Blockade überwinden
27.10.04 Grietje Bettin, Bündnis 90/Die
Grünen
Erste Aufgabe von Bund und Ländern wäre, die Blockaden
durch die föderalen Strukturen im Bildungsbereich zu
überwinden. Das betrifft vor allem die Kultusministerkonferenz
(KMK): Der Exekutivföderalismus der KMK ist nicht nur
ungeeignet, einen "schulpolitischen Ruck" in Deutschland zu
ermöglichen, sondern ist auch demokratisch gar nicht dazu
legitimiert. Bildungspolitische Weichenstellungen, die für die
Zukunft unserer Wissensgesellschaft entscheidend sind, müssen
von gewählten Parlamenten vorgenommen werden - unabhängig
davon, ob auf Landes- oder Bundesebene.
Auf die Agenda dieser Weichenstellungen gehört auch unsere -
sozial extrem selektive - Schulstruktur. Die Frage dreigliedriges
Schulsystem oder eine gemeinsame Schule für alle Kinder wird
derzeit jedoch aus einer völlig falschen Perspektive
diskutiert: Es geht nicht um Leistungsorientierung gegen
Kuschelpädagogik. Das Prinzip integrierter Schulen will den
Leistungswillen und die Leistungsfähigkeit jedes einzelnen
Kindes stärken. Dabei kommt es natürlich auch auf die
Qualität der Lehre, auf Lerninhalte und die Bedingungen an,
unter denen gelernt und gelehrt wird.
Wichtig ist, dass es in einer Schule für alle Kinder keine
"falschen Kinder" geben kann, die einfach aussortiert werden
können. Alle müssen individuell gefördert
werden.
Klar aufgeteilte, demokratisch legitimierte Kompetenzen in der
Bildungspolitik, gerechtere Schulstrukturen, Ganztagsschulen, die
Festlegung von nationalen Bildungsstandards, an denen Schulen sich
messen lassen müssen, und eine professionalisierte
Lehrerbildung - das sind die Mosaiksteine, die sich zu einer
Schulbildung auf einem hohen Niveau zusammensetzen. Bund und
Länder müssen sich diesen Aufgaben stellen und dabei
Transparenz, Effizienz und die Demokratie stärken.