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Hartmut Hausmann
EU-Studie stellt Zunahme fest
Antisemitismus in Europa
Das von der EU 1997 in Wien eingerichtete Institut zur
Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) hat in
einem Zweijahresbericht einen beträchtlichen Anstieg des
Antisemitismus in der EU registriert. Das betrifft vor allem
Belgien, Deutschland, Frankreich, die Niederlande und
Großbritannien. Die Vorfälle reichen von Hassbriefen,
Rassismuspropaganda im Internet bis zu Brandstiftungen, wie die
Direktorin der EUMC, Beate Winkler, bei der Vorstellung des
Berichts am 31. März in Straßburg erklärte. Zugleich
machten die Berichte deutlich, mit welcher Entschlossenheit die
Union das Thema Antisemitismus angehe.
Zur Einschätzung des umfassendsten Berichtes, der je in
Europa über Antisemitismus verfasst wurde, weist das Institut
auf große Unterschiede bei der Erfassung antisemitischer
Vorfälle innerhalb der Mitgliedstaaten hin. In einigen
Ländern gibt es gut organisierte Strukturen, die relativ
zuverlässige Statistiken über antisemitische
Vorfälle ermöglichen, in manchen Staaten existieren
derartige Strukturen dagegen gar nicht.
Unter diesem Aspekt nahmen in Deutschland antisemitisch
motivierte Handlungen zwischen 1999 und 2000 um fast 70 Prozent zu.
2002 ging zwar die Gesamtzahl der gemeldeten Fälle etwas
zurück, dafür wurden aber mit 28 gegenüber 18 mehr
Gewalttaten registriert. Bei den meisten Delikten habe es sich um
Aufstachelung zu Hass sowie um propagandistische Straftaten
gehandelt. In Frankreich wurde 2002 mit mehr als 300 rassistischen,
fremdenfeindlichen oder antisemitischen Vorfällen ein
erheblicher Anstieg registriert. Jeder zweite war gegen die
jüdische Gemeinde gerichtet. Das reichte von tätlichen
Angriffen auf Juden bis zu Anschlägen auf Synagogen und
jüdische Friedhöfe. Außerdem wurde ein Brandanschlag
auf eine jüdische Schule verübt. Ähnlich wurde in
Belgien, den Niederlanden und Großbritannien ein
spürbarer Anstieg antisemitisch motivierter Delikte
verzeichnet. Unter dem Vorbehalt, dass zu dem Täterkreis kaum
allgemein gültige Aussagen zu machen sind, kommt die Studie zu
dem Schluss, dass die größte Gruppe von Urhebern
antisemitischer Handlungen aus jungen weißen Europäern zu
bestehen scheint, die gesellschaftlich ausgegrenzt sind. In
Ländern wie Frankreich wurden antisemitische Handlungen auch
häufig von jungen Muslimen verübt. Rechtsextremistische
Gruppierungen spielten auch weiterhin eine große Rolle bei der
Meinungsbildung. H. H.
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