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Renate Gradistanac
Mitglied des Deutschen Bundestages
SPD
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9. Dezember 2004

Frauenhaus Calw in Gefahr

Renate Gradistanac fordert klares Bekenntnis und strebt Fachgespräch an

Das autonome Frauen- und Kinderhaus in Calw muss um seine Existenz bangen. Das ist zwar kein ganz unbekannter Zustand für die 1991 geschaffene Einrichtung, so ernst war es jedoch noch nie. Diese Sorgen trugen zwei Vertreterinnen des Frauenhauses der SPD-Bundestagsabgeordneten Renate Gradistanac im eingehenden Gespräch im SPD-Bürgerbüro in Nagold vor.

Im Grunde habe sich, so die Abgeordnete, durch die neue bundesweite Sozialgesetzgebung für das Frauenhaus nichts geändert. Es sei abgesichert, dass betroffene Frauen nach Hartz IV Anspruch auf das Arbeitslosengeld II haben. Auch das von der rot-grünen Bundesregierung beschlossene Gewaltschutzgesetz mache Frauenhäuser nicht überflüssig. Bundesweit seien jedoch Frauenhäuser in ihrer Existenz bedroht und dieser Trend mache offensichtlich auch nicht vor dem Nordschwarzwald Halt.

„Wir brauchen in der Region ein klares Bekenntnis dafür, dass wir das Frauenhaus wollen“, fordert Gradistanac und sieht bei der Finanzierung der Einrichtung auch das Land in die Pflicht genommen. Bei allem Verständnis für Sparsamkeit in Land, Landkreis und Gemeinden müsse das Frauenhaus seine wichtige, auch präventive, Aufgabe wahrnehmen können. Denn, so erläuterten die Sozialpädagoginnen, das Frauenhaus sei nicht nur eine Fluchtburg für Kinder und Frauen bei physischer und psychischer Gewalt, sondern biete zudem Frauen in extremen Lebenslagen die Chance zu einem neuen und selbständigen Start. Zur Präventivarbeit trage die kostenlose ambulante und stark frauenspezifische Beratung bei, die immer stärker in Anspruch genommen und in dieser, oft zeitaufwendigen, Form von keiner anderen Einrichtung im Landkreis angeboten werde.

Das Frauenhaus in Calw, 1991 mit 30 Plätzen unter schwierigen Bedingungen gegründet, zählt heute noch 18 Plätze für Frauen und Kinder. Es wird getragen von einem rund 150 Mitglieder zählenden Verein „Frauen helfen Frauen“. Da sich in Zeiten knapper Mittel der öffentlichen Hände die bisherigen Kostenträger und Zuschussgeber immer stärker zurückziehen, muss das Frauenhaus von seinen Klientinnen einen Tagessatz von derzeit fast 46 Euro erheben, für die allermeisten Frauen unerschwinglich.

Die Zeichen für das Überleben des Frauenhauses, das auch von Frauen aus den Nachbarkreisen in Anspruch genommen wird, stehen also nicht gut. Renate Gradistanac fragt sich: „Haben Frauen in diesem Landkreis wirklich keine Lobby?“