Kein Alleingang
25.06.02 Christian Sterzing, Bündnis
90/Die Grünen
Die israelische Gesellschaft hat Anspruch auf ein angstfreies Leben
in den gesicherten Grenzen eines jüdischen Staates. Die
Palästinenser erheben zu Recht Anspruch auf einen
selbstständigen, lebensfähigen Staat, der in Frieden und
Sicherheit neben Israel existiert. Es reicht deshalb nicht, nur
über ein Ende der Gewalt zu reden. Sie wird sich auf Dauer nur
eindämmen lassen, wenn auch das Ende der Besatzung und ein
palästinensischer Staat thematisiert und damit für beide
Seiten die Perspektive friedlicher Koexistenz eröffnet
werden.
Die Kontrahenten im Nahen Osten sind offenbar nicht in der Lage,
aus eigener Kraft einen Ausweg aus der Gewaltspirale zu finden.
Für eine politische Regelung ist deshalb Hilfe von außen
notwendig. Das fehlende gegenseitige Vertrauen kann derzeit nur
durch internationales Engagement ersetzt werden. Nicht nur
Vermittlungsaktionen, sondern die Bereitschaft der internationalen
Gemeinschaft zur Übernahme von Garantien sind
erforderlich.
Die USA sind zu einem stärkeren Engagement nicht bereit. Weder
Deutschland noch die EU können die Vereinigten Staaten
ersetzen. Der Vorschlag des Außenministers Joschka Fischer
setzt hier an: Die wichtigen internationalen Akteure müssen
durch Bildung eines "Quartetts" - USA und Russland, EU und UN -
"gebündelt" werden. Dieses Quartett soll Verantwortung
für Verhandlungen und Garantien für die Umsetzung von
Verhandlungsergebnissen - zum Beispiel in Sicherheitsfragen,
für den Wiederaufbau, die demokratische Entwicklung in
Palästina - übernehmen. Mit Sofortmaßnahmen
(Rückzug Israels, Aufgabe von Siedlungen, Proklamation eines
palästinensischen Staates) und einem zeitlich und politisch
fixierten Verhandlungsfahrplan für eine Endstatusregelung wird
eine politische Perspektive eröffnet. Nicht deutsche
Alleingänge sind gefragt, sondern aktives Engagement für
ein koordiniertes internationales Vorgehen.
28.06.02 HAJO D. Freese
So lange die USA ihre Interessen in Nahost nicht genau definiert,
erweckt sie den Eindruck, dass sie Israel möglichst stark aus
diesem Konflikt hervorgehen sehen will - also als Sieger - unter
Beibehaltund der Siedlungen. Deshalb wird die politische Allianz,
die AM Fischer anstrebt, nur unter großen Mühen zustande
kommen. Ich meine außerdem, dass sie nicht genügt. Die
arabische Welt muß in die Konfliktlösung als zweiter
'Wirkungshebel' mit einbezogen werden. Hier wäre m.E. ein noch
viel zu wenig genutzter Ansatz zu suchen. Die zweifellos wichtigen
Bemühungen von J. Fischer würden an Gewicht wesentlich
gewinnen. Besonders der politische Druck, den die USA auf diese
arabischen Staaten ausübt, steht einer wirklich erfolgreichen
Friedens- bemühung sehr hinderlich entgegen. Hier brauchten
die Europäer und J. Fischer wohl etwas mehr Mut. Gruß
Hajo Freese
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