Allgemeine Beiträge
26.09.02
01.10.02 Hubert Servos
Gibt es in der Bundesrepublik denn überhaupt noch eine freie
Forschung?
Es gibt immer mehr Stimmen aus der Wissenschaft, die behaupten,
daß eine freie und nicht industrieabhängige Forschung an
den Hochschulen seit Jahren nicht mehr existiert.
Wenn dem so ist, was sollen dann noch staatliche Fördermittel,
die an anderer Stelle dringender gebraucht würden
erreichen?
Kann mir auf diese Frage mal jemand eine plausible und
glaubwürdige Antwort geben?
Gruß, Hubert Servos
01.10.02 Ralf Weber
Ich sehe erfolgreiche Forschung nicht nur als Folge finanzieller
Förderung, sondern als Produkt kultureller Leistung. Dort sehe
ich eher das Problem.
Heute fehlt den Menschen bei uns immer mehr das lohnende Ziel, auf
das man zustrebt.
Der aktuelle Zustand ist eher von Stimmungen (aus dem Bauch ...)
bestimmt.
Der Verlauf des letzten Wahlkampfes und der Wahlausgang haben
dieses deutlich gezeigt. Konkrete Themen und Analysen hatten gegen
die Medieninszenierungen keine Chance.
01.10.02 Naika Foroutan
Die Frage ist: wie findet eine größere
Unterstützung der Forschenden statt? Und was passiert mit
ihnen, wenn sie fertig geforscht haben? Tatsächlich gibt es
derzeit kaum Möglichkeiten nach Abschluß einer
Dissertation weiterhin in der Forschung zu bleiben. Ich selbst bin
Doktorandin im Abschlußstadium und stelle mir mit Schrecken
immer wieder die Frage: was nun? Die Arbeitslage an den Hochschulen
ist desolat, zwar werden jetzt Juniorprofessuren angeboten, aber
diese STellenausschreibungen sind dann für Molekularbiologen
oder Atomphysiker und dergleichen. Für Geistes- und
Sozialwissenschaftler scheint es derzeit in der Forschung keine
Verwendung mehr zu geben. Unterstützt werden Unternehmen,
wirtschaftsnähe wird bevorzugt, wie der Beitrag von der FDP
deutlich macht. Das Ideal, sozial wissenschaftliche oder
gesellschaftliche Konzepte für eine zukünftige Struktur
und zukünftigen Geist unserer Gesellschaft zu erforschen
erscheint als idealistisch und deswegen nicht notwendig, auch nicht
förderwürdig. In der Zeit der post-doc Phase findet keine
Orientierung statt und so kommt es, das mit Beendung der
Dissertation die Tür der Uni sich für uns Forscher
schließt und wir uns vollkommen alleine überlegen
müssen, was wir denn jetzt mit unserer Forschung anfangen, die
wir doch in dem hehren Ziel begonnen hatten
Verbesserungsvorschläge für unser künftiges
Zusammenleben zu entwerfen. Am Ende bleibt die Erkenntnis,
daß man vielleicht doch besser, wie all die anderen
Kommilitonen mit einem einfachen MA einen Job in irgendeiner
consulting-agency oder einer Werbeagentur oder einem
Großunternehmen angetreten hätte, denn nun ist man
überqualifiziert und zu teuer und außerdem fehlt einem
die Berufserfahrung... Oder aber man sagt sich: "Hätte ich
bloß auf Lehramt studiert, dann hätte ich jetzt
wenigstens einen Beruf!"
02.10.02 Michael Wilhelm
"Forschung" – Wissen wir eigentlich, worüber wir
sprechen?
Viel wird zur Zeit über die Problematik der deutschen
Forschung diskutiert. Dabei gibt es meiner Meinung nach
Missverständnisse serienweise, weil nicht alle
Diskussionspartner vom gleichen Begriffsverständnis ausgehen.
Bei vielen wird z. B. der Begriff "Forschung und Entwicklung"
synonym verstanden (so ähnlich wie "Grund und Boden"), andere
wieder fassen gewohnheitsmäßig "Bildung und Forschung"
zusammen. Wenn es nicht gelingt, derartige Unschärfen zu
vermeiden, ist eigentlich die ganze Diskussion von vornherein
nutzlos.
02.10.02 I. Schwürzinger
forschung sollte nicht mehr nur national stattfinden. im streben
nach einem vereinigten europa, sollte auch forschung
europäisch veranlagt werden. die kosten für forschung und
entwicklung sind doch immens und heutzutage von einem staat nicht
mehr in dem mass betreibbar, wie es notwendig wäre.
gedankenaustausch zwischen den europäischen staaten ist ja
sowieso in vollem gange, also warum nicht auch aus einem topf
finanzieren. bildung ist hierfür übrigens auch sehr
wichtig. was nützt denn geld für forschung, wenn die
notwendigen fachleute dafür nicht nachkommen. motivation
junger menschen um wieder leistungswillen zu entfachen. politische
vorbilder und persönlichkeiten, die ihr metier ernst nehmen.
ehrliche politiker, die bei der jugend nicht nur den eindruck
erwecken, ihre diäten regelmmäßig erhöhen zu
wollen, aber nicht bereit sind etwas tatkräftiges zu
unternehmen.
05.10.02 Rolf Preuss
Rolf Preuss ( Dipl.-Ing. ) An der Kopfbuche 10 50259 Pulheim T.:
02238-925081
Forschungsförderung: Wie bleiben wir an der Spitze?
Die nachfolgende Stellungnahme richtet sich nicht an eine bestimmte
Partei, sondern es sind alle davon betroffen, da sie in ihren
abwechselnden Verantwortungzeiten im Grunde immer versagt haben,
denn sonst würde die Forschungslandschaft der Bundesrepublik
im internationalen Vergleich zu den technologisch
hochtentwickelnden Satten heute ein besseres Bild abgeben.
Die Wertstellung der Deutschen Forschungspolitik läßt
sich durch einen Vergleich mit der Vergangenheit besonders gut
darstellen. Es begann Ende des 19. Jahrhundert mit den vielen
berühmten Namen, die bereits zu Anfang dieser Thematik
angeführt und durch das Kaiser Wilhelm Institut die Forschung
auf allen Gebieten tatkräftig unterstützt wurde. Dies mit
dem Ergebnis, daß Deutschland lange Zeit die Hälfte
aller Nobelpreisträger stellte. Leider haftet dem Zertifikat
"Made in Germany" nun das Odium der Vergangenheit an.
Inzwischen ist das Niveau der deutschen Forschung so weit
abgefallen, daß kaum noch nennenswerte Ergebnisse erzielt
werden, die weltweit Maßstäbe setzen. Dabei ist gerade
dieser Zweig für die Bundesrepublik der entscheidendste Faktor
zur Erhaltung des Lebensstandards, ja sogar das Überleben. Der
weltweite sich immer beschleunigende Strukturwandel erfordert
gerade von der rohstoffarmen Bundesrepublik eine
überproportionale Bereitstellung von Forschungsgeldern
gegenüber den anderen Ländern. Die hochkomplexen zu
lösenden Aufgaben auf allen Gebieten führen
exponentiellen Kosten auf der personellen wie materiellen
Seite.
Für die hochentwickelte der Bundesrepublik kann die
Wachstumschance nur in Produkten mit hoher Technologiekompetenz
liegen. Zur Erreichung dieser Ziele sind den forschenden
Unternehmen die finanziellen Mittel ohne daß ein
Einfluß seitens der Politik erfolgen darf. Es ist immer
wieder festzustellen, daß Politiker sich mit Fachbereichen
auseinandersetzen, ohne dafür eine Ausbildung und damit die
nötigen Kenntnisse haben und dann auch noch qualifizieren.
Meine Erfahrungen beruhen darauf, daß zum Beispiel eine
Abgeordnete (Sozialpädagogik) über das Patentwesen, ein
Abgeordneter (Musiklehrer) über Eisenbahntechnik, ein
Abgeordneter (Betonbauer) über Kraftmaschinen sich
ausläßt.
Diese Erfahrungen auf alle Abgeordneten übertragen
erklärt die Ineffizienz der Ergebnisse des Bundestages.
Die Wettbewerbs- und Wachstumschancen für hoch entwickelte
Industrieländer liegen vor allem in neuen Produkten und
Dienstleistungen, die hohe Technologiekompetenz erfordern. Der
Staat muß für Innovationen der Unternehmen auf allen
Ebenen die richtigen Rahmenbedingungen setzen.
Schließlich ist die traditionelle über lange Zeit
geprägte institutionellen Förderung von in sich
geschlossenen Einheiten aufzubrechen (Elfenbeinturmdenken) und in
eigenverantwortliche finanziell selbstverwaltende Zentren
umzugestalten. Dies gilt für die Grundlagenforschung ebenso
wie für die wirtschaftlichen Schlüsselbereiche.
Natürlich müssen die wirtschaftlichen Ressourcen der
Institute so beschaffen sein, daß ein Erfolg auch
gewährleiste ist. Ein großer Teil der Politiker sieht
die Forschung vielfach als einen Selbstzweck zur Befriedigung der
Forschenden an, die ihre eigenen Fragen geklärt haben
möchten.
Der derzeitige Zustand ist allerdings nicht durch den Mangel an
qualifizierten Forschern zu erklären, sondern einzig durch das
Fehlverhalten der Politik. Die fähigsten Köpfe wandern
zum größten Teil in die Saaten aus, denn die
Bereitstellung von Forschungseinrichtungen, der finanziellen Mittel
und auch die Besoldung der betreffenden Personen entsprechend ihrer
Leistungen ist von den hier vergleichbaren Verhältnissen um
Größenordnungen entfernt.
Die Besoldung der Leistungsfähigen Forscher ist auf das
internationale Niveau anzuheben, um die bereits ausgewanderten
Forscher zur Rückkehr zu bewegen. Auch muß durch den
immer stärkeren internationalen Wettbewerb durch die sich mehr
und mehr verstärkende Globalisierung eine Elitenförderung
vorgenommen werden, um das gesamte wissenschaftliche Potential der
Gesellschaft zu nutzen. Leider hat noch immer keine Reform zur
Investition in zukunftsfähige Schlüsseltechnologien
stattgefunden.
Es wird zwar immer von den zur Zeit verantwortlichen Politikern
behauptet in den vergangenen vier Jahren in der
Forschungslandschaft einiges umgesetzt zu haben. Doch ein Erfolg
ist nicht zu erkennen, obwohl wir uns als Leistungsgesellschaft
bezeichnen.
Eine Begründung der mangelhaften Bezahlung von
leistungsfähigen Forschern wurde vor einiger Zeit mit der in
der Presse veröffentlichten Bemerkung abgetan "das
Besoldungsrecht für Beamte läßt eine
unterschiedliche Bezahlung nicht zu".
Es sind nicht nur die fehlenden finanziellen Mittel, sondern auch
die Gängelei durch Politik und Behörden ermöglichen
kein effektives Arbeiten.
Die Forschung ist nur durch eine Deregulierung durch staatliche
Verordnungen voranzubringen, denn derzeit wird sie durch die
Regelungsdichte abgewürgt.
Die Bereitstellung der finanziellen Mittel in der Bundesrepublik
bewegt sich im Verhältnis zu anderen Ländern am unteren
Rand wie übrigens auch bei den Bildungsausgaben und das
Ergebnis wird durch die PISA-Studie aufgezeigt. So ähnlich
verhält es sich auch mit den Forschungsmitteln.
Von politischer Seite wird zuweilen darauf hingewiesen, daß
es auch Aufgabe der privaten Wirtschaft ist, entsprechende Mittel
bereitzustellen und mit der Forschung für die Innovationskraft
der Wirtschaft zu sorgen. Leider wird von der Politik
übersehen, daß die Industrie einen Überlebenskampf
führt, um finanziell mit der ausländischen Konkurrenz
mithalten zu können. Dies beruht darauf, daß in der
Bundesrepublik bereits 70% der Kosten aus Steuern und anderen
Abgaben bestehen. Gelingt einem Team von Forschern und Entwicklern
eine innovative Neuschöpfung, die weltweit anerkannt wird und
der Bundesrepublik Arbeitsplätze bescheren könnte,
verweigert die Politik die Bereitstellung entsprechender Mittel zur
Schaffung der nötigen Infrastruktur. Ein Beispiel ist, das
besonders die Ökologie betrifft, die Erzeugung von Wasserstoff
mittels eines Fusionsreaktors für den automobilen Einsatz und
den Aufbau des zugehörigen Verteilernetzes.
Eine weitere Beeinträchtigung der Forschung an menschlichen
embryonalen Stammzellen durch politische Vorgaben der sogenannten
Ethikzirkeln durch das Embryonengesetz ist pure Heuchelei infolge
des Gesetzes zur Abtreibung und der damit zugelassenen Tötung
von Hunderttausenden in der Entstehung begriffenen neuen
menschlichen Lebens.
Die Forschung an den embryonalen Stammzellen ermöglicht in der
Zukunft ungeahnte Heilerfolge und damit die Kostenreduzierung des
Gesundheitswesens.
Es ist durch eine gesetzliche Regelung festzulegen, daß alle
Universitäten, außeruniversitäre
Forschungseinrichtungen sowie kleine wie große Unternehmen
den gemeinsamen Auftrag zum Beispiel zur Erzeugung einer
wettbewerbsfähigen erneuerbaren Energie erhalten. Auch wenn
dabei eine Mehrfachforschung im Wettbewerb erfolgt und dabei Mittel
verschlingt, dürfte das zu innovativen Lösungen
führen. Ob es einen Sinn ergibt, daß der Staat die
Akzente setzt, sei es in der Grundlagenforschung, die zwar zur
Erkenntnisorientierung dient und letztendlich die Wissensbasis des
Volkes verbreitert, also zu innovativen Anregung mit dem Ergebnis
der nachfolgenden anwendungsnahen Forschung mit gesellschaftlichen
Nutzen, ist nach den bisherigen Erfahrungen eher zu
verneinen.
Wird der Entwicklungsaufwand der vergangenen Jahre zu dem
tatsächlichen Bedarf ins Verhältnis gesetzt und dieser
Vorgang extrapoliert, läßt sich das Jahr ermitteln, in
dem von einer nicht mehr existenten Forschung im Verhältnis zu
anderen Staaten gesprochen werden darf.
Die Aufgabe des Staates besteht allein nur in der Bereitstellung
der finanziellen Mittel, während die
Technikfolgenabschätzung und die frühe Erkennung von
Chancen und Risiken bestimmter Techniken von freien, also
unabhängigen Instituten und Universitäten vorgenommen
werden soll, da nur diese die fachlichen und ethischen
Voraussetzungen mitbringen. Die frühe Einbeziehung der
Wirtschaft in die Forschung ist wichtig und soll zur Absicherung in
Form eines privaten Wettbewerbes zur kreativen Anregung für
den produktiven Wettbewerb mit Mitteln langfristig abgesichert
werden. Zur Ankurbelung eines Technologietransfers sind von
staatlicher Seite die Mittel ohne Einspruchsrecht zur
Verfügung zu stellen, damit sich das Debakel des Transrapid
nicht wiederholt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Forschungsverlagerung und
Bereitstellung der entsprechenden Mittel auf EU-Ebene mit dem
Auftrag an alle europäischen Institute in Form eins
Wettbewerbes und nach den ersten Lösungsansätzen
bestimmter Institute die Überbringung des weiteren Auftrages
zur Fortsetzung derart, daß die freie Wirtschaft, falls es
sich um moderne gesellschaftlich interessante Produkte oder andere
gesellschaftliche zum Beispiel ökologischer Vorgänge
handelt, die innovative Umsetzung wahrnimmt.
Die zwei getrennt EU- und nationalen Budgets in der
Größenordnung von schätzungsweise 100 Milliarden
EURO für die Bundesrepublik sind keine überhöhte
Forderung und sind, wenn nötig, aus dem Sozialhaushalt zu
entnehmen. Dies mag zwar bei einigen Lesern einen
sozialverachtlichen Standpunkt erwecken. Dies ist aber ein
Trugschluß, denn 70% dieser Mittel fließen durch das
Steueraufkommen und anderen Abgaben dem Staat sowieso wieder
zu.
Mit vielen Grüßen Rolf Preuss
08.10.02 Eberhard Tschach
Um in der Forschung an der Spitze zu bleiben, ist es erforderlich,
daß zum einen die besonders herausragende Wissenschaftler
gefördert werden. Es ist aber genauso wichtig, daß die
Rahmenbedingungen, die für exellente Leistungen erforderlich
sind, bestehen. So ist es m.E. mir unverständlich, daß
es nicht möglich ist, Daten, die von der öffentlichen
Hand erarbeitet bzw. erworben wurden, über ein bundesweites
Rahmenabkommen den Forschungseinrichtungen kostenlos zur
Verfügung zu stellen. (Ich denke da v.a. an Daten der
Landesvermessungsverwaltungen.)
15.10.02 Wolfgang Kouker
Ich bin Wissenschaftler am Forschungszentrum Karlsruhe und moechte
mal aus meiner Sicht sagen:
- Die Forschung als Kulturgut ist wie alle Kultur out (leider). Es
zaehlt der oekonomische Gewinn, nicht der Erkenntnisgewinn (siehe
hierzu auch die Beitraege der Abgeordneten).
- Relativ(!) freie Forschung wird noch an den Instituten der
Max-Planck Gesellschaft (frueher Kaiser Wilhelm) betrieben. Relativ
bedeutet hier eine im Verhaeltnis zu Universitaeten gute
Grundausstattung aber doch der Zwang, ueber Drittmittel
Forschungs"auftraege" zu erhalten.
- Noch solide finanzierte Auftragsforschung (Grundauftrag vom BMBF)
wird an den Grossforschungzentren (z.B. FZK, FZJ und DLR)
betrieben. Noch solide bedeutet einen zunehmenden Schwund der
Grundfinanzierung, besonders bei den Stellen fuer Wissenschaftlern,
weniger bei Investitionsmitteln (klar: unmittelbare
Wirtschaftsfoerderung)
Soviel zu den Rahmenbedingungen.
Aus meiner Sicht (Meteorologie, Klima) steht die Deutsche Forschung
(besser vielleicht Forschung in Deutschland) inhaltlich im
Europaeischen und weltweiten Vergleich gut da. Die Resultate sind
weltweit anerkannt und die Projekte sind national und international
eng verknuepft. Dies wird unterstuetzt durch Ausschreibungen der
Europaeischen Kommission fuer Forschungsvorhaben, diesmal ein
positiver Effekt der Drittmittelfoerderung.
Schlecht und schlechter werdend ist die Position des
Wissenschaftlers. Viele Kollegen leben ein Leben lang von
Drittmitteln (befristete Arbeitsverhaeltnisse), die sie bisher nur
zwangen, alle 5 Jahre umzuziehen, weil sie nicht laenger an einem
Institut auf Zeitvertrag beschaeftigt werden durften. Das neue
Hochschulrahmengesetz (2002) zwingt diese Kollegen nun jedoch nach
12 Jahren in die Arbeitslosigkeit oder ins Ausland, weil hiernach
eine befristete Beschaeftigung nicht mehr moeglich ist und die
Kollegen fuer unsere anspruchsvolle Wirtschaft mit 40 Jahren nun
wirklich veraltet sind. Dies ist sicher auch ein Grund, weshalb wir
nicht mal mehr Doktoranden bekommen!
18.10.02 Eurosana European Medical
Network
Sehr geehrter Herr Servos,
erlauben Sie uns eine Antwort auf Ihren Beitrag:
gerade die Tatsache, dass z.B. die Pharamaindustrie eben gerade
diejenigen Bereiche der Forschung vorantreibt, welche in puncto
Rentabilität lukrativ erscheinen, sollte uns nicht über
die Gafahr hinwegtäuschen, die durch den Wegfall der
staatlichen Forschungsgelder entstehen würde: gerade
diejenigen "exotischen" Bereiche der Medizin z.B., die nicht eine
Vielzahl von Erkrankten betreffen, würden schlichtweg nicht
erforscht werden, weil einfach kein finanzielles Interesse der
Industrie vorliegt. Diesen Fall gab es bereits und wird es immer
wieder geben, und der Gesetzgeber ist hier gefordert, durch Einsatz
staatlicher Forschungsgelder u. Aufträge die Lücken der
Industrie zu schliessen. Unsere Hoffnungen im medizinischen Bereich
richten sich hierbei insbesondere auf die Genforschung, es bleibt
zu hoffen, dass diverse sehr umstrittene Bereiche wie z.B. die
Stammzellforschung nicht der ethischen Unsicherheit und dem
Geldmangel zum Opfer fallen und wichtige medizinische Fortschritte
ausgerechnet in Deutschland unterbleiben, während man
andernortes in Europa und Israel bereits Forschungsergebnisse
vorzuweisen hat. Mit einer
"wasch-mich-aber-mach-mich-nicht-nass-Haltung" wird man keine
nennenswerten Forschungsergebnisse erzielen, ebenso auch keine
Gewinne.
Daher müsste n.u.E. zunächst die Forschung mit
erleichterten Rahmenbedingungen und den entsprechenden,
industrieunabhängigen Fördermitteln ausgestattet werden,
damit nicht ausgerechnet die erfolgreichsten Kapazitäten aus
Forschung und Wissenschaft ins Ausland abgeworben werden. Auf die
Art, die Sie andenken,(die Streichung von Forschungsgeldern) ist
Deutschland auf dem besten Weg, den Anschluss zu verlieren.
Medizinischer Fortschritt darf nicht nur dem Gewinnstreben
einzelner Industrieunternehmen überlassen bleiben, sondern
muss ebenfalls unter staatlicher Aufsicht und in staatlichem
Auftrag erfolgen.
Wie auch immer, die Gesundheitspolitik ist ein weites Feld, und es
bleibt für alle Beteiligten noch sehr, sehr viel zu tun.
Mit besten Grüssen Eurosana European Medical Network
Geschäftsführung
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