Serie
"Ein klarer Fall für die Kinderkommission"
Gespräch mit dem Kommissionsvorsitzenden Klaus Haupt
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Der Vorsitzende der Kinderkommission Klaus Haupt. |
Was hat Sie motiviert, in die Kinderkommission zu gehen?
Als Vater von zwei Söhnen und ehemaliger Lehrer habe ich einen persönlichen Zugang zum Thema. Über meine Beschäftigung mit der Jugendpolitik bin ich zudem Kinderbeauftragter meiner Fraktion geworden. Außerdem macht mir die Arbeit rundum Spaß, zumal wir es mit einem exotischen Status der Kinderkommission zu tun haben.
Was ist exotisch an der Kommission?
Durch drei Umstände unterscheiden wir uns fundamental von allen anderen Gremien: Erstens ist die Kinderkommission nicht analog zur Stärke der Fraktionen zusammengesetzt. Jede entsendet nur einen Vertreter. Das ist natürlich für kleine Fraktionen ein besonders schönes Erlebnis. Zweitens können wir unsere Initativen nur einstimmig beschließen. Das ist schon sehr interessant, mal nicht in das Ritual von Regierungs- und Oppositionsauseinandersetzungen eingebunden zu sein – auch wenn wir natürlich genau sehen, wo Möglichkeiten zur Verständigung liegen und wo der eine oder andere aus Rücksicht auf die Haltung seiner Fraktion überfordert wäre. Und drittens kommt jeder von uns mit dem Amt des Vorsitzenden einmal dran während einer Wahlperiode. Wir wechseln uns alle neun Monate ab.
Womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Amtszeit?
Der Zufall will es, dass die Kinderrechte während dieser Zeit ganz oben auf die politische Agenda gestellt werden – beim Weltkindergipfel Mitte September in New York. Die "Kiko" wird dabei sein. Wir beteiligen uns aktiv an der Vorbereitung, Durchführung und natürlich auch Auswertung dieses wichtigen Ereignisses. Außerdem wird unser Kampf um ein eigenständiges Antragsrecht der Kinderkommission, die formal nur ein Unterausschuss des Familienausschusses ist, im Parlament weitergehen. Ich bin ganz optimistisch, dass wir das jetzt schaffen. Unser interfraktioneller Antrag fand binnen zwei Wochen 170 Unterschriften – 34 wären nötig gewesen. Hier entscheidet sich, ob die Kinderkommission nur ein Feigenblatt sein soll oder eine wirkungsvolle Lobby für die Kinder, die sonst keine Lobby haben.
Welche Themen wollen Sie anstoßen?
Wir haben zum Beispiel zum Thema "Kinder im Straßenverkehr" eine Anhörung geplant. Das ist ein verdammt ernstes Thema, was etwa die Frontschutzbügel, die so genannten "Kuhfänger" angeht. Es gibt rund eine Million Geländewagen in Deutschland mit diesem Stahlbügel vor der Front. Dabei geht es nicht um mehr Fahrsicherheit, sondern um pures Protzen. Schließlich haben wir keine Kühe auf den Straßen. Aber viele Kinder. Und die sind schon bei einem Zusammenstoß von 20 km/h absolut chancenlos. Für sie ist das eine tödliche Falle, weil das Rohr die Energie bündelt. Das ist so, als würde man einem Kind mit einer Stahlstange auf den Kopf hauen. Ich bezeichne das als lebensgefährlichen Schwachsinn. Wir stehen im Kontakt mit der Autoindustrie. Die liefert die Geländewagen schon seit längerem ohne aus, doch die meisten Jeep-Fans rüsten das über den Zubehörhandel nach. Wir wollen Schutz statt Protz. Und deshalb kommen wir an gesetzlichen Regelungen nicht vorbei. Ein klarer Fall für die Kinderkommission.