Die Einnahmenseite stärken
04.04.03 Annette Widmann-Mauz,
CDU/CSU
Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) befindet sich in einer
schweren Krise. Trotz gestiegener Beiträge spüren die
Versicherten die Vorenthaltung medizinischer Leistungen. Nullrunden
führen zu einer Einschränkung der ärztlichen
Therapiefreiheit. Die Bürokratisierung der Medizin raubt
Ärzten und Pflegekräften die Zeit für die
Versorgung. Leidtragende sind die Patienten.
Allein mit Strukturveränderungen wird der Abbau des Defizits
von mindestens drei Milliarden Euro und eine Stabilisierung der
GKV-Finanzen nicht gelingen. Wir müssen die Einnahmenseite
stärken und die Belastungen gerecht verteilen. Deshalb sind
versicherungsfremde Leistungen aus der GKV auszugliedern. Dadurch
könnte der Beitrag um 0,47 Punkte gesenkt werden. Krankengeld
und beitragsfreie Familienversicherung stehen nicht zur
Disposition.
Zudem muss die Eigenvorsorge der Versicherten gestärkt und
über private Zusatzversicherungen ergänzt werden.
Außerdem ist zu prüfen, inwieweit die Finanzierung
zahnärztlicher Behandlungen und des Zahnersatzes in die
Eigenverantwortung der Versicherten überführt werden
kann.
Um die Solidargemeinschaft nicht zu überfordern, soll das
Zuzahlungssystem vereinfacht und durch verhaltenssteuernde
Zuzahlungen oder sozial gestaffelte Selbstbehalte ersetzt werden.
Erforderlich sind ferner
- mehr Transparenz von Qualität und Kosten der Leistungen durch eine Patientenquittung und die Möglichkeit zur Kostenerstattung,
- größere Entscheidungsfreiheiten der Versicherten bei den Versicherungskonditionen,
- stärkere Beteiligungsrechte von Versicherten in den Gremien der Kassen,
- mehr Wettbewerb zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern mit dem Ziel einer hochwertigen medizinischen Versorgung sowie
- eine Verbesserung von Prävention und Gesundheitsförderung (Bonus-System).
Die Union setzt einem von Rationierung und staatlichem Dirigismus geprägten Gesundheitswesen ein freiheitliches und pluralistisches gegenüber.
04.04.03 Stefan Müller
Schade, daß man dann wenn man nicht mehr weiter weiß
auf "Pluralismus" und Marktwirtschaft setzt, frei nach dem Motto:
habe ich selbst keine Idee, kann ich auch keine Fehler machen. Bei
den aktuellen Beiträgen und schwindenden Leistungen noch
vielfältige Zusatzversicherungen von jedem (!) Bürger zu
fordern grenzt an Unverschämtheit, wenn man selbst sich um
seine eigene KV ganz sicher keine Gedanken machen muß!
Wenn Ihr "Gedankenmodell" Erfolg haben soll und das
Solidaritätsprinzip nicht völlig verdrängen
möchte, dann müßten die GKV Beitragssätze
unter 10% haben, was schlicht unmöglich erscheint u.a. bei dem
nicht durchdachten, weil getrenntem, Abrechnungssystem zur
Buchhaltung der Kassen.
04.04.03 Friedrich Gocht
Meine Meinung dazu, sehr geehrte Frau Widmann-Mauz, ist die, dass
Sie in Ihrem Beitrag anscheinend vergessen haben anzugeben, wie die
Einnahmen-Seite verbessert werden kann. Sie haben sich lediglich
dazu geaeussert, wie Einsparungen stattfinden koennen und wie die
Belastungen von Nutzern des Gesundheitswesens jenseits der
Beitragszahlungen verstaerkt werden koennen (Selbstverantwortung,
Eigenbehalt). Mich wuerde aber wirklich sehr interessieren, welche
Vorstellungen Sie haben bezueglich einer Verbesserung der
Einnahmen-Seite auf solidarischer Basis.
Mit freundlichen Gruessen
Friedrich Gocht
04.04.03 K.-P. Aldag
Moin, Frau Widmann,
nöö, die Union tut das eben nicht. Auch sie streicht
erhebliche Leistungen aus dem Katalog der Kassen und erzählt,
es wären kassenfremde Leistungen. Nein, die Zähne
gehören nun einmal bei jedem Menschen zum Körper hinzu,
also sind auch "kranke Zähne" durch die Krankenkasse zu
sanieren. Worüber man reden kann, ist eine Zuzahlung wegen
schlechter Pflege der Zähne, mehr aber auch nicht. Nicht jeder
hat das Geld zur Verfügung, um sich privat zu versichern, und
sei es auch nur in Teilen wie hier mit den Zähnen. Ich habe
auch nicht das Geld, um eine evtl. notwendige Sanierung aus eigener
Tasche zu bezahlen, weil keine private Kasse mich aufnehmen will,
weil mein Zahnstatus schon zu schlecht ist, weil ich z.B. eine
Strahlentherapie erhalten habe. So geht das schon mal gar nicht.
Und Sie haben wieder einmal die Übelk nicht an der Wurzel
angepackt, wie in der Zeit Ihrer Regierungsmehrheit auch nicht.
Bitte noch einmal nachdenken.
Gruß
K.-P. Aldag
04.04.03 Hans-Peter Meuser
mail@meuser-langenfeld.de
Politiker wollen nichts ändern
Viele warme Worte von Eigenvorsorge der Versicherten, Transparenz,
Entscheidungsfreiheiten, Beteiligungsrechte, Wettbewerb,
Abschaffung von Rationierung und Dirigismus zugunsten von Freiheit
und Pluralismus.
Das System der gesetzlichen Krankenversicherung hat sich
überlebt. Als die Medizin vor hundert Jahren noch in
bescheidenen, billigen Anfängen steckte und der Arbeiter
freitags einen Teil der Lohntüte in der Eckkneipe ließ,
musste der schutzbedürftigen Arbeiterklasse die medizinische
Versorgung durch eine Zwangsversicherung gesichert werden. Heute
führt dieser Zwang mündiger Arbeiter, Angestellter und
Ich-AG-Chefs zu Unzufriedenheit. Sowohl bei den Versicherten, als
auch bei allen Leistungserbringern. Weil nämlich
Beitragssatzstabilität und ungezügelte Inanspruchnahme
aller möglichen und vom Versicherten gewünschten
Leistungen sich diametral entgegenstehen und bei dem rasanten
Fortschritt der Medizin einfach nicht mehr finanzierbar sind. Eine
bittere Wahrheit.
Einen wirklichen Willen zur Strukturwandlung - weg von Dirigismus,
hin zu Selbstverantwortung - sehe ich auch bei der CDU nicht, nur
Lippenbekenntnisse. Zum notwendigen Strukturwandel
gehören
- nicht Patientenquittung, sondern Rechnung an den Patienten und
Kostenerstattung unter Abzug eines spürbaren Selbstbehaltes,
mit sozialer Überforderungsklausel.
- Selbstbehalt auch beim Hausarzt, auch bei chronischer Krankheit,
um auch dort unnötige Besuche zu vermeiden. Deutschland hat
eine unvertretbar hohe Zahl von Arzt-Patienten-Kontakten.
- Filterung des unkoordinierten Zugangs zu allen Ärzten durch
einen Hausarzt, der Fehlversorgung durch Parallelinanspruchnahme
und Überdiagnostik reduzieren soll.
- Selbstbehalt beim Facharzt: geringer mit hausärztlicher
Überweisung, höher beim unkoordinierten Sofortbesuch des
Facharztes.
- Herausnahme der Prävention aus dem Leistungskatalog der GKV,
mit Ausnahme der Schwangerenvorsorge und Kinder-Früherkennung
(vgl. mein Beitrag unter "allgemeine Beiträge" in diesem
Forum).
05.04.03 HMaier6021@aol.com
die bürokratisierung erfolgt durch die kassen und durch den
staat mit vorschriften und weisungen,strukturänderungen
wären in diesem bereich am dringensten !!
eine eigenver / vorsorge ist bei den derzeitigen steuerlichen
belastungen die ständig erhöht werden , für die
meisten versicherten nicht zumutbar!!
sozial gestaffelte selbstbehalte wären wünscheswerter als
die ausgrenzung der leistungen ..außerdem werden die
leistungen von den kassen diktiert günstigere leitungen als
die von den kassen werden ausgeschlossen , diese müssen
versicherte selbst in voller höhe tragen , eigentlich eine
unverschämtheit , aber über defizite klagen und die
beiträge erhöhen !!
06.04.03 Treuherz
Meine Damen und Herren
Das was sie im Bundestag in der sache Gesundheit alles debatieren
ist doch nur noch ein Kampf um das politische überleben.Es ist
doch völlig egal wer bei ihnen was für unsere
Gesundheitspolitik macht,muß doch erst mal an die
Parteiintressen und die lobbyisten denken.und wenn dann mal was
beschloßen wird ist es doch nur ein Kompromiß und mehr
nicht.Da es zurzeit keinen Politiker gibt der mal unsere
Gesundheitskrise löst.Aber es ist für sie so schön
einfach den Steuerzahler noch mehr Geld ab zunehmen.Dabei vergessen
sie nur das wir sie Gewählt haben um unseren Staat nach vorne
zubringen und nicht nur um Themen wie die Gesundheitspolitik nur
mit Reden zu lösen.Ich möchte taten sehen und nicht nur
immer wieder ihre Reden hören.Tuen sie was denn dafür
bezahlen wir sie mit unseren Steuergeldern.
06.04.03 gervol@t-online.de
Es sollte vor allem Risikobeiträge von Zigaretten und
alkoholischen Getränken einkassieren. Das kann doch nicht so
schwierig sein.Ausserdem muss unbedingt der Missbrauch mit fremden
Krankenversicherungskarten, Ärzteabrechnungen, Arzneikosten
und Kosten der Krankenkassen überwacht bzw. eingeschränkt
werden. Die Leistungen der Krankenkassen müssen auch auf das
notwendige eingeschränkt werde.
Man kann also aus dem Stand etlicher Kosten einsparen bzw. etliche
Beiträge zusätzlich einnehmen, ohne dass der
Beitragzahler und Arbeitgeber zusätzliche
Kosten aufbringen muss. Sind denn unsere Parlamentarier so wenig
kreativ, oder sind sie nur selbst nicht betroffen und sitzen am
Schmalztopf aus dem sie so kräftig zu schöpfen
wissen.
06.04.03 Bernd Klawitter
Liebe Frau Annette Widmann-Mauz,
vielen Dank für Ihren Beitrag, als Mitglied der CDU
begrüsse ich zunächst Ihren Vorschlag. Ich muß aber
auch hier Kritik anbringen, wenn Sie erlauben.
Dieses Schlagwort von "Eigenverant- wortung" steht mir bis zum
Hals. Wo soll bitte der kleine Mann diese Eigenverantverantwortung
entwickeln, Sie vergessen auch, daß ein großer Teil der
Bevölkeru. nicht einen so hohen Bildungsstand hat, wo sich die
Eigeniniative entwickeln kann. Was mir fehlt, sind hier ganz neue
innovative Vorschläge und da sollt es doch wohl genug Leute
mit Sachkompetenz geben, die in der Lage sind, hier konkrete
Maßnahmen auszuarbeiten.
Lassen Sie mich bitte noch etwas anfügen leider haben wir zur
Zeit einen so schwachen Bundeskanzler der leider nicht weiss, was
er machen soll, schlechte Berater, oder wie auch immer. Auch wenn
es Ihnen nicht gefällt, was ich jetzt sage ist vielleicht
nicht nach jedermanns Geschmack,aber die Zeit ist reif für
einen Militärputsch in Deutschland. Unser Land versinkt an
allen Enden und Kanten im Chaos. Ich kann Frau Merkel nur bitten,
Herrn Schröder endlich zum freiwilligen Rücktritt
aufzufordern, es könnte sonst passieren, daß die
Deutsche Bevölkerung selbst wieder zu den Waffen greift und
das Parlament in Berlin stürmt. Ich danke für Ihre
Aufmerksamkeit.
07.04.03 Harald.morun@gmx.de
Ich zahle in der GKV ca. 500 euro Beitrag / Monat. In der PKV sind
es bei besseren Leistungen 250 euro.
Beamte, Freiberufler etc....sind aus dem System der GKV entlassen
und es traut sich auch niemand an das Thema Beamte heran.Seit
Jahren/Jahrzehnten wird darüber Diskutiert, aber auch hier
werden Gesetze von Beamten nicht gegen die Interessen von Beamten
gemacht. Warum wird eigendlich noch diskutiert? Es wird eh wieder
an der Beitragsschraube gedreht. Die eingesetzten Arbeitsgruppen
sollen doch nur Demokratie vortäuschen.
09.04.03 Regine Ehring
Liebe Frau Widmann-Mauz, der Ausspruch, man müsse "die
Einnahmenseite" der gesetzlichen Krankenkassen stärken, geht
leicht von der Zunge. Wie aber soll dies wirklich geschehen? Da als
allgemeines Ziel gilt, die Beitragssätze möglichst unter
12 Prozent des (sozialversicherungspflichtigen) Einkommens zu
drücken, um die leidigen Lohnnebenkosten zu senken, gibt es
aus meiner Sicht nur einen Weg:
Es sollten alle Bürgerinnen und Bürger dieses Landes (in
der Schweiz übrigens eine Selbstverständlichkeit!), die
über ein (gewisses Mindest-)Einkommen verfügen,
Beiträge zu einer gesetzlichen Krankenkasse ihrer Wahl leisten
und sind damit im Rahmen der Regelungen des Sozialgesetzbuches
gegen Krankheitsrisiken versichert. Wer möchte, kann
zusätzlich eine Chefarztbehandlung oder ein
Kranken(haus)tagegeld privat absichern, aber im Grundsatz ist jede
und jeder zunächst einmal gesetzlich krankenversichert.
Das sollte - natürlich - auch für alle Politikerinnen und
Politiker gelten, die ja bekanntlich keiner Versicherungspflicht
(weder Renten- noch Krankenversicherng) unterliegen, sondern einen
Anspruch auf Beihilfe (Regelsatz 50 Prozent) haben und sich
hinsichtlich der Restkosten aus Vorsorgegründen privat
versichern (nicht müssen).
Wenn also alle Bürgerinnen und Bürger gesetzlich
krankenversichert wären, würden die Krankenkassen endlich
wieder "gute Risiken" aufnehmen können, also auch Versicherte
mit höheren und hohen Einkommen. Dies käme der
Solidargemeinschaft der Krankenkassenmitglieder insgesamt ungemein
zugute. Merkwürdigerweise redet (oder schreibt) aber niemand
von dieser dringenden Notwendigkeit, stattdessen werden
"Nebenschauplatz-Argumente" angeführt, die den Kern des Themas
und der gesamten Problematik jedoch überhaupt nichtt
tangieren. Hier sollte man also den Hebel ansetzen, und ich hoffe,
daß auch Ihre Partei endlich erkennt, daß ein
Solidarsystem nur durch eine echte Solidarität, also eine
Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger am
Solidarsystem, überlebensfähig ist.
08.05.03 wiwihb@yahoo.de
Wenn Sie wirklich die Einnahmeseite stärken wollen, dann geht
das Streichen von Leistungen und eine Erhöhung der
Eigenbeteiligung ja wohl am Thema vor bei. Die Einnahmeseite
können Sie z.B. dadurch stärken indem Sie die
beitragsfreie Mitversichererung für Familienangehörige in
der GKV einschränken/abschaffen. Diese stellt ein hauptproblem
da, da viele "versicherte" überhaupt keine Beiträge
zahlen und trotzdem Leistungen erhalten. Zur Stärkung der
Einnahmeseite wäre daher zumindest die Einführung eines
geringen Pro-kopf-Beitrags für jeden biser Beitragsfreien
erforderlich.
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