|
|
rab
"EU-Verfassung ist weiterhin möglich"
Dublin übernimmt die
Ratspräsidentschaft
Nach Ansicht des irischen Botschafters in
Deutschland, Seán O'Huiginn, ist eine Einigung der
Mitgliedstaaten der Europäischen Union über eine
Verfassung möglich. Diese Ansicht vertrat O'Huiginn am 14.
Januar im Europaausschuss während einer Aussprache über
die Agenda der irischen Ratspräsidentschaft. Der Botschafter
wollte mit Blick auf die Einigungschancen nichts versprechen, wies
aber auf einige "implizierte Übereinstimmungen" der
vergangenen Regierungskonferenz über einige Bereiche der
Verfassung hin. Sein Land werde sofort handeln, falls die
derzeitigen Konsultationen die Möglichkeit einer Einigung
eröffnen.
Der gescheiterte Gipfel von Brüssel habe
deutlich gemacht, dass die Fortschritte der europäischen
Einigung weder selbstverständlich noch automatisch sind. Es
sei kein Wunder, dass sich die Konsensbildung von 25 Ländern
mit unterschiedlichen Traditionen und Historien schwierig
gestaltet. Die Gemeinschaft habe auch zu früheren Zeiten
Probleme gehabt und sei letztendlich immer gestärkt aus den
Prozessen hervorgegangen. Der Botschafter hob die Wichtigkeit des
gemeinsamen Vorgehens aller EU-Mitgliedstaaten hervor. Die irische
Ratspräsidentschaft sei darüber hinaus mit einer Reihe
von zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert. So gehe es um
die Rolle der EU in der Welt und die Aufbesserung der Beziehungen
zu den USA. Das transatlantische Verhältnis ist nach
Überzeugung O'Huiginns "einzigartig und unersetzlich".
Darüber hinaus gehe es um Bürgernähe und Transparenz
sowie um Fortschritte der Lissabonner Strategie für
Beschäftigung und um den Umgang mit der Beitrittskandidatur
von Kroatien.
Die SPD betonte die Hoffnung, dass sich die
Mitgliedstaaten doch noch auf eine EU-Verfassung einigen. Die
irische Ratspräsidentschaft stehe vor der Aufgabe, die
schwierige Balance zwischen Kooperation und Konfrontation zu
halten. Die Fraktion forderte den Vertreter Irlands auf, die
bisherigen Konsenspunkte der Verhandlungen der Regierungskonferenz
im letzten Jahr hervorzuheben. Die CDU/CSU sieht das EU-Projekt bei
Irland in guten Händen. Allerdings gebe es die
"verhängnisvolle Drohung", dass die Verhandlungen über
den Finanzrahmen dazwischen kommen, so dass über die
Verfassung erst Ende 2005 entschieden werden könne. Die
Abgeordneten erkundigten sich nach der Auffassung der irischen
Ratspräsidentschaft zu einem möglichen transatlantischen
Freihandelsabkommen. Die Bündnisgrünen legen große
Hoffnungen in die irische Ratspräsidentschaft. Ihrer Meinung
nach haben gerade kleine Länder ein gutes Gespür für
das Machbare in der Union. In der Vergangenheit hätten immer
wieder die kleineren Staaten Kompromisslösungen
angestoßen. Die FDP forderte den Botschafter auf, im Rahmen
der irischen Ratspräsidentschaft auf ein positives Signal
für die Verfassung bereits auf dem geplanten Gipfel im
März hinzuwirken. Dieses Treffen sei wichtig, um den weiteren
Prozess positiv zu beeinflussen.
Zurück zur Übersicht
|