19. Dezember
2004
Für
Frauen in Not
Mehr als
nur eine Anlaufsstelle bei Gewalt und sexuellem
Missbrauch
War das eine
Überraschung im Landratsamt zu Calw! Freute sich die
Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac (SPD): „Wir sind
einen Riesenschritt weitergekommen“; Martina Bühler,
Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes, sprach von
einem „ungeheuren Motivationsschub“, Heiderose
Nestle-Röhm vom Badischen Landesverband Suchtberatung fand es
„einfach nur Klasse“.
Was die Frauen
erfreute, war die Zusage von Landrat Werner Köblitz, im
Landkreis Calw eine neue Anlaufstelle „Gewalt und sexueller
Missbrauch“ einzurichten. Sie wird angesiedelt bei der
psychosozialen Familienberatung des Evangelischen Diakonieverbandes
im Landkreis.
Es war kaum
ein halbes Jahr her, da hatte der Arbeitskreis gegen sexuelle
Gewalt beim Landrat in dieser Sache vorgesprochen. Der Aktionsplan
der Bundesregierung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor
sexueller Gewalt und Ausbeutung müsse auch vor Ort umgesetzt
werden, so damals die Forderung von Renate Gradistanac. Wusste die
Abgeordnete doch, dass die Polizeistatistik im Wahlkreis etwa 100
Fällen von sexueller Gewalt, meist gegen Kinder, ausweist. Und
in diesen Bereichen ist die Dunkelziffer noch immer gewaltig
hoch.
Das
Landratsamt hatte sich nicht lang bitten lassen, sagte Bernd
Schlanderer, Geschäftsführer des Diakonieverbandes. Er
legte den Frauen des Arbeitskreises sowie Landrat Köblitz und
Sozialdezernent Norbert Weiser bereits ein Konzept für die
künftige Arbeit der Anlaufstelle vor. Sie soll mehr als nur
eine Stelle zur Akuthilfe sein, sondern auch weiteren Hilfsbedarf
und weitere Schritte abklären, Handlungspotentiale entwickeln,
Vermittlungen an das Jugendamt und an Therapeuten organisieren, und
sie kann auch selbst Erstgespräche mit den Opfer führen
und Ernstkontakte mit Therapeuten herstellen. Dafür steht
erfahrenes Personal in den Anlaufstellen in Calw, Nagold und im
Enztal bereit, das noch spezielle Schulungen besuchen
will.
Der
Schulterschluss mit Behörden und Organisationen soll gesucht
werden, mit dem „Arbeitskreis gegen sexuelle Gewalt“
wird das Konzept noch verfeinert, die Zusammenarbeit mit
niedergelassenen Therapeuten und Beratungseinrichtungen in
Nachbarlandkreisen soll ausgebaut werden. Dabei stand Landrat
Werner Köblitz zu seiner Aussage, dass der Landkreis bei
Beratungen von Opfern aus dem Landkreis Calw in Beratungsstellen
anderer Landkreise die Kosten übernehmen wolle. Alle
Beteiligten stimmten überein, die Arbeit in der Anlaufstelle
beginnen zu lassen und nach ersten Erfahrungen bei Bedarf weitere
Schritte zu entwickeln.
Bei der
Prävention, also der Vorbeugen vor sexuellen Gewalttaten,
seien nicht nur Elternhaus, Kindergarten und Schule, sondern auch
Vereine und Jugendgruppen gefordert, erinnerte
Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac.
Bildunterschrift:
Ein weiterer Schritt gegen sexuelle Gewalt wird mit dem Aufbau
einer Anlaufstelle gemacht. Von links Elisabeth Goth-Feth vom
Jugendamt in Calw, Heiderose Nestle-Röhm vom Badischen
Landesverband Suchtberatung, davor Martina Bühler vom
Kinderschutzbund, SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac,
Landrat Werner Köblitz und Bernd Schlanderer,
Geschäftsführer des Evangelischen
Diakonieverbandes.
|