Pressemitteilung
16.03.2004
Klaus-Jürgen Hedrich:
Kurden haben ein Recht auf
Selbstbestimmung
„Angesichts der irakischen Übergangsverfassung und den
darin enthaltenen Zugeständnissen an die Kurden, muß
allgemein über mehr Recht für die Kurden auf
Selbstbestimmung nachgedacht werden“, so der
Bundestagsabgeordnete Klaus-Jürgen Hedrich. Die Probleme der
Kurden sollten deswegen „schärfer in den
öffentlichen Fokus“ geraten. Sie gehören zu dem
weltweit größten Volk ohne eigenen Staat. Als nach dem
1. Weltkrieg das Territorium des Osmanischen Reiches aufgeteilt
wurde, stimmte nur ein Teil der Kurden mit der Forderung nach einem
eigenen kurdischen Staat überein, der andere Teil,
geführt und vertreten durch die einzelnen Stammesführer,
sympathisierten mit den neu entstandenen Nationalstaaten und sahen
ihre Machtstellung durch diese Loyalität garantiert. Die
Zerrissenheit zwischen den einzelnen Stämmen verhinderte eine
gemeinsame Position. Doch die einzelnen Kurdenstämme in den
vier Staaten rücken in ihren Vorstellungen wieder näher
zusammen. Heute leben die Kurden in den Staaten Syrien, Irak,
Türkei, Iran und zu einem kleinen Teil in Armenien.
Im heutigen Irak könnte „eine Musterlösung und ein
Signal für die restliche Region gesetzt werden.“ In der
Übergangsverfassung des Iraks wird die
Quasi-Unabhängigkeit der kurdischen Nordirakzone garantiert
und zum ersten Mal werden die Kurden als gleichberechtigte
Staatsbürger angesehen, auch wenn das den Nachbarn gar nicht
recht ist. Die Türkei, das Ajatollah Regime in Teheran und
Syrien wollen keinen autonomen und schon gar nicht ein von Kurden
kontrollierten Nordirak. Sollten die Irakischen Kurden jedoch nicht
berücksichtigt werden und sollten die Schiiten, die mit 60
Prozent die größte Religionsgruppe im Irak stellen, bei
den anstehenden Wahlen 2005 gewinnen, könnte eine möglich
Form des neuen Staats ein Gottesstaat sein. In diesem wäre
wenig Platz für Minderheiten, besonders für die Belange
der Kurden. Doch die, immerhin mit 20 Prozent die größte
Minderheit, agieren seit dem 2. Golfkrieg 1991 relativ unbehelligt
von Bagdad, sie wählen ihr eigenes Parlament und haben ein
eigenes Steuersystem. Diese Autonomie werden sie sich „nicht
mehr kampflos nehmen“ lassen. Um diesen möglichen
Spannungen im Vorfeld entgegen zu treten, muß „die
Möglichkeit eines eigenen Kurdenstaates in näherer
Zukunft diskutiert werden“, und zwar nicht allein im
Nordirak, sondern „grenzübergreifend für alle
Kurden“. |