Notwendige Reformen
18.03.02 Eckhardt Barthel, SPD
Wie weit muss sich der Bund für Berlin engagieren? Diese Frage
versteht jeder sofort als eine Frage nach dem Geld - und sie ist
auch so gemeint. Berlin kann seine kulturellen Einrichtungen,
über die es auf Grund seiner Geschichte und besonders seit der
Wiedervereinigung in beispielhafter Vielfalt verfügt, nicht
allein finanziell schultern.
Der Bund ist sich seiner besonderen Verantwortung für die
Kulturlandschaft der Hauptstadt bewusst und hat sich im
Hauptstadtkulturvertrag ausdrücklich dazu bekannt. Mit einem
Kostenvolumen von jährlich 57,5 Millionen Euro hat der Bund
Berliner Kultureinrichtungen in seine alleinige finanzielle
Verantwortung übernommen.
Weitere 12 Millionen Euro gibt der Bund jährlich in einen
Hauptstadtkulturfonds, aus dem zahlreiche freie Gruppen und
Einrichtungen Zuschüsse erhalten, ohne die sie sonst
vielleicht nicht künstlerisch überleben würden.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass neben den Zuwendungen, die
Berlin im Rahmen des Hauptstadtkulturvertrages jährlich
erhält, der Bund weitere rund 190 Millionen Euro jährlich
für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und rund 130
Millionen Euro für Kulturinstitutionen zahlt.
Budgets sind nicht beliebig ausdehnbar. Deshalb werden Reformen
notwendig sein. Mit der Bündelung der vom Bund
übernommenen Einrichtungen "Haus der Kulturen der Welt" und
"Berliner Festspiele" in eine "Kultur GmbH" trifft der Bund
zukunftsweisende kulturpolitische Entscheidungen für Berlin.
Im Zuge der Entflechtungsdebatte von Zuständigkeiten zwischen
Bund und Ländern wird auch Berlin mit seinem umfangreichen
kulturellen Erbe neu zu bewerten sein.
Bei der besonderen Verantwortung des Bundes an der Kulturlandschaft
der Hauptstadt geht es nicht um ein Notopfer für Berlin, es
geht auch nicht um Subventionen, sondern es geht um Investitionen
im Interesse des Bundes und der Länder.
19.03.02 Erich J. Stamer
Ich denke, dass die Hauptstadt Berlin vor der Grenzöffnung von
der DDR-Seite und auch aus dem Westen immer besonders
gefördert wurden. Dies kann nicht so weitergehen. Die Berliner
sind meiner Auffassung nach zu unverschämt, wenn es ums Sparen
und etwas Einschränkung geht.
Erich J. Stamer
19.03.02 P Frenzel
Jeder lebt lieber auf großem Fuß als sich "nach der
Decke zu strecken". Leider trifft dies wohl in besonderem
Maße gerade auf Politiker zu, die eigentlich persönlich
herangezogen werden sollten für Ihre nicht vertretbaren
Großzügigkeiten auf Kosten von Millionen bescheidener
Steuerzahler. Mich wundert immer wieder, daß niemand laut
darüber nachdenkt, wie man diejenigen auch persönlich zur
Verantwortung ziehen kann, die Milliarden leichtfertig verspielen,
über die sie scheinbar keinem Rechenschaft schulden unter dem
Motto: Der Staat wird's schon richten.
Eigentlich sollte es doch jedem zur Ehre gereichen, als
Volksvertreter oder sogar als Funktionsträger des Staates
wirken zu dürfen. Er sollte meines Erachtens sogar bereit
sein, auch selbst sein extra Scherflein beizutragen, indem er sich
für sparsamste und vor allem auch im Sinne des Gemeinwohles
erfolgversprechendste Verwendung von Steuergeldern einsetzt,
Korruption nicht fördert sondern entschieden bekämpft und
sich altbekannter preußischer Tugenden besinnt. Dies trifft
m.E. selbstvertändlich auch für die eigene Vergütung
wie auch Pension zu. Solche Grundeinstellung müßte schon
bei der Übernahme der jeweiligen Funktion durch Eid
abgesichert werden.
Dies sind natürlich so unbequeme wie unpopuläre Worte. Es
ändert aber nichts an der Tatsache, daß wir - hielten
wir uns tatsächlich daran - sicher wesentlich weniger
politikverdrossene Wahlverweigerer hätten als heute. Der Ruf
der Politiker hat im Laufe der Jahrzehnte in einer geradezu
verheerenden Weise gelitten, weil sich die Bürger mehr und
mehr verschaukelt fühlen, ohnmächtig und durch raffiniert
konstruierte bürokratische Hindernisse ausgebremst den
einzigen Ausweg darin glauben suchen zu können, daß
jeder auf seine Art "ein bißchen" Unlauterkeit walten
läßt, um den bürokratischen Staat hier und da
auszutricksen.
Dies alles kommt leider nicht von ungefähr. Durch die
jahrzehntelange Vernachlässigung wie auch etliche in meinen
Augen nicht selten mangelhaft durchdachte konzeptionelle Versuche
im gesamten Schul- und Bildungswesen hat sich ein höchst
lascher, nur am rein materiellen und am "persönlichen
Spaß" ausgerichteter Geist mehr und mehr breit gemacht und
damit auch das wuchernde Umsichgreifen gruppenegoistischer
Einstellungen salonfähig gemacht.
Um das Unglück an der Wurzel zu packen, muß man deshalb
auch mit Aufrichtigkeit ganz unten anfangen: Nur bei ausreichender
Unterstützung und Betreuung der jungen Familien, bei der
erziehungs- und betreuungsgerechten Ausstattung der
Kindergärten, Schulen und Hochschulen kann einer
heranwachsenden Jugend das unverzichtbar positive Bild vom Menschen
und unserer Welt vemittelt werden, welches die wichtigste
Voraussetzung für das Funktionieren eines Staatswesens
darstellt, dem dann die überwiegende Zahl seiner Bürger
auch gern ihren Tribut zahlen werden.
Nun würde es freilich zu lange dauern, wenn man
gemäß diesem Ansatz die Berliner entsprechend
beeinflussen wollte, um ihnen von ihrem Schuldenberg herunterhelfen
zu können. Ohne entsprechenden Finanzausgleich geht es ganz
gewiss nicht. Aber eine breite öffentliche Diskussion
über das Thema wünschte ich mir schon, um mehr Klarheit
über die Zusammenhänge zu verbreiten und vielleicht auch
vorhandene Hochmutsgefühle zu dämpfen zugunsten von
Gefühlen einer gewissen Dankespflicht gegenüber
denjenigen, die schließlich die Zeche bezahlen sollen.
20.03.02 Klaus Kaißling
Berlin ist als deutsche Hauptstadt ein Aushängeschild unseres
Landes und muss daher in besonderer Weise auch finanziell
gefördert werden!
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