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Konzertierte Aktion statt Gräbenkämpfe

  20.02.02 Reinhard Loske, Bündnis 90/Die Grünen
Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Deutsche Schülerinnen und Schüler verfügen im internationalen Vergleich über unterdurchschnittliche Lesekompetenz.

In dieser Erkenntnis steckt eine doppelte Brisanz: Erstens wird dem deutschen Schulsystem in einem seiner selbst deklarierten Kompetenzbereiche, der kritischen Aneignung von Wissen, eine Absage erteilt. Zweitens bestimmt gerade die Lesekompetenz, also die Fähigkeit, sich eigenständig Texte zu erschließen und für verschiedene Zwecke sachgerecht anzuwenden, die weiteren Chancen eines jeden in der Wissensgesellschaft. Nur wer über Lesekompetenz verfügt, kann sich eigenständig fortbilden.

Die Ergebnisse sind so alarmierend, dass sie zu einem Umdenken in der Bildungsdebatte führen müssen. An die Stelle ideologischer Grabenkämpfe muss eine konzertierte Aktion von Bund, Ländern, Lehrern, Eltern und Schülern treten. Ziel muss es ein, die Qualität des Unterrichts zu verbessern und die Chancengleichheit des Bildungssystems zu erhöhen. Zwei Felder, auf denen das deutsche Schulsystem versagt.

Dazu brauchen wir eine Umorientierung in der Pädagogik und Didaktik. Unterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern müssen endlich anerkannt und der Umgang mit Differenz zum Qualitätsmerkmal des Unterrichtens werden. Nur wenn Lehrer in der Lage sind, differenziert auf die unterschiedlichen Voraussetzungen der Schüler zu reagieren, können diese optimal gefördert und gefordert werden. Dies gilt besonders für Kinder von Migranten.

Auf Bundesebene setzen wir uns für ein Bund-Länder-Programm zur Verbesserung der Lehrqualität ein. Erste gute Erfahrungen konnten hier bereits mit SINUS, dem Programm zur Verbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts, gesammelt werden. Darüber hinaus muss über eine qualitative Verbesserung der Lehreraus- und -weiterbildung und der Ausbildung für Erzieher nachgedacht werden.

  24.02.02 Ulrich Schrems
In den 80 jahren wurden die bildungs wege beschnitten so braucht man sich nicht darueber zu wunder, das die nexte gengeration an schueler mit ihren leistungen nach untengehen. Auch solten sich die einzelnen parteien einmal ueberlegen wie sie eine neue schulreform zu gunsten der schueler erreichen koennen und nicht zu gunsten der politischen parteien.
Mit freundlichen Gruessen U.Schrems

  25.02.02 Jana Ehlers
Ja, ganz meine Meinung, die Differenzierung ist ein ganz wesentlicher Punkt ! Siehe meinen Beitrag unter "Allgemeine Beiträge" ...

  25.02.02 Petra
Hallo,
das Schüler nicht lesen können ist erst in der Pisa Studie aufgefallen? Nun , das zeigt doch schon wo es lang geht. Das sollte doch eigentlich im Unterricht auffallen. Doch ich weiss das es das nicht tut.
Mein Sohn ist Legastheniker und in der Grundschule hat das bis zum 4 Schuljahr niemand gemerkt. An den damit verbundenen Folgen und Lücken wird er noch lange zu knabbern haben. Doch statt Unterstützung und Hilfe droht solchen Schülern oft die Abschiebung in Sonderschulen, was für die Kinder die diese Schulen wirklich benötigen auch nicht zum Vorteil gereichen dürfte.
Doch die Diskussion um das was falsch war und wer Schuld ist ist doch müssig. Es muss jetzt das Richtige getan werden und wenn wir auch ein Wahljahr haben, vielleicht mal von ALLEN ohne Blick aufs Wahlergebnis.
Mit freundlichem Gruß Petra

  26.02.02 Sigrid Müller
Ich finde die gegenwärtige Bildungsdiskussion ziemlich verkürzt. Bildung ist mehr als Wissenserwerb. Vielmehr geht es auch um die Auseinandersetzung mit Werten,um den Erwerb von sozialen Kompetenzen und um Kreativität, um nur ein paar wichtige Dinge zu nennen. Mit möglichst viel Fachwissen allein wird eine Gesellschaft bestenfalls Exportweltmeister aber nicht menschlich.
Wer das alles allein der Schule aufbürden will, überfordert sie von vornherein, selbst wenn er sie finanziell noch so hervorragend ausstattet.
Zu bedenken ist auch, dass Schule zwangsläufig etwas mit Pflicht zu tun hat. Es braucht die Ergänzung durch freiwillige Angebote. Und nicht wenige Kinder und Jugendliche brauchen auch eine Ersatzfamilie. Die dürften Kinder und Jugendliche kaum in der Schule finden.
Abgesehen davon haben sich die Väter und Mütter unserer Verfassung einiges dabei gedacht, als sie dem Staat eben nicht das Erziehungsmonopol übertragen haben.
Ich wünsche mir eine wirklich breite Bildungsdebatte, die sich von einem zu engen Bildungsbegriff befreit. Die außerschulische Jugendbildungsarbeit, wie sie von den Jugendverbänden geleistet wird, gehört mit in die Debatte. Bildung ist mehr als Schule und Wissenserwerb.
In der gegenwärtigen verkürzten Diskussion muss man ja fast befürchten, dass außerschulische Jugendbildung am Ende noch als Einsparfaktor, zugunsten der "richtigen" Bildung herhalten muss.
Sigrid Müller, Jugendbildungsreferentin

  28.02.02 Christian Schmitt
Diffenrenzierung ist natürlich ein schöne Forderung, doch mit Worten ist auch einer Leseschwäche bei den deutschen Schülern nicht beizukommen. Und ein Lehrer kann noch so gut ausgebildet sein (dass er das in Deutschland aufgrund der zu geirngen pädagogischen Anteile in der Ausbildung für das Lehramt an Gymnasien nicht ist, steht noch einmal auf einem anderen Blatt), wenn er nachher vor Klassen steht und innerhalb von 45 Minuten auf 35 Schüler einzugehen hat. Was erwartet ein Land, das bei seinen Ausgaben für das Bildungs- und Schulwesen auf den hinteren Rängen der OECD-Länder steht? In Vorhaben, aus denen etwas Brauchbares resultieren muss, sollte man auch bereit sein, etwas zu investieren. Deutschland ist ein Land, das nicht über mögliche natürliche Ressourcen verfügt, um so nachlässig mit dem einzig wirklichen Potential, das ihm am Ende im Konkurrenzkampf mit anderen Ländern bleiben wird, umzugehen: der Ausbildung seiner Jugend.

  28.02.02 Andreas Jenet
Ich lache! Aber es ist ein trauriger Anlass...Als ein in Suedamerika geborener Deutscher hatte ich viel Muehe in deutschen Schulen mich in das hiesige System zu integrieren, darum schickten mich meine Eltern auf eine Waldorfschule. Im Vergleich zu meinen Bruedern auf dem Gymnasium, verbrachte ich doppelt soviel Zeit in der Schule und mit Vorbereitungen. Die Zeugnisse die ich mit Heim brachte waren detailierte und exakte Informationsquellen fuer meine Eltern. Kinder auf Waldorfschulen heisst fuer die Eltern viel Aufwand und Einsatz. Heute arbeite ich in einem Weltbankinstitut und beschaeftige mich mit ganzheitlichen Fragestellungen wie man Armut in der Dritten Welt vermindern kann. Die Ausbildung in der Waldorfschule ist der Grundstein dafuer gewesen!!!
Mein Motto: Kant, Aristoteles, T.v.Aquin, A.v.Humbold, Einstein, Gartenbau, Erdkunde, Englisch, Franzoesisch, Werken, Toepfern, Eurythmie und Musik sind Dinge die jeder lernen sollte. Abwaehlen ist nicht drin! Gruesse aus Afrika!


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