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Tobias Freudenberg
Stars werden für etwas Glamour in
Straßburg sorgen
Schauspieler, Sportler und Models auf den
Wahllisten
Bei vielen in Straßburg und Brüssel schwingt bis heute
das Bedauern mit: Gina Lollobridgida hat es nicht geschafft. Bei
der Europawahl vor fünf Jahren verpasste "Gina Nationale", die
Grande Dame des italienischen Films, auf der Liste des
späteren EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi nur ganz
knapp den Einzug ins Europaparlament. Der EU-Volksvertretung
hätte sie sicher zu erheblich mehr öffentlicher
Aufmerksamkeit verholfen, als diese sonst im politischen Alltag
erhält.
Andere Prominente aus Show und Sport haben dagegen in der
Vergangenheit den Sprung in die europäische Politik nicht nur
gewagt, sondern auch vollzogen. Nana Mouskouri war lange der wohl
bekannteste Name: Zwischen 1994 und 1999 bemühte sich die
griechische Sängerin in Straßburg für die
Christdemokraten um eine effizientere Kulturpolitik - mit
allerdings geringem Erfolg. Ihr folgte im letzten Parlament
Rosemary Scallon, die unter ihrem Künstlernamen "Dana" den
"Grand Prix de la Eurovision" nach Irland geholt hatte. Sie stellt
sich jetzt erneut zur Wahl.
Das gilt nicht für den Bergsteiger Reinhold Messner, der
sich 1999 als Spitzenkandidat der norditalienischen Grünen vor
allem den Umweltschutz in den Alpen auf die Fahnen geschrieben
hatte. Obwohl er zwischenzeitlich als Zugpferd auf der Liste der
deutschen Grünen im Gespräch war, will er sich nun aus
der aktiven Politik zurückziehen. Anders Finnlands
früheres Rallye-As Ari Vatanen, der sich bisher für die
Christdemokraten um Regionalpolitik und Landwirtschaft
gekümmert hat: Bei den Wahlen im Juni will er nun in
Frankreich antreten, wo seine Rallye-Erfolge noch in besserer
Erinnerung sind als im eigenen Land.
Weitere Sportstars dürften auf den Sitzen des neuen
Europaparlaments Platz nehmen: Erkki Nool, der bei der Olympiade in
Sydney die Zehnkampf-Goldmedaille für Estland holte, will
seine Sportlerkarriere für die Politik aufgeben und hat einen
aussichtsreichen Listenplatz erhalten. Als prominenter Schauspieler
wird der Brite Michael Cashmann, Ex-Star der Serie "Eastenders",
einer Art britischer "Lindenstraße", wohl erneut ins
Europaparlament einziehen. Cashmann, der sich für die
Sozialdemokraten um Bürgerrechte und Außenpolitik
kümmerte, ist Spitzenkandidat der Labourpartei. Eine andere
Darstellerin dürfte es wohl nicht nach Straßburg
schaffen: Katerina Bochmickova, besser bekannt unter ihrem
Künstlernamen Dolly Buster, erscheint auf den tschechischen
Wahllisten einer Splitterpartei, der kaum Chancen eingeräumt
werden.
Auch aus dem Medienbereich kommen eine Reihe prominenter
Kandidaten. Lilly Gruber, eine der bekanntesten
Nachrichtensprecherinnen Italiens, hat sich für die
Prodi-Liste zur Verfügung gestellt. Der Direktor von Radio
France, Jean-Marie Cavada, ist sogar von seinem Amt
zurückgetreten, um sich ganz der Europapolitik zu widmen. Gute
Chancen auf einen Einzug ins Parlament hat auch Vladimir Remek, der
erste Tscheche im Weltraum, der jetzt für die Kommunisten
antritt. Und für etwas Glamour könnte schließlich
das estnische Top-Model Carmen Kass sorgen.
Auf deutschen Kandidatenlisten sucht man prominente
Quereinsteiger in der Regel vergebens. Eine Ausnahme war die
vielfache Goldmedalliengewinnerin im Kanu, Birgit Fischer, die 1999
auf Platz zwei der FDP-Liste antrat. Weil die Liberalen an der
Fünf-Prozent-Hürde scheiterten, bereitet sie jetzt auf
olympisches Gold in Athen vor.
Der Autor ist freier Journalist in Brüssel.
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