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Türöffner zum Beruf
Experten plädieren für die
Stärkung der betrieblichen Ausbildung
Bildung und Forschung. Das duale System der
Berufsausbildung in Deutschland hat sich in seiner Grundstruktur
bewährt und sollte als "Türöffner" zum Einstieg in
das Arbeitsleben erhalten bleiben. Es muss jedoch den
Herausforderungen der Zeit angepasst werden, um dem von vielen
Experten mittelfristig befürchteten Fachkräftemangel
entgegenzuwirken - so die Meinung von Sachverständigen, die in
einer öffentlichen Anhörung im Ausschuss für
Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am 22.
November über die Zukunft der beruflichen Ausbildung
diskutierten.
Grundlage der Beratungen waren
Gesetzentwürfe der Bundesregierung (15/3980,
Bundesrats-Drucksache 587/04), des Bundesrates (15/4112), der
CDU/CSU-Fraktion (15/2821), der FDP-Fraktion (15/3325) sowie der
Berufsbildungsbericht 2004 der Bundesregierung (15/3299).
Gegenstand des Meinungsaustausches war unter anderem die Praxis der
beruflichen Bildung sowie deren Organisation, aber auch die
Ausgestaltung der regionalen Verantwortung. Dabei sprachen sich die
Experten in ihrer Mehrheit für die Stärkung der
betrieblichen gegenüber der schulischen Berufsausbildung aus
und begrüßten grundsätzlich die Absicht, das
geltende Berufsbildungsgesetz zu novellieren. Auf breite Zustimmung
stieß die geplante Internationalisierung der betrieblichen
Berufsausbildung, wonach Teile der Lehre künftig auch im
Ausland absolviert werden können.
Für Professor Gerhard Bosch,
Vizepräsident des Instituts für Arbeit und Technik in
Gelsenkirchen, ist die Frage der "Durchlässigkeit nach oben"
von zentraler Bedeutung. Das deutsche Berufsbildungssystem biete
den Absolventen der dualen Berufsbildung zwar bis jetzt viele
Möglichkeiten des Aufstiegs in Führungstätigkeiten.
Dies sei auch eine seiner Stärken im internationalen
Vergleich. Allerdings bringe die "Expansion der Akademisierung"
Gefahren mit sich. So könne die mangelnde Durchlässigkeit
des Systems dazu führen, dass die besten Jugendlichen für
das duale System verloren gingen. Zunehmend wichtiger werde auch
die Qualitätssicherung in der Berufsausbildung. Dem schloss
sich unter anderen Klaus Heimann von der IG Metall an,
zuständig für Jugend-, Bildungs- und
Qualifizierungspolitik. Allerdings finde man dazu im Gesetzentwurf
gar nichts, kritisierte er.
Unterschiedliche Meinungen vertraten die
Sachverständigen in der Frage der von der Opposition
vorgeschlagenen Flexibilisierung der Ausbildungsvergütung als
Anreiz zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze. Strikt dagegen
war Ingrid Sehrbrock vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Es sei die
Frage der Tarifpartner vor Ort. Wenn die Arbeitgeber niedrigere
Vergütungen durchsetzen wollen, müssten sie dies in den
entsprechenden Verhandlungsrunden tun. Im Übrigen sei kein
Zusammenhang zwischen einer niedrigeren Ausbildungsvergütung
und der Entstehung neuer Ausbildungsplätze bekannt. Für
flexiblere Ausbildungsvergütungen sprachen sich hingegen unter
anderem der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), die
Aktionsgemeinschaft Wirtschaftlicher Mittelstand und die
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber (BDA) aus.
Widerspruch erntete die beabsichtigte
Einführung vom Stimmrecht für Lehrer im
Berufsbildungsausschuss. Das sei nicht sachgerecht, da die
Entscheidungen der Berufsbildungsausschüsse
ausschließlich die betriebliche Ausbildung und Weiterbildung
berührten, so unter anderem der ZDH und die BDA. Für
"systemfremd" hält diese Pläne auch die
Aktionsgemeinschaft Wirtschaftlicher Mittelstand (AWM).
Als positiv bewertete die IG Metall in ihrer
schriftlichen Stellungnahme zur Anhörung die beabsichtige
internationale Öffnung des dualen Systems, die Modernisierung
des Prüfungsrechts und der Prüfungsmethoden und die neuen
Einstiegswege für benachteiligte Jugendliche. Dennoch
kritisierte sie den Regierungsentwurf als "ein insgesamt
enttäuschendes und unzureichendes Reformkonzept mit wenig Mut
zu umfassender Erneuerung der Ausbildung in den Betrieben". Das
Vorhaben sei keine Antwort auf die strukturellen Probleme der
Berufsausbildung, dafür aber "ein Ausstiegskonzept", das
anstatt betrieblicher Ausbildung mehr Verschulung fördere. Die
geplante Aufwertung der vorschulischen gegenüber der dualen
Ausbildung wäre "ein schwerer Systemfehler mit verheerenden
Wirkungen am Ausbildungsmarkt" und "eine Mogelpackung" für die
Jugendlichen.
Auch aus der Sicht der AWM verfehle der
vorliegende Gesetzentwurf "in weiten Teilen" den Ansatz einer
Modernisierung der dualen Ausbildung. Er zeichne sich durch
Zerstückelung von Ausbildungsgängen,
Überbürokratisierung sowie Verschulung aus, und
Verschulung führe zum Tod des dualen Systems. bes
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