Klar definierte Lastenteilung
18.03.02 Petra Pau, PDS
Was ist eine Hauptstadt? Gewöhnlich ist sie Sitz von Regierung
und Parlament, aber das allein kann das "Haupt" nicht ausmachen.
Zuweilen wird von einer Hauptstadt erwartet, dass sie die gesamte
Republik repräsentiert und obendrein ein kultureller und
wissenschaftlicher Quell ist, der weit über die Stadtgrenzen
hinaus belebt. Ein solches Verständnis unterstellt, verkehrt
sich die Frage. Sie hieße dann nicht mehr, wie weit muss sich
der Bund für die Hauptstadt finanziell engagieren, sondern wie
viel sind dem Bund und den Ländern ihre Hauptstadt wert? Das
wiederum wäre ein anderer Ausgangspunkt. Und er gilt
unabhängig von der aktuellen Finanzlast, die Berlin zu
erdrücken droht.
Die akute Verschuldung des Landes Berlin ist zu großen Teilen
hausgemacht - aber nicht nur. Es gibt zumindest drei Felder, auf
denen die Stadt Leistungen von nationaler Bedeutung erbringt. Ein
Beispiel ist die Sanierung der Museumsinsel. Sie ist
preußisches Kulturerbe. Preußen aber war weit mehr als
Berlin, und so sollten auch die Sanierungskosten nicht allein von
Berlin aufgebracht werden müssen. Auch die "Topographie des
Terrors" oder die Staatsoper sind von bundesweitem Rang und keine
städtischen Einrichtungen. Hinzu kommen "teilungsbedingte
Sonderlasten". So wurde über Jahrzehnte hinweg der Wohnungsbau
in Berlin-West hochsubventioniert. Das ist Geschichte. Aber die
abzutragenden Lasten reißen jährlich noch immer ein
Milliardenloch ins Landessäckel. Schließlich hat Berlin
ein übergeordnetes Sicherheitsbedürfnis, das weit
über das normale Stadtmaß hinausgeht. Auch das
führt mich zu dem Schluss: Es bedarf einer klaren Definition -
was Berlin sich leistet, muss natürlich Berlin bezahlen. Was
die Hauptstadt darüber hinaus erbringt, bedarf einer
gerechteren Lastenteilung zwischen dem Bund und allen
Ländern.
19.03.02 Klaus Linde
Petra Pau schreibt Dinge, ueber die sie eigentlich besser bescheid
wissen muesste, als sie in iherem Beitrag erkennen laesst. Es gibt
doch bereits eine Lastenverteilung zwischen Bund und Land Berlin
bei all den Punkten, die Frau Pau anspricht.
Die Frage sollte in die Richtung gehen, einmal klaeren zu wollen,
warum Berlin trotz seiner exponierten Stellung als Hauptstadt und
als Brueckenkopf zwischen Ost und West nicht in der Lage ist, eine
wirtschaftlich prosperierende Region zu sein. Muenchen dagegen ist
eine Stadt der Lebensfreude und Toleranz, des wirtschaftlichen
Wachstums usw.
Dabei ist Muenchen laengst nicht so sehr mit Geldern des
Freistaates Bayern gesegnet.
19.03.02 Ralf Houven
Hallo!
Sicher kann die Stadt Berlin die Kosten der Funktion Hauptstadt
nicht alleine tragen. Hier ist meiner Meinung nach auch der Staat
als Ganzes gefragt. Jedoch muß man auch sehen, daß
Berlin selbst oft den größten Nutzen von den
Einrichtungen hat und deshalb auch die Hauptlast tragen muß.
Beispielhaft seien hier die Kulturtempel genannt. Sie sind vor
allem für Leute vor Ort verfügbar, auf der
Schwäbischen Alb und Mecklenburg hat man recht wenig davon,
wenn es in Berlin ein Schauspielhaus gibt. Denn
Kulturveranstaltungen sind für die meisten Leute m. E. vor
allem dann von Interesse, wenn sie in Wohnortnähe stattfinden.
Gerade im Kultursektor sollte die Stadt Berlin deshalb die
Hauptlast tragen. In anderen Bereichen kann die Last dagegen
sicherlich gleichmäßiger verteilt werden.
Gruß Ralf
22.03.02 Jürgen Eichendorf
Wenn die SED nicht so grundlegend abgewirtschaftet hätte,
wären manche Probleme überhaupt nicht vorhanden. Gerade
die PDS täte gut daran, sich hier entschieden
zurückzuhalten!
04.04.02 Ralf Houven
@Jürgen Eichendorff
Sehr geehrter Herr Eichendorff,
wenn Deutschland nicht ab 1939 einen Krieg gegen die ganze Welt
geführt und dann auch noch verloren hätte, wäre
Deutschland nicht geteilt worden und die SED wäre nicht an die
Macht gekommen.
Dieses "hätte, wäre, wenn" bringt uns für die
Zukunft nicht weiter und ist daher müßig.
Mit freundlichem Gruß Ralf Houven
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