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Bermadette Schweda
Ausbildungsplatzumlage kommt
Regierung und Opposition werfen sich gegenseitig
Versagen vor
"Wer nicht genug ausbildet, soll zahlen" - so
lautet im Kern die Botschaft des rot-grünen Gesetzenwurfes,
den der Bundestag am 1. April in der ersten Lesung beraten hat. Die
Union und die Liberalen sprachen sich vehement gegen die
Einführung der auch in den Reihen der Koalition umstrittenen
Ausbildungsplatzumlage aus und kritisierten das Vorhaben als ein
"bürokratisches Monster", das zur Vernichtung von
Ausbildungsplätzen führen werde, statt Perspektiven
für die junge Generation zu schaffen. Redner von SPD und den
Grünen verteidigten hingegen das Projekt, mit dem sie die
Lücke auf dem Lehrstellenmarkt schließen wollen.
Unterstützung fanden die Pläne der Regierung auch bei den
PDS-Abgeordneten.
In der zeitweise sehr emotional
geführten Debatte forderte die Bundesbildungsministerin
Edelgard Bulmahn (SPD) die Wirtschaft auf, ihrer Pflicht zur
Ausbildung nachzukommen. Andernfalls verspiele sie nicht nur die
Zukunftschancen der jungen Menschen, sondern auch ihre eigene
Wettbewerbsfähigkeit. Die Bereitstellung von
Ausbildungsplätzen sei "keine
Wohltätigkeitsveranstaltung", sondern Pflicht, betonte auch
der SPD-Bildungsexperte Jörg Tauss.
In den Augen der Bildungsministerin ist die
Situation auf dem Lehrstellenmarkt besorgniserregend. Die Zahl der
Lehrstellen und abgeschlossenen Ausbildungsplatzverträge sinke
seit Jahren kontinuierlich, so Bulmahn. Inzwischen werde jede
neunte Lehrstelle aus Steuergeldern gefördert. Dies sei eine
"schleichende Verstaatlichung der Ausbildung". Das geplante Gesetz
sehe daher einen Vorrang für die betriebliche Ausbildung vor,
"gerade, weil wir keine Verstaatlichung wollen". Zugleich
kritisierte die Ministerin die Opposition, keine konkreten
Vorschläge auf den Tisch zu legen. Immer nur "nein" zu sagen
sei eine "billige Politik". Die Regierung verfolge mit ihren
Plänen hingegen das Ziel, dass "kein junger Mensch von der
Schulbank in die Arbeitslosigkeit geschickt" werde.
Zuvor warf der Unions-Fraktionsvize Friedrich
Merz der Regierung vor, mit der Umlage auf eine dauerhafte
Verstaatlichung der beruflichen Bildung hinzusteuern. Damit werde
das duale Ausbildungssystem endgültig "zu Grabe getragen" und
die Zahl der Lehrstellen weiter sinken, so Merz. Für die
Ausbildungsplatzmisere machte er die Finanz- und Wirtschaftspolitik
der Koalition verantwortlich. Er wies dabei auf die
"Insolvenzwelle" der vergangenen Jahre hin. Dies sei eine
wesentliche Ursache für den Lehrstellenmangel und nicht die
Unternehmer, denen es an Patriotismus fehlt. Merz äußerte
zudem verfassungsrechtliche Bedenken, ob das Gesetz überhaupt
zulässig sei.
Die Grünen-Wirtschaftsexpertin Thea
Dückert warf der Union ihrerseits "einen kollektiven
Gedächtnisschund" vor. Die Zahl der Ausbildungsplätze
gehe bereits seit 1992 zurück, weil sich die großen
Betriebe aus der Verantwortung zurückzögen. Es wäre
zwar besser, wenn die Wirtschaft von sich aus handeln würde.
Bis jetzt hätte sie jedoch nur leere Versprechungen geliefert.
Dückert wies zugleich den Vorwurf der Opposition zurück,
die Umlage sei eine "Strafsteuer". Es werde nicht abkassiert: "Das
Geld der Wirtschaft wird in der Wirtschaft bleiben."
Für die FDP-Generalsekretärin
Cornelia Pieper ist das geplante Gesetz "eine Katastrophe", die den
Mittelstand in den Ruin treiben und die Ausbildungsplätze
vernichten werde. Zudem müsse für die Umlage eine
Mammutbehörde mit zusätzlichen 110 Beamten geschaffen
werden. Das sei ein fragwürdiger Beitrag zur
Innovationsoffensive der Regierung. "Mit der Zwangsabgabe ist
keinem geholfen, aber allen geschadet", kritisierte auch die
CDU-Abgeordnete Katherina Reiche. Ebenso wies den Vorwurf Bulmahns
zurück, die Opposition hätte keine konkreten
Lösungen angeboten. Die Vorschläge lägen der
Regierung vor.
Das Gesetzentwurf sieht vor, dass bis Ende
September 15 Prozent mehr freie Ausbildungsstellen als
lehrstellensuchende Bewerber zur Verfügung stehen müssen.
Andernfalls sollen Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigten
mit einer Ausbildungsquote von unter sieben Prozent in einen
Ausbildungsfonds einzahlen. Mit dem Geld sollen zusätzliche
Lehrstellen geschaffen werden und Betriebe unterstützt werden,
die mehr ausbilden als gesetzlich vorgeschrieben.
Debattendokumentation auf den Seiten 17 - 20,
weiterer Bericht auf Seite 14
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