Konfliktursachen bekämpfen
31.05.02 Angelika Köster-Loßack,
Bündnis 90/Die Grünen
Der 11. September hat vor allem eins gezeigt: dass wir alle
verletzbar sind und dass kein Land sich abschotten kann.
Erfolgreiche Krisenprävention muss auf den Abbau von Armut und
Ungerechtigkeit zielen. Und dies kann nur im Dialog mit den
Menschen und Regierungen des Südens geschehen. Sie müssen
an der internationalen Entscheidungsbildung (Global Governance)
teilhaben können, damit Gefühle von Ausgeschlossenheit
und Unterlegenheit, die den Boden für Gewalt bereiten, erst
gar nicht aufkommen.
Wir brauchen die Entwicklungspolitik dafür nicht neu zu
erfinden, sondern - wie es die Bundesregierung tut - ihre
Leitlinien voll zur Geltung bringen. Das heißt: Armut
bekämpfen, Globalisierung gestalten, nachhaltige Entwicklung
fördern, Frieden sichern. Im Einzelnen bedeutet das zum
Beispiel: Förderung des Zugangs zu natürlichen Ressourcen
wie Land und Wasser, Aufbau demokratischer Strukturen (Rechts- und
Verfassungsberatung), Demobilisierung von Streitkräften und
deren Wiedereingliederung in die Zivilgesellschaft, unter anderem
durch Ausbildungsmaßnahmen und Arbeitsplatzförderung
nach Bürgerkriegen, Mitwirkung im Bereich der
Rüstungskontrolle und Begrenzung des Waffenhandels.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat auf die
Terrorismusbedrohung schnell reagiert. Für das Jahr 2002
wurden nach dem 11. September kurzfristig 102 Millionen Euro
für entwicklungspolitische Maßnahmen im Rahmen der
Terrorismusbekämpfung zur Verfügung gestellt. Mit diesen
Geldern können auch Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und
politische Stiftungen zusätzliche Aufgaben übernehmen. In
Afghanistan ist der deutsche Beitrag zu einer friedlichen Zukunft
zu einem der tragenden Pfeiler des Wiederaufbaus geworden. Die
Bundesregierung hat mit 320 Millionen Euro dafür den
deutlichsten und größten Beitrag zur Unterstützung
innerhalb der EU-Mitgliedstaaten langfristig
angekündigt.
05.06.02 Heinz Subat
Sehr geehrte Frau Köster-Loßack, Sie haben völlig
Recht, wenn Sie sagen, dass Armut und Ungerechtigkeit angegangen
werden müssen. Nur befürchte ich, dass wir verschiedene
Maßstäbe ansetzen.
Armut: Angesichts der Pleiten, bei denen es zum Teil um weit
höhere Summen geht, angesichts der Betrugsfälle in der
Wirtschaft und einbezogen die Millionenbeträge bei
Spendenaffären und bei der Verschwendung von Steuergeldern
durch Kommunen Länder und Staat wage ich die Behauptung, dass
den Entwicklungsländern wieder einmal nur peanuts
übrigbleiben. Da werden wahrscheinlich neue
Regierungsgebäude, weitere Repräsentationsobjekte und die
Diäten oder Gehälter der Minister den Löwenanteil
verschlingen. Und für den Rest gibt es dann noch ein paar
landwirtschaftliche Maschinen ohne Ersatzteile. Wenn Sie wirklich
helfen wollen, dann müssen Sie schon Milliarden locker
machen.
Was die Ungerechtigkeit angeht, sprechen wir auch nicht die gleiche
Sprache, denn es ist zunächst die Ungerechtigkleit der
sogenannten zivilisierten Staaten, die ein Emporkommen der
Unterprivilegierten unmöglich macht. Da werden durchaus
nahmhafte Beträge von der Wirtschaft investiert, doch nur zum
Zwecke eigenen Profits. Wäre ja auch noch schöner, wenn
'die da unten' uns Konkurrenz bieten könnten. Waffen
könnten wir ja liefern, damit sich die zunächst einmal
zerfleischen und danach können wir dann wieder wie rettende
Engel erscheinen.
Da wird Afganistan dem Erdboden gleichgemacht, in Israel und
Palästina bekämpfen sich Menschen und die Grünen
streiten sich über Möllemann. Nein, mit unserer
Gerechtigkeit ist es wahrlich nicht weit her. Wenn Sie es erreichen
könnten, dass der Mensch wieder etwas gilt in dieser Welt,
dann haben Sie den ersten Schritt zu einer Befriedung getan. Anders
nicht.
Mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft Ihr Heinz Subat
07.06.02 Klaus Sterthoff
Entwicklungspolitik, die diesen Namen verdient wird weder von
dieser noch wurde sie von einer der vorherigen Regierung betrieben.
Seit Jahrzehnten werden 0,7 % des BIPs als Entwicklungshilfe
gefordert. Welches Industrieland wendet diese Regel an?
Die schlimmste Plage sind aber die sogenannten Freihandelszonen.
Orte übelster Ausbeutung! Hier sollen "Arbeitsplätze" die
Entwicklung der Länder fördern und Armut bekämpfen.
Dieser Ansatz ist fatal, weil keine sozialverträgliche
Entlohnung stattfindet.
Armutsbekämpfung erfordert eine andere Weltwirtschaftsordnung
als den zur Zeit gängigen Turobokapitalismus neoliberaler
Prägung, der seit über 20 Jahren nichts an Verbesserungen
bewirkt hat.
Sollten die Bündnisgrünen wirklich glauben, dem
Terrorismus, der ja nichts anderes ist als die Schattenseite einer
entfesellten Globalisierung, mit "Erdnüssen" beizukommen?
23.06.02 Erwin Scherer
Hallo,
der mathematische Unfug des Zahlens von Leistungslosem Lohn (z.B
Schuldzins) bringt die Tatsache, das sich die Weltwirtschaft in
absehbarer Zeit selbst zerstört (letztlich auch Dank der
Globalisierung). Wir werden eine Hyperinflation mathematisch
bedingt bekommen, der keiner Herr werden wird. Da aber keiner die
simple Mathematik einsehen will,das dem so ist, wird´s
deswegen auch weiterhin noch viele Millionen Tote geben, die
vermeidbar wären. Zum Schluß bleibt ein
geplünderter, zerschundener Planet zurück. Nachzulesen in
Petition an den Bundestag Pet 2-14-08-600-039115. Diese wurde
ohne(!!!!) Begründung abgesägt.
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