Jutta Witte
Ministerpräsident Kurt Beck: "Das ist
natürlich ein bitterer Tag für die
Sozialdemokratie."
Kommunalwahlen in Rheinland-Pfalz
In Mainz werden die ersten Weichen für den
Landtagswahlkampf 2006 gestellt. Nach dem souveränen Wahlsieg
der CDU bei den rheinland-pfälzischen Kommunalwahlen will die
Partei bis Jahresende klären, wer als Spitzenkandidat in die
Wahlschlacht gegen die regierende SPD zieht. Bislang ist Landeschef
Christoph Böhr einziger Bewerber für die
Spitzenkandidatur. Der hat einer schwarz-grünen Koalition nach
der Landtagswahl bereits eine Absage erteilt.
Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis erreichte die
Union in Rheinland-Pfalz 45,1 Prozent der Stimmen, ein Verlust von
einem Prozent gegenüber 1999. Die SPD kam landesweit auf 28,9
Prozent, ein Minus von 7,2 Prozent und das schlechteste Ergebnis
für die Sozialdemokraten seit Kriegsende.
Drittstärkste Kraft wurden die Freien Wähler mit
landesweit 11,4 Prozent und einem Plus von 3,8 Prozentpunkten. Die
FDP verbesserte sich von 4,1 auf 5,9 Prozent und die Grünen
von fünf auf 7,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei rund
57,6 Prozent und war damit so niedrig wie noch nie bei einer
rheinland-pfälzischen Kommunalwahl.
"Das ist natürlich ein bitterer Tag für die
Sozialdemokratie", seufzte Ministerpräsident Kurt Beck (SPD)
als das Ausmaß der Wahlniederlage sichtbar wurde. Der
Wahlausgang in den Städten, Gemeinden und Landkreisen von
Rheinland-Pfalz sei durch den "Ärger über die
Bundespolitik" mitbestimmt worden, sagte Beck. Von der
Schwäche der SPD und punktuellen Verlusten der Union haben in
den rheinland-pfälzischen Kommunen fast flächendeckend
die kleineren Parteien profitieren können. Vielerorts fuhren
die Freien Wähler zweistellige Ergebnisse ein. Aber auch die
Republikaner, die nur in einer Handvoll Städten und
Landkreisen angetreten waren, konnten fast überall ihren
Stimmenanteil ausbauen.
Sowohl die CDU als auch die Grünen äußerten sich
nach der Wahl optimistisch zu ihren Aussichten für den
Urnengang 2006. Die beiden Oppositionsparteien, die in den Kommunen
zusammen deutlich über 50 Prozent erreichten, wollen nach der
Landtagswahl die regierende sozialliberale Koalition ablösen,
wenn auch nicht unbedingt miteinander.
Während Grünen-Vorstandschef Manfred Seibel derzeit
noch offen lässt, mit wem er 2006 koalieren will, hat
Böhr allen schwarz-grünen Phantasien eine Absage erteilt.
Die Zusammenarbeit funktioniere schon in der Opposition nicht,
erklärte der CDU-Landesvorsitzende. Alles Spekulieren
über ein Regierungsbündnis sei da müßig.
Mit Spannung wird nun erwartet, wie die Kür des
CDU-Spitzenkandidaten verlaufen wird. Böhr forderte am
Dienstag nach der Wahl zu einer offenen Diskussion über die
K-Frage auf: "Jeder soll jetzt sagen, was er denkt."
Eine einflussreiche Minderheit in der Landespartei, darunter der
Chef der CDU-Landesgruppe im Bundestag, Joachim Hörster, hat
in den vergangenen Monaten immer wieder deutlich gemacht, dass sie
Böhr als Kandidaten verhindern will. Über die
Kandidatenfrage soll nun zum Jahresende ein CDU-Sonderparteitag
entscheiden.
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