Hilfe zur Selbsthilfe
18.03.02 Günter Rexrodt,
FDP
Aus finanzwirtschaftlicher Sicht steht Berlin kurz vor dem
finanziellen Ruin. Gerade einmal 38 Prozent seines
20,5-Milliarden-Euro-Etats deckt Berlin durch Steuereinnahmen. Die
Zins-Steuer-Quote betrug 2001 mehr als 24 Prozent, und die
Pro-Kopf-Verschuldung ist mit 10.000 Euro exorbitant hoch.
Diese prekäre Finanzsituation besteht nicht erst seit der
Bankenkrise. Sie ist das Ergebnis eigenen politischen und
wirtschaftlichen Handelns. Wer jetzt nach dem Bund und weiteren
finanziellen Zuwendungen ruft, sollte sich die Fakten vor Augen
führen. Berlin ist schon jetzt Hauptempfänger des
Länderfinanzausgleichs (LFA). Allein 4,5 Milliarden Euro
betrugen die Bundesergänzungszuweisungen und die Mittel aus
dem LFA im Jahr 2001. Die Stadt muss einen überzeugenden
Beitrag dazu leisten, mit den Problemen aus eigener Anstrengung
fertig zu werden. Da wäre zum einen der Abbau des
überhöhten Personalbestandes im Öffentlichen Dienst.
Weitere Handlungsfelder sind die Veräußerungen der
umfangreichen Landesbeteiligungen und die Stärkung der
Wirtschafts- und Steuerkraft.
Dann muss sich der Bund fragen, was ihm seine Hauptstadt wert ist.
Mit Sicherheit sind die 51,1 Millionen Euro aus dem
Hauptstadtkulturvertrag unter dem Aspekt gesamtstaatlicher
Repräsentanz keine übermäßige Dotierung.
Verglichen mit Städten wie Wien, wo alle zentralen kulturellen
Einrichtungen ausschließlich vom Bund bezahlt werden, und
Washington D. C. - hier kommt sogar die Hälfte des Etats von
der zentralen Ebene - ist das Engagement des Bundes für Berlin
trotz beeindruckender Zahlen eher bescheiden. Ein Umdenken
wäre auf Grund der historischen und europäischen
Veränderungen mit Blick auf die neue Rolle Berlins
wünschenswert. In Berlin ist die deutsche Geschichte wie in
einem Brennglas gefangen. Die Stadt kann damit nicht allein fertig
werden.
18.03.02 Margarete Louise
Strauss
Um den Zuschuss des Bundes zum Kulturetat zu bewerten, wäre es
notwendig, den Gesamtetat "Kultur" von Berlin zu kennen.
Vergleiche mit anderen Hauptstädten helfen wenig, wenn deren
Verschuldung niedriger ist, d. heißt, sie es sich leisten
können, mehr Geld in die Kultur zu geben.
Prozentangaben irritieren, die tatsächliche Summe zählt!
Das politische Zentrum und damit auch die Kulturausgaben sollten
sich auf die Zukunft, d. h. auf Europa, fokussieren. Die nationalen
Hauptstädte sind in der Zukunft nicht mehr so wichtig.
Freundliche Grüße M. Strauß
18.03.02 Harald Simon
Jeder Haushalt in Deutschland wird für seine finanzielle Lage
persönlich als verantwortlich bezeichnet- WARUM nicht auch
Berlin ?
L.Erhard traf es auf den Punkt: maßhalten! Braucht Berlin 3
Opernhäuser?
Kulturelle Verpflichtung ist auch eine Sache der Definition, die
bekanntlich subjektiv ist.
19.03.02 Dipl.- Oec. Dr. med.
Pössel
Es ist doch verwunderlich, wie wenig die Parlamentsetnscheidung,
Berlin zur Hauptstadt zu machen, von der Bevölkerung getragen
wird.
Verwunderlicher ist die ignorante Politik darauf.
Auch wenn ich nicht Rheinländer wäre, und nicht in
Washington DC gearbeitet hätte, hätte ich mir einem
"Businessplan Hauptstadt" mehr Mühe gemacht.
Berlin ist ein grossartige Stadt, ist und bleibt allerdings genauso
eine "Insel" wie New York.
Der Vergleich mit DC hinkt deshalb gewaltig.
Eine "niederländische" Lösung mit geteilter Funktion der
Hauptstadt, ist aus ökonomischen und Gründen der globalen
Aussenwirkung wesentlich vorteilhafter zu bewerten.
Insofern sind alle gegenwärtigen Herausforderungen lediglich
Folgen dieser parlamentarischen Entscheidung.
Deshalb sollte dieses Gremium nun die Verantwortung übernehmen
und praktikable Lösungen suchen.
(Berlin-Brandenburg--ein Flop?)
Herzlichen Glückwunsch deshalb zu diesem Diskussionsforum, ich
wage kaum zu hoffen, dass dies mehr als eine Idee von Minderheiten
im Parlament war, die Verdrossenheit der Bürger zu
bearbeiten...
Ich werde Ihr Forum weiterempfehlen, allein die Erfahrung zeigt,
dass Ideen und Strategien selten daraus gefördert
werden.
Mit freundlichen Grüssen Dr.Pössel
05.04.02 Ralf Houven
"Da wäre zum einen der Abbau des überhöhten
Personalbestandes im Öffentlichen Dienst", schrieb Herr
rexrodt. Da mag er ja Recht haben. Nur müssen die
Verwaltungsvorschriften dann auch eine einfachere Bearbeitung der
Vorgänge zulassen, damit die Verwaltung bei verringertem
Personalbestand mindestens so effektiv wie bisher bleibt.
Zurück zur Diskussionsübersicht