Gift für neue Bundesländer
18.06.04 Katherina Reiche,
CDU/CSU
Eine Ausbildungsplatzabgabe bringt mehr Bürokratie und hohe
Kosten für Wirtschaft und Verwaltung, aber nicht mehr
Ausbildungsplätze. Denn sie setzt nicht an den Ursachen an.
Hauptgrund der Lehrstellenmisere ist die anhaltende wirtschaftliche
Schwäche. Viele Jugendliche sind zudem nicht
ausbildungsfähig und unser Berufsbildungsrecht ist
veraltet.
Die Ausbildungsplatzabgabe muss auch deshalb ihr Ziel verfehlen,
weil das komplexe Geschehen auf dem Ausbildungsmarkt sich nicht mit
zentralistischer Planwirtschaft steuern lässt. Die Quoten sind
Willkür. Die pauschale Abgabe spiegelt weder die Vielfalt der
Branchen und der beruflichen Qualifizierungswege noch regionale
Unterschiede wider.
Folge ist die Verstaatlichung der beruflichen Bildung. Kommt die
Abgabe, so werden Betriebe weniger statt mehr ausbilden. Es bleibt
nur die Schaffung außerbetrieblicher Ersatzmaßnahmen.
Diese sind teuer, gehen am Bedarf vorbei und bieten allein
betriebsferne Theorie statt praktische Erfahrung. Die
Ausbildungsplatzabgabe schwächt zudem Wirtschaft und Kommunen,
sie ist Gift besonders für die neuen Bundesländer.
Zielführend ist der Vorschlag von der CDU/CSU-Fraktion, das 30
Jahre alte Berufsbildungsgesetz zu novellieren. Wir setzen auf
Stufenausbildungen, damit es mehr Betrieben möglich wird,
Ausbildungsplätze anzubieten, und mehr Jugendlichen, einen
Einstieg in das Berufsleben zu finden. Heute dauert die Entwicklung
neuer, moderner Berufe oft Jahre. Durch ein Schlichtermodell wollen
wir die Zeit auf sechs Monate verkürzen. Auch bei den
Ausbildungsvergütungen brauchen wir mehr Flexibilität.
Sie sind ein Ausbildungshemmnis für viele Betriebe. Wir
wollen, dass bis zu einem Drittel nach unten abgewichen werden
kann. Denn die größte Ungerechtigkeit ist, wenn
Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden.