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Das Parlament
Nr. 49 / 29.11.2004

 
Bundeszentrale für politische Bildung
 

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Susanna Partsch

Eine kulturelle Dichte geschaffen

Im Münchener Haus der Kunst zeigt der Adel seine Schätze
Über die Jahrhunderte sammelte neben der Kirche vor allem der Adel Kunst. Die bis 1918 regierenden Fürstenhäuser, die noch bis heute Namen von Städten oder Bundesländern wie etwa Hannover oder Bayern tragen, haben zu einer großen kulturellen Dichte beigetragen. Das Haus der Kunst in München präsentiert nun rund 350 Exponate der herausragendsten Kunstwerke, die sich noch heute im Besitz der ehemaligs regierenden Familien befinden.

Bis zu der bürgerlichen Revolution 1918, die zum demokratischen Parlamentarismus führte, versammelten sich die Kunstschätze neben den allgemein zugänglichen Kirchen vor allem in den Schlössern der Könige, Fürsten, Herzöge und Grafen. Dort befanden sich Schatzkammern, Bildergalerien, Kuriositätenkabinette, in denen ausgewählte Besucher befreundeter Häuser herumgeführt wurden. Der Adel pflegte eine halböffentliche Kulturträgerschaft zwischen Repäsentationswillen und Mäzenaten, der sich auch in der Gründung von Theatern und Bibliotheken zeigte. Gleichwohl gewährte der Adel dem Volk nur eingeschränkt Zutritt zu seinen Schätzen. Gelehrte mussten oft genug größte Bemühungen unternehmen, die Sammlungen studieren zu dürfen oder sich als Künstler an Gemälden schulen zu können.

Dennoch: Hätte sich die Kunstförderung auf die Kirche beschränkt und gäbe es das adlige Mäzenentum nicht, so wären so fantastische Ausmalungen wie diejenige des Würzburger Schlosses durch Giovanni Battista Tiepolo unterblieben, gäbe es viele Museen, wie beispielsweise die Alte Pinakothek nicht, in der die Sammlung des Hauses Wittelsbach gezeigt wird, angefangen mit der Alexanderschlacht von Albrecht Altdorfer, die er 1529 im Auftrag des Wittelsbacher Herzogs als Teil eines großen Historienbilder-Zyklus malte.

Zwar sind nach der Revolution von 1918 und den Enteignungen in der Sowjetischen Zone 1945 Teile des Kunstbesitzes der ehemaligen Herrscherhäuser verstaatlicht worden, aber gerade die Familien, die 1918 keine Regenten mehr waren und von der Republik als Privatpersonen behandelt wurden und nichts abgeben mussten, oder auch diejenigen, die 1945 ihren Besitz in den westlichen Besatzungszonen hatten, konnten weite Teile ihrer Sammlungen behalten.

Wir alle wissen aber um die Kehrseite der Monarchie, und heute gehören sowohl das Würzburger Schloss wie die Alte Pinakothek (selbst noch eine königliche Gründung) dem Land Bayern, Schloss Charlottenburg ist im Besitz des Landes Berlin. Die Liste lässt sich beliebig verlängern.

Und die Schätze der Adligen? Oft gehen Meldungen durch die Presse, dass wieder eine fürstliche Sammlung bei einem Auktionshaus zum Kauf angeboten wird. Und erst kürzlich stand die Fürstenbergische Sammlung in Donaueschingen zum Verkauf. Sie wurde von dem Industriellen Reinhold Würth erstanden und ist jetzt in einem modernen Museumsbau in Schwäbisch-Hall zu sehen. Wenn nicht gerade eine solche Meldung für Wirbel sorgt, kümmert es die Allgemeinheit wenig, welche Kunstschätze der Hochadel wirklich noch besitzt.

Das soll sich jetzt durch die Ausstellung im Haus der Kunst ändern. Für "Schatzhäuser Deutschland" haben 33 Adelshäuser Werke zur Verfügung gestellt. Die Exponate sind nach Themen geordnet zu sehen. Porträts und Insignien folgen den Schätzen aus edlen Metallen, Tafelgeschirren, antiken Köpfen und Vasen, kirchlichen Kunstwerken, Gemälden, Grafiken.

Das absolute Highlight der Ausstellung hängt klein und bescheiden in einem der Nebenräume: Der einzige noch in deutschem Privatbesitz befindliche Rembrandt, Diana mit Aktäon und Kallisto von 1634, ein absolutes Meisterwerk des niederländischen Malers.

Warum diese Ausstellung? Die Frage erübrigt sich spätestens nach einem Blick in den Katalog, denn hier werden nach einer Auswahl der Exponate in ganzseitigen Farbabbildungen die 31 Schlösser vorgestellt, aus denen die meisten Exponate stammen. Intention ist es, die deutschen Schlösser, die sich noch in Privatbesitz befinden, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Es fällt auf, dass der Adel zu allen Zeiten gesammelt hat, wobei eine Periode gänzlich fehlt. Es ist die klassische Moderne. Bei den Gemälden und den zum Teil hervorragenden Zeichnungen und Drucken sind alle Epochen und Stilrichtungen vertreten. Doch weder ein Werk des Impressionismus noch des Expressionismus, von einem Kubisten (beispielsweise Picasso) oder gar von einem ungegenständlichen Konstruktivisten ist auszumachen. Die Kritik an Traditionen, die diesen Werken zugrunde liegt, richtete sich auch immer gegen den Adel und seinen Herrschaftsanspruch. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begannen einige wenige Adlige, sich der zeitgenössischen Kunst zuzuwenden. Neben dem bereits erwähnten Franz von Bayern ist es hauptsächlich Gloria von Thurn und Taxis, die sich und ihre Kinder im modernen Gewand zeigt, porträtiert von Thomas Ruff.

(bis 13. Februar 2005; das Begleitbuch im Prestel-Verlag kostet in der Ausstellung 34 Euro, im Buchhandel 49,95)

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