Zum Handeln verpflichtet
25.06.02 Wolfgang Gehrcke, PDS
Es ist höchste Zeit, dass Deutschland und die EU mit einer
gemeinsamen Außenpolitik in den Nahostkonflikt eingreifen.
Denn die Eskalation der Gewalt bedroht den Frieden in der Region
und darüber hinaus. Viele Staaten und politische Akteure im
Nahen Osten erwarten von einem stärkeren europäischen
Engagement eine Entspannung und Lösung des Konflikts. Und in
Europa mehren sich die Stimmen, die eine verschärfte Gangart
der EU gegenüber Israel fordern.
Die Anwendung von Gewalt ist inakzeptabel. Das machen die
Europäer deutlich. Und es wird durch breite interfraktionelle
Mehrheiten im europäischen Parlament dokumentiert. Auch zeigt
die jüngste Verschärfung der Lage, dass es zur
politischen Lösung dieses Konfliktes keine Alternative gibt.
Europa dokumentiert hinreichend, dass sein Handeln in kritischer
Solidarität mit Israel geschieht. Die Herbeiführung eines
dauerhaften Friedens zwischen Israel und den Palästinensern
bedarf aber gerade jetzt der internationalen Unterstützung.
Der UNO kommt dabei eine besondere Verantwortung zu.
Die Staaten der EU, darunter Deutschland, sind verpflichtet, durch
politische und ökonomische Unterstützung zum Frieden in
der Nahostregion beizutragen. Dazu zählt auch die
Förderung zivilgesellschaftlicher Ansätze zur
Deeskalation von Gewalt und zur Versöhnung zwischen Israelis
und Palästinensern.
Eine erneute internationale Initiative, die vermittelnd in den
Konflikt eingreift, ist jetzt dringend erforderlich. Europäer,
die UNO, die USA und Russland sind jetzt gefordert, zur Beendigung
des Konfliktes beizutragen. Die Entwicklung zeigt, dass man dies
den USA allein nicht überlassen darf.
Eine solche Initiative muss helfen, den Prozess von Oslo wieder
aufzugreifen. Eine Lösung des Konfliktes muss die Interessen
Israels an einer gesicherten Existenz und die der
Palästinenser nach einem eigenen Staat
berücksichtigen.
26.06.02 Ingrid Müller
Ich kann doch nur helfen, wenn es die Parteien auch wollen,
oder?
Der ganze Konflikt ist doch dadurch gekennzeichnet, daß man
mit Israel verhandeln kann, die politische Führung der
Palästinenser sagt ja, die einzelnen Gruppierungen jedoch
wieder nein.
Sollte es nicht mal ins Auge gefaßt werden, auch diese
Gruppierungen politisch gesehen irgendwie einzubinden, auch wenn es
die übelsten Terrororgansiationen sind? Ansonsten seh ich
keinen Weg zum Frieden, wenn diese Gruppierungen außenvor
bleiben.
Ich will mit Sicherheit nicht den Israelis wehtun und ich
weiß, daß diese das sofort kategorisch ablehnen
würden. Nur, möchte ich Frieden, muß ich mit allen
Parteien sprechen, die dafür notwendig sind. Lasse ich nur
eine Partei raus, kann es dort unten keinen Frieden geben.
Offensichtlich gibt es derzeit auch keinen Weg, die den Frieden
wollen, noch irgendwo mit einzubinden. Die sind wohl auf beiden
Seiten sprachlos geworden. Auch da würde ich mir eigentlich
mehr, auch von der EU und USA, mehr Rückhalt für diese
Menschen wünschen. Das alles fehlt mir.
Einer hat es mal ganz gut beschrieben, Vergeltung da, Vergeltung
dort, Vergeltung da, Vergeltung dort und das kann man endlos so
weiterführen.
Nur, möchte ich Frieden, muß ich auch endlich mal
unpopuläre Entscheidungen treffen und zwar alle, ob USA oder
die EU oder auch Rußland oder sonst ein Land. Tu ich das
nicht, wird das so weitergehen.
02.07.02 Johannes Müller
@Ingrid
Naja, ich glaube, die Vorstellung, alle Gruppen integrieren zu
wollen, ist etwas illusorisch. Man sollte dabei nicht vergessen,
daß die Terrorgruppen ein Existenzrecht Israels bestreiten,
und das vehement - über was willst du da verhandeln?
Ebensolches gilt natürlich auch für israelische
Extremisten, die einen palästinensischen Staat "westlich des
Jordans" vehement ablehnen. Da fehlt die Basis, die für
Verhandlungen notwendig sind.
@Wolfgang
Du schreibst, daß die Anwendung von Gewalt "inakzeptabel"
sei. Ich nehme an, du meinst damit die "Gewalt" auf beiden
Seiten.
Ich finde, man muß differenzieren zwischen
Selbstmordanschlägen und Militäraktionen. Daß
Selbstmordanschläge völlig indiskutabel sind, muß
ja wohl nicht erwähnt werden. Die israelischen
Militäraktionen allerdings finden auf einer ganz anderen Ebene
statt, sowenig ich die Militäraktionen für langfristig
sinnvoll oder hilfreich halte!
Wir können von hier aus leicht sagen: "Wir verurteilen das
Vorgehen der israelischen Armee" - wir sind nicht in einer
unmittelbaren Bedrohungssituation (jedenfalls in keiner
vergleichbaren).
Vielleicht sollte man eher sagen, daß ein Militäreinsatz
langfristig zu keiner Lösung führt.
Eine völlige Ablehnung eines militärischen Eingreifens
halte ich für etwas arrogant (eurozentrisch) und letztlich
nicht praktikabel.
Europa sollte statt der Kritik an Miltäreinsätzen (die
ja, sofern sie spezifisch ist und nicht mit allgemeinen stickern
wie "Gewalt" arbeitet, durchaus angebracht ist) deutlich machen,
daß neben einer militärischen Strategie eine _konkrete_
politische Lösung in Aussicht gestellt werden muß - eine
Vision, die für beide Seiten eine Lösung greifbar
macht.
Wer nur allgemein "die Gewalt" auf beiden Seiten kritisiert,
gießt meiner Meinung nach nur Öl ins Feuer.
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