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Richtfest des Jakob-Kaiser-Hauses
Gut zweieinhalb Jahre nach dem ersten Spatenstich wurde am 23. November das Richtfest des größten Bundestagsneubaus, des Jakob-Kaiser-Hauses, gefeiert. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse erklärte, zusammen mit den anderen Bauprojekten im Spreebogen, deren Standorte noch bis vor wenigen Jahren durch die Mauer vom Reichstagsgebäude getrennt waren, wachse die Stadt auch an dieser
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Dietmar Kansy (CDU/CSU), Vorsitzender der Baukommission des Deutschen Bundestages, beim Richtfest des Jakob-Kaiser-Hauses. |
zentralen Stelle zusammen. Er klopfe "dreimal auf Holz" in der Hoffnung, dass der geplante Fertigstellungstermin Februar 2001 eingehalten werde. Die Parlamentarier und ihre Mitarbeiter wollten spätestens im Sommer 2001 in den Neubaukomplex zwischen Wilhelmstraße und Reichstagsgebäude einziehen. Der Vorsitzende der Baukommission des Bundestages, Dietmar Kansy (CDU/CSU), nannte den Bau das "Zentrale Stück unseres neuen Parlamentsviertels". Er machte die Idee des Parlaments der kurzen Wege deutlich.
Im Jakob-Kaiser-Haus entstehen in acht Baublöcken beiderseits der Dorotheenstraße rund 2.000 Räume für einen großen Teil der Abgeordneten und ihre Mitarbeiter. Es werden hier auch die Fraktionsspitzen und die Bundestags-Vizepräsidenten arbeiten. Außerdem sind Räume für Untersuchungsausschüsse und das Pressezentrum vorgesehen. Die Abgeordneten werden von dort unterirdisch zum Reichstagsgebäude gehen können.
Benannt ist der Komplex nach dem katholischen Politiker und Gewerkschafter Jakob Kaiser (1888-1961). Der Zentrums-Abgeordnete setzte sich in der Krise der Weimarer Republik unmissverständlich für den Erhalt des Parlamentarismus ein. Mit wenigen anderen Kollegen seiner Fraktion entschied er sich 1933 gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz und verweigerte seine Zustimmung zur Gleichschaltung der Gewerkschaften. Nachdem er 1938 bereits mehrere Monate unter der Beschuldigung angeblich hochverräterischer Betätigung in Haft gewesen war, setzte Kaiser seine Widerstandstätigkeit mit Karl Goerdeler und führenden Köpfen der Opposition fort. 1945 wurde er Mitbegründer des FDGB. Versuchen der SED, die von ihm 1945 mitbegründete Ost-CDU gleichzuschalten, verweigerte er sich. 1948/49 wirkte er als einer der Vertreter Berlins im Parlamentarischen Rat an der Ausarbeitung des Grundgesetzes mit. Als Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen von 1949 bis 1957 im Kabinett von Konrad Adenauer setzte sich Kaiser entschieden gegen den Verfall des gesamtdeutschen Bewusstseins ein.