Mut zur Wahrheit
05.01.02 Peter Rauen,
CDU/CSU-Fraktion
Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Abschwung. Die
Wachstumsprognose für 2001 musste von 2,75 auf 0,7 Prozent,
die für 2002 von 2,25 auf 1,3 Prozent zurückgenommen
werden. Die deutschen Wachstumsraten gehören seit Jahren zu
den niedrigsten im Euro-Raum.
Infolge dieser Entwicklung sinken die Steuereinnahmen. Die
Finanzplanung des Bundesfinanzministers ist Makulatur. Am
Arbeitsmarkt haben sich die demographischen und statistischen
Effekte verbraucht, die das Bild in der Vergangenheit geschönt
haben. Die Arbeitslosenzahlen steigen seit August 2001 auch absolut
im Jahresvergleich wieder, saisonbereinigt ist dies bereits seit
Januar 2001 der Fall.
Forderungen, diesem Trend entgegenzuwirken, weist die
Bundesregierung zurück. Was Wirtschaft und Arbeitnehmer aber
dringend brauchen, ist eine grundlegende Verbesserung der politisch
gesetzten Rahmenbedingungen. Denn die aktuelle Entwicklung ist
nicht die Folge weltwirtschaftlicher Widrigkeiten. Die Ursachen
hierfür sind struktureller Art: Die Steuer- und
Abgabenbelastung ist viel zu hoch. Unser Arbeitsmarkt ist
verkrustet und überreglementiert.
Konkrete Vorschläge zur Wiederbelebung der deutschen
Wirtschaft und des Arbeitsmarktes hat die CDU/CSU-Fraktion in einem
Zehn-Punkte-Programm vorgelegt. Die meisten kosten kein Geld,
sondern nur den Mut zur Wahrheit und politischen
Führungswillen. Das Vorziehen der nächsten
Steuerreformstufen auf das Jahr 2002 würde allenfalls
kurzfristig zu Einnahmeeinbußen führen, gleichzeitig
aber das Wirtschaftswachstum erheblich ankurbeln. Eine Entlastung
der Arbeitnehmer würde es den Gewerkschaften zudem
erleichtern, auf dem Pfad tarifpolitischer Vernunft zu
bleiben.
09.01.02 Dr. M. Steierwald -
Privat
Die Beiträge aus der Politik klingen leider merkwürdig
distanziert und unengagiert: Die Erbitterung wird nicht
berücksichtigt, mit der die Menschen und insbesondere die
Erwerbstätigen die jüngste Entwicklung betrachten.
Frappiert stellt der politisch Interessierte eine offenkundige
Unmöglichkeit - um nicht zu sagen Unfähigkeit - der
Politik fest, jene Mechanismen, die Arbeiten und Beschäftigen
oder Kaufen und Investieren bedingen, nicht nur zu vereinfachen,
sondern in ihnen auch den Zusammenhang zwischen Aufwand und Ertrag
wiederherzustellen. Die Erhöhung z.B. der Sozialversicherungen
reduziert ja nicht nur das private Budget, sie reduziert auch den
Elan: "Das wenige, was ich mir im letzten Jahr dazuverdienen oder
-sparen konnte, wird mir gleich wieder weggenommen".
10.01.02 Heinz Schlosser
Hallo Herr Rauen,
nach meiner Meinung krankt die deutsche Wirtschaft an zu vielen
Reglementierungen durch den Gesetzgeber. Auch sehe ich seit langer
Zeit mit Besorgnis die hohe Steuerbelastung nicht nur der
Unternehmen. Da ich Berufspendler bin, auf mein Fahrzeug
angewiesen, muß ich nicht nur in diesem Bereich
unverhältnismäßig hoch Steuern zahlen. Würden
diese gesenkt, ergäbe sich ein Multiplikationsfaktor von noch
nicht abzusehender Stärke.
Gleichzeitig bemängle ich den hohen Einfluß der
Gewerkschaften. Mitbestimmung ok. Kundenverlust, wie in unserem
Unternehmen von Seiten des Betriebsrates geäußert, ist
nicht ok.
In beiden Fällen gilt es den Hebel kräftig
anzusetzen.
Gruß Heinz Schlosser
11.01.02 Lexa Luger
Ja, Mut zur wahrheit ist weise gesprochen.
16 Jahre hat die Regierung unter Kohl den Karren in den Dreck
gefahren. So richtig. Familien wurden zu Sozialfällen
während die Reichen reicher wurden. Es wurden Schulden
angehäuft ohne Ende und dennoch war die Rente sicher! Es wurde
nichts angefasst! Die neue Regierung hat zumindest versucht (nicht
besonders gut und ich habe die auch nicht gewählt!) etwas zu
ändern. Die CDU/CSU fordert eine Vorziehung de Steuerreform,
die sie selber nicht auf den Weg gebracht hat.
Deren Kritikpunkte gibt es mehr. Des weiteren hat sich die
Oposition nun mehrere Jahre darauf beschränkt, als brutalst
möglicher Aufklärer zu agitieren anstatt Opposition zu
machen. Und ich finde, nach nur vier Jahren Schröder sollten
sie das noch 4 Jahre tun. Danach wird man weitersehen. Ich bin mir
absolut sicher, das es die CDU/CSU, wie 16 Jahre bewiesen, nur
schlechter machen kann.
12.01.02 Hans-Georg Beuter
Ja Herr Rauen, da haben Sie wohl recht. "Die Ursachen hierfür
sind struktureller Art: ... Unser Arbeitsmarkt ist verkrustet und
überreglementiert."
Wenn man über verkrustete Strukturen spricht muß man
insbesondere über Strukturen sprechen, die
Existenzgründungen verhindern und da ist als erstes der
Meisterzwang zu nennen.
Wegen des Meisterzwangs ist im Handwerk die Gründungsquote
deutlich niedriger als sonst in der Wirtschaft. Im Meisterzwangs
freiem handwerksähnlichen Gewerbe hat die Betriebszahl von
29.400 in 1970 auf ca. 177.000 in 2000 zugenommen. Dies entspricht
einer Wachstumsrate von 6,1% im Jahr! Im selben Zeitraum ist die
Zahl Betriebe in Meisterzwangbranche weniger geworden, obwohl in
diesen Bereich weiter Handwerke aufgenommen wurden.
Herr Rauen was unternehmen sie zur Beseitigung dieser Verkrustung?
Oder gehört das Lamentieren über Verkrustungen für
Sie auch nur zu den Themen für Sonntagsreden, welches keine
Bedeutung für Ihr Handeln hat. Insbesondere nicht, wenn es
Ihrem Klientel an die Pfründe geht. Immerhin wirkt der
Meisterzwang ja als hervorragender Konkurrenzschutz für
bestehende Handwerksbetriebe.
Wirtschaftsforscher wie z. B. die Monopolkommission rechen mit
300.000 neuen Betrieben bei Abschaffung des Meisterzwangs.
Diese würden die Konjunktur beleben und außerdem die
bestehende Inländerdiskriminierung durch den Meisterzwang
beseitigen.
Hans-Georg Beuter
13.01.02 Reiner Zimmermann
Mit den Methoden von gestern können wir nicht die Probleme von
morgen lösen. Jeder schreit nur: "Die Wirtschaft muss
wachsen!" Frägt eigentlich auch mal jemand WARUM ??
Insbesondere bei der CDU/CSU scheint es mir bei Wirschaftswachstum
immer nur um mehr Konsum zu gehen. Wohin soll das führen? Ich
brauche keinen zweiten oder gar dritten Fernseher...
Die einzige Art "zu wachsen" ist in der Qualität und
dafür wird viel zu wenig getan. Quantität wird nur zu
immer mehr Umweltverbrauch und Zerstörung führen, wenn
nicht bei uns, dann durch uns in der 3.Welt. Und da wir bekanntlich
nur eine Erde haben, betrifft es uns am Ende doch.
Nur wenn Arbeit billiger wird und Umweltverbrauch teurer, haben wir
eine Chance, dass die Menschen wieder Arbeit in einer gesunden
Umwelt haben. Die jetzige Regierung hat - im Gegensatz zu 16 Jahren
Kohl - immerhin einige (wenn auch manchmal seltsame) Ansätze
in diese Richtung unternommen.
17.01.02 FRED
Liebe Lexa Luger,
so schlecht hat es der Herr Dr.Kohl nicht gemacht, man muß
das jetzt wohl neu bewerten.
Nach 16 Jahren an der Regierung waren die wohl ein wenig
verbraucht, ich hätte denen eine noch etwas längere Pause
in der Opposition gegönnt, aber nun wird es Zeit das Gerd
Schröder und sein Mobbing-Franz wieder für die Profis
Platz machen !
Übrigens, ich weiß nicht ob sie es schon wußten,
die hohe Staatsverschuldung stammt überwiegend aus der
Wiedervereinigug und die ist nun wirklich Dr. Helmut Kohls
alleiniger Verdienst, wollen sie ihm dieses zur Last legen ?
Herr Stoiber ist übrigens kein "Amigo", sondern jemand der
nachweislich in der bayrische Staatskanzlei mit der Koruption
aufgeräumt hat, etwas anderes als seine eventuelle
Humorlosigkeit wird man ihm kaum vorwerfen können, dieses
macht ihn gerade so gefürchtet bei seinen Gegnern.
Mit freundliche Grüßen
FRED
19.01.02 Irina Kretschmer
Lieber FRED,
falls sie in Geschichte nicht aufgepasst haben: Die
Wiedervereinigung ist nicht allein dem Herrn Dr. Kohl zu verdanken:
Es waren 17 Millionen, die sie friedlich und diszipliniert, aber
mit ungebrochenem Willen erzwungen haben. Sicher hat der damalige
Bundeskanzler seinen Beitrag geleistet, wie viele andere beteiligte
Politiker, nicht zu vergessen Gorbatschwo.
Verbunden mit der Wiedervereinigung war nicht nur die von Ihnen
beschriebene Staatsverschuldung (w.z.b.w.), sondern auch ein
Konjunkturschub, der eine heranziehende Krise nach hinten verschob:
Ein ausgelaugtes Land hat Konsumgüter aufgesaugt wie ein
trockener Schwamm!
Davon abgesehen, was ist mit den Rentenkassen? In den 16 Jahren der
Kohl-Herrschaft sind die geschrumpft auf eine lächerliche
Reserve, trotz der fetten Jahre.
Was ist mit den schwarzen Konten? Ein Ehrenwort als Schutzschild,
um sich über Recht und Demokratie hinwegzusetzen. Und dies
sicher nur die Spitze eines riesigen Eisberges.
Also Vorsicht mit einem allzu verklärten Blick in die
Vergangenheit.
Die Probleme, mit denen wir uns heute herumschlagen müssen,
sind nicht in den letzten 3,5 Jahren entstanden, das kann wohl
jeder verstehen.
Es gibt grundlegende Übel, die parteiunabhängig sind.
Solange unsere Berufspolitiker sich wie Beamte aufführen, wird
sich nichts ändern.
Hier muss eine Reform her, die Kontrolle und Qualität, nicht
das vordergründige Sichern von Pfründen beinhaltet.
Dann gibt es auch wieder Vertrauen in die Regierung dieses
Landes.
Nur, die Ankündigungen Stoibers, viele, vielleicht nicht immer
glücklich begonnene, Reformen wieder rückabzuwickeln,
bringt neue Unsicherheit. Diese Profilneurose geht zu Lasten
aller.
Hier ist jeder gefordert nach vorne zu schauen und sich
einzubringen.
Was ist aus unserer Demokratie geworden? Und wird sie mit einer
CDU/CSU-Regierung realer?
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