Konjunkturerholung nicht gefährden
22.04.04 Joachim Poß, SPD
Nicht ohne Grund heißt der Pakt Stabilitäts- und
Wachstumspakt. Dahinter steht auch der Zusammenhang, dass stabile
öffentliche Finanzen ohne ein stetiges wirtschaftliches
Wachstum und einen hohen Beschäftigungsgrad nicht erreicht
werden können. Nach drei Jahren wirtschaftlicher Stagnation
erfährt Deutschland dies zurzeit sehr schmerzhaft.
Der Europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt bietet den
Mitgliedstaaten genügend Raum zu einer ökonomisch
vernünftigen Finanz- und Haushaltspolitik auch in einem lang
andauernden konjunkturellen Tief.
Der Ecofin-Rat hat das am 25. November noch einmal deutlich
gemacht, indem er zu Recht darauf verzichtet hat, wie die
EU-Kommission von Deutschland ein erhebliches Hineinsparen in den
beginnenden Aufschwung zu verlangen. Bereits jetzt sind auf allen
staatlichen Ebenen erhebliche Einsparungen für 2004
vorgesehen. Die von der EU-Kommission am 18. November geforderten
zusätzlichen Konsolidierungsmaßnahmen in
Milliardenhöhe würden allerdings mit hoher
Wahrscheinlichkeit die Konjunkturerholung in Deutschland
gefährden û mit dem Ergebnis, dass das gesamtstaatliche
Defizit in Deutschland im nächsten und übernächsten
Jahr dann doch über die von der Kommission angestrebten Werte
steigen würde.
Die am Ecofin-Beschluss geäußerte Kritik irrt: Am 25.
November wurde der Stabilitäts- und Wachstumspakt nicht
geschwächt, sondern gestärkt. Von Deutschland wird
unvermindert ein stetiger Abbau des strukturellen Defizits und ein
schnellstmöglicher Haushaltsausgleich gefordert. Eine
Entpflichtung Deutschlands hat es nicht gegeben. Allerdings wurde
im Einklang mit dem Regelwerk auf eine konjunkturbremsende
Fiskalpolitik verzichtet, weil nur so die vom Pakt vorgeschriebenen
Defizit- und Schuldenziele auch erreicht werden können.
04.05.04 Thiem
Ich denke, dass der Glauben der Bürger und anderer Staaten an
den Stabilitätspakt durch solche Aktionen verbessert wird aber
vor allem tritt an dieser Stelle die Unschlüssigkeit die man
in der Politik sieht wieder einmal zu Tage. Auf der einen Seite
wird etwas Beschlossen aber auf der anderen Seite wird es sowieso
nicht eingehalten.
05.05.04 alugert
Ich denke das die entscheidung Deutschland nicht noch mehr zum
Sparen zu zwingen richtig. Denn was nützt uns das den wenn wir
dadurch in den nächsten Jahren immer wieder den
Stabielitätspakt verfehlen und unsere Schulden immer
höher werden.
07.05.04 Peuckert Jens
Die Konjunktur kann ja auch nicht gefahr sein solange die kleinen
Bürger immer mehr Abgezockt werden. Unsere lieben Politiker
sollten mal lieber Ihre Diäten kürzen dann Währe
auch nicht so ein goßes Schuldenloch. Dann wäre auch
genug Geld für andere Wirtschaftliche Projekte da.Aber es
muß Immer auf den kleien Abgewelzt werden und das finde ich
unverantwortlich von den Damen und Herren denken Sie mal über
soetwas nach. Dank
08.05.04 Rosalewski Klaus Peter
Sparen ja, aber nicht so wie es die letzten Jahre geschieht. Fangt
bei Euch an, diesen Schwachsinn den Ihr verzapft
ist kein wunder daß Germany das Armenhaus Europas wird. Siehe
Stolpe, Trittin, Gerster, Münte usw. Eure vorgängerpartei
war auch nicht besser, Kohl hat DDR-Geld welches Toilettenpapier
war 1:1 umgetauscht.
Lachhaft. Heute ist kein Geld mehr da.
Wer hat Deutschland Ruiniert der Normale Bürger???? Nein packt
euch mal an die Nase dann wißt Ihr wer.
Der Bürger wird hier nur noch belogen, denkt mal an die Worte
eures Kanzlers was er vor der Wahl sagte.
11.05.04 Schütz Hans
Die Gefahr die sich bei dem Wort "WACHSTUM" einschleicht, ist die
Tatsache, dass es sich um einen statistischen Wert handelt. Im
Extremfall sind auch 1 Million MAL 1 Million ein Billion oder 1.000
Milliarden, und schon ist das so genannte Wachstum gestiegen, ohne
das die restlichen 81 Millionen Bürgerinnen und Bürger in
diese Rechnung eingegriffen hätten. Deshalb würde ich
unsere Entscheidungsträger und deren Berater dringend bitten,
wesentlich tiefer in diese Materie einzusteigen. Obwohl mein
Beispiel überzogen dargestellt ist, trifft es doch den KERN
und die GEFAHR der nackten Zahlen einer Statistik.
Sonst könnte es am Ende sein, dass wir zwar auf dem PAPIER
immer noch Wachstum haben, aber nur noch 50% unserer Mitmenschen am
offiziellen Wirtschaftsleben teilnehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Schütz Hans
09.06.04 Frank Schilter
Sehr geehrter Herr Poß,
Sie unterstellen in Ihrem Beitrag den Zusammenhang, dass stabile
öffentliche Finanzen ohne ein stetiges wirtschaftliches
Wachstum und einen hohen Beschäftigungsgrad nicht erreicht
werden können.
Ihre letztere Annahme (die Vorraussetzung einer hohen
Beschäftigung) beruht wohl auf einer etwas
„gestrigen“ Vorstellung von den gesellschaftlichen
Arbeits- und Sozialstrukturen unsrer Republik. In der aktuellen
Phase einer „reifen“ Marktwirtschaft mit ihrem hohen
Grad an „Kapitalisierung“ zeichnen führende
Zukunftsforscher verschiedenster Fachgebiete ein Bild, in dem der
Beschäftigungsgrad tendenziell rapide abnehmen wird. Dieser
langfristigen (!) Entwicklung liegt nicht die aktuelle
wirtschaftliche Stagnation zugrunde, sondern sie hat ihre Ursache
in dem systemimmanenten Zwang zu maximaler Profitrate (mit ihren
Begleiterscheinungen: Rationalisierung (!), Innovation, Ausweitung
der Märkte, etc.) und ihren positiven wie negativen Folgen.
Ich halte es daher für „Augenwischerei“, wenn von
einem scheinbaren Automatismus „stetiges Wachstum ist gleich
hoher Beschäftigungsgrad“ gesprochen wird bzw. geradezu
unsinnig den Umkehrschluss (hoher Beschäftigungsgrad ist
gleich stetiges Wachstum) zu ziehen!
Ihre erste Feststellung über den zwingenden Zusammenhang
zwischen stetigem (?) Wirtschaftswachstum als Voraussetzung
für stabile öffentliche Finanzen verniedlicht meiner
Meinung nach die Brisanz, die sich dahinter verbirgt. Denn die
Begrifflichkeit „stetig“ vermittelt den unrichtigen
Eindruck das sich das Sozialprodukt linear mit einem bestimmten
Faktor entwickeln müsse, um das Ziel eines ausgeglichenen
Haushalts erreichen zu können.
Historisch betrachtet hat sich die Schere zwischen sinkenden
Staatseinnahmen und wachsender Verschuldung seit ca. 1980
ständig vergrößert und beschleunigt. Betrachtet man
heute die westlichen Industrienationen, hält diese Tendenz
unverändert an. Das Problem scheint somit nicht das Problem
einer Regierung (eines Landes) zu sein, sondern im System zu
liegen.
In der jetzigen Situation einer extrem schnell anwachsenden
Staatsverschuldung mit der absehbaren Gefahr des "Zuschnappens" der
Schuldenfalle (in der die Neuverschuldung nicht mehr ausreicht um
die jährliche Zinslast zu bezahlen) kann ein
„stetiges“ wirtschaftliches Wachstum kaum ausreichen.
Die Mathematik des Zinseszins (mit der exponentiell wachsenden
Verschuldung) erfordert aber langfristig gesehen ein exponentiell
(!) wachsendes Sozialprodukt.
Glauben Sie tatsächlich das Wirtschaftswachstum ließe
sich (bei begrenzten Ressourcen) unendlich steigern?
Aus alldem ergibt sich die Konsequenz, dass es nicht reicht eine
isolierte Diskussion um konjunkturelle Probleme und Maßnahmen
zur Förderung des Wirtschaftswachstums zu führen, sondern
eine offene gesellschaftliche Diskussion über die eigentlichen
gesellschaftlichen Funktionen des Geldes und seine offenbaren
Fehlstrukturen.