Feuer entfachen
27.10.04 Katherina Reiche,
CDU/CSU
Wer Bildung auf Spitzenniveau will, muss früh ansetzen.
Aufgabe von Kindergarten und Grundschule ist es, ein gutes
Fundament zu schaffen. Defizite beim Erwerb der Kulturtechniken
Lesen, Schreiben, Rechnen lassen sich später nicht mehr
beheben. Die Grundschule muss also verlässlichen Unterricht
bieten und dem Satz von Montaigne "Kinder sind keine Fässer,
die gefüllt, sondern Feuer, die entfacht werden wollen"
stärker gerecht werden.
Auch sind die frühen Jahre besonders geeignet zum
Sprachenlernen. Altersgerechtes Experimentieren weckt Neugier und
schafft den ersten Zugang zu Technik und Naturwissenschaften.
Schulbildung auf Spitzenniveau heißt "Fördern und
Fordern". Anders als in den unionsgeführten Bundesländern
ist dieser Grundsatz zu lange in den SPD-geführten
Bundesländern vernachlässigt worden. Das hat dort zu
schlechten PISA-Ergebnissen geführt.
Mit der Festlegung bundesweit verbindlicher Bildungsstandards sind
die Kultusminister aber inzwischen auf einem guten Weg. Hinzukommen
müssen überall zentrale Abschlussprüfungen, die
veröffentlicht werden sollen. Mit der Devise "Früher in
die Schule und früher wieder heraus û Abitur nach
zwölf Jahren" rückt Deutschlands Bildungssystem
näher an den internationalen Standard heran. Schülern
brauchen individuelle Chancen, aber keine neue
Schulstrukturdebatte. Vielmehr müssen wir die
Durchlässigkeit des Bildungssystems erhöhen.
Wesentlich sind auch Verbesserungen in der Lehrerbildung. Die
Unterrichtsqualität muss regelmäßig
überprüft werden. Das alles ist Aufgabe der Länder.
Sie müssen im Wettbewerb das beste Schulsystem herausbilden.
Eine Vereinheitlichung des Mittelmaßes auf Bundesebene und in
der Einheitsschule darf es nicht geben. Der Bund kann am meisten
für die Schule tun, indem er den freien Wettbewerb der
Länder und Schulen zulässt und von allen
Zentralisierungsbestrebungen absieht.