und Hans-Peter Henninger (Handwerkskammer Reutlingen) sowie
hinten (von links): FD/FW-Stadtrat Herbert Beutter, Thomas Lehnen
(Büro Kolbow), Thomas Mattes (Fraktionsvorsitzender der
SPD-Gemeindratsfraktion), Oberst Horst Gohrke, Christian Lange,
Vorsitzender der SPD-Landesgruppe und Rainer Arnold,
Verteidigungspolitischer Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion.
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