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Karl-Otto Sattler
Union dominiert die Rathäuser - verfehlt
jedoch absolute Mehrheit
Saarland: Erstarken von FDP und Grünen -
Rückschlag für SPD
Nach der Wahl ist vor der Wahl. Kaum waren die Stimmzettel in
den Rathäusern ausgezählt, steckten die Matadore das Feld
für den nächsten Urnengang ab, bei dem die
Saarländer einen neuen Landtag bestimmen. Angesichts des
klaren CDU-Siegs bei den Gemeinderats- und Kreistagswahlen
verspürt Ministerpräsident Peter Müller
"Rückenwind" für den 5. September, der
Unions-Fraktionsvorsitzende Peter Hans meint, die Generalprobe sei
"sehr gut gelungen". Indes verfehlte die Union auf kommunaler Ebene
die absolute Mehrheit. Und so urteilt denn Oppositionsführer
Heiko Maas trotz der herben SPD-Verluste, dass die Landtagswahl
"überhaupt noch nicht gelaufen ist". Auch für die CDU
wüchsen "die Bäume nicht in den Himmel". SPD-Ergebnisse
von 36 bis 37 Prozent wie jetzt an der Saar erreiche die Partei
andernorts in der Republik zurzeit nicht. Allerdings scheint die
Rückeroberung der Macht im Land für die SPD nicht
unbedingt in Reichweite zu liegen.
Spannend machen den 5. September vor allem die Grünen und
die FDP, die bislang im Landesparlament nicht vertreten sind: Die
beiden kleinen Parteien erzielten in vielen Rathäusern
Zuwächse, das Überspringen der
Fünf-Prozent-Hürde am 5. September liegt im Bereich des
Möglichen. Bei vier Fraktionen wäre die jetzige
Mandatsmehrheit für Peter Müller in ernster Gefahr. Im
Stadtrat von Saarbrücken ist die CDU, die in der Hauptstadt
fast fünf Prozent verlor, schon mal auf eine Koalition mit der
FDP angewiesen.
Bei den Gemeinderatswahlen erzielte die Union landesweit 45,7
Prozent (minus 0,1 Prozent gegenüber 1999). Die SPD fiel
schmerzlich um fünf Punkte auf 37,3 Prozent. Die Grünen
und die FDP blieben mit 4,8 und mit 3,9 Prozent trotz Zugewinnen
knapp unter fünf Prozent. Bei den Kreistagswahlen verbesserte
sich die CDU um 0,9 Prozent auf 47 Prozent, die SPD büßte
7,1 Prozent ein und landete bei nur noch 36 Prozent, die
Grünen schafften 5,8 Prozent, die FDP verbuchte 4,3 Prozent.
Die Wahlbeteiligung bei beiden Urnengängen sank um drei
Prozent auf rund 56 Prozent.
In 33 der 52 saarländischen Kommunen erhöhte die Union
ihren Stimmenanteil, doch ausgerechnet in Saarbrücken verlor
die Union 4,6 Prozent und landete bei 37,9 Prozent. Die SPD
verzeichnete in der Hauptstadt ein Minus von mehr als sechs Prozent
und fuhr bescheidene 33,5 Prozent ein. Erfolgreich waren die
Grünen mit 9,4 und die FDP mit 5,8 Prozent. CDU und FDP haben
im Stadtrat nun einen Vorsprung von einem Mandat. Diese knappen
Mehrheitsverhältnisse machen den Ausgang der OB-Wahl am 5.
September ungewiss und spannend: Das Rennen wird sich zwischen
Regierungs-Staatssekretär Josef Hecken (CDU) und der
Saarbrücker SPD-Sozialdezernentin Charlotte Britz entscheiden.
Die Neuwahl wurde nötig, weil SPD-OB Hajo Hoffmann nach einer
Verurteilung wegen Untreue seinen Rücktritt erklärt
hatte. Interimistisch führt der grüne Bürgermeister
Kajo Breuer, der am 5. September ebenfalls antritt, die
Geschäfte an der Rathausspitze.
Im Saarbrücker Stadt-Umland-Verband ist die Union mit 42,6
Prozent vertreten (minus 2,3 Prozent), die SPD musste mit 34,3
Prozent einen Verlust um 7,7 Prozent hinnehmen, die Grünen
(7,2 Prozent) und die FDP (5,2 Prozent) übersprangen die
Fünf-Prozent-Hürde. In der Landeshauptstadt und in der
Saarbrücker Großregion haben die Wähler also bereits
vier Parteien in die Parlamente geschickt. Unwägbar machen den
Ausgang der Landtagswahl auch die beachtlichen Stimmanteile
kleinerer Parteien, die in der Hauptstadt und in deren Umland
zusammen mehr als zehn Prozent erreichten. Freie
Wählervereinigungen zogen in mehrere saarländische
Gemeinderäte ein, im Püttlinger Lokalparlament sitzt die
DKP, im Saar-Pfalz-Kreistag die Familienpartei. Und im
Völklinger Stadtrat ist jetzt die NPD mit 9,6 Prozent
präsent - eine Zäsur für das Saarland, wo
Rechtsextremisten bislang keine Chance hatten.
In der "heimlichen Hauptstadt" Saarlouis überrundete beim
ersten Durchgang der OB-Wahl SPD-Kandidat Roland Henz (42,6
Prozent) CDU-Amtsinhaber Hans-Joachim Fontaine (41,2 Prozent)
knapp. Angesichts des hohen Stimmenanteils des grünen
Bewerbers in der ersten Runde hat Gewerkschafter Henz bei der
Stichwahl am 27. Juni gute Siegchancen: Das wäre Balsam auf
die Wunden der SPD - mal wieder eine symbolträchtige Wahl
gewinnen.
Unentschieden endete die Kür von vier Landräten. In
zwei Kreisen kommt es zu Stichwahlen zwischen den SPD- und
CDU-Kandidaten. Im Saar-Pfalz-Kreis setzte sich SPD-Amtsinhaber
Clemens Lindemann durch. In Merzig-Wadern eroberte
Wirtschafts-Staatssekretärin Daniela Schlegel-Friedrich das
Landratsamt wieder für die Union: Sie ist nun mit 37 Jahren
Deutschlands jüngste Landrätin.
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