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Detlev Lücke
Malen in Schwarz oder Rosarot?
Bundeshaushalt 2005 mit Kanzlermehrheit
verabschiedet
Regierung und Opposition haben sich am 24.
November in der Generaldebatte über den Bundeshaushalt 2005
gegenseitig für die schwächelnde Konjunktur, die
Rekordverschuldung und die anhaltende Krise am Arbeitsmarkt
verantwortlich gemacht. Beide politischen Lager konstatierten dem
jeweils anderen mangelnde Konzepte und Dilettantismus.
Bundeskanzler Gerhard Schröder warf Union und FDP vor, die
gesamte Situation in Deutschland schwarz zu malen, während die
Oppositionsparteien der rot-grünen Regierung
Schönfärberei der Lage unterstellten.
Der Bundeskanzler kritisierte den politischen
Gegner vor allem dafür, dass er ein "Zerrbild Deutschlands"
zeichne, mit dem das Land im Inneren wie im Ausland diskreditiert
werde. Die Darstellung suggeriere, "als lebten wir in einem
Jammertal". Rot-Grün habe mit seinen umfangreichen
wirtschaftlichen und sozialpolitischen Reformen alles getan, um die
Bundesrepublik voranzubringen. Schröder verwahrte sich gegen
Vorwürfe seines Vorredners, des stellvertretenden Vorsitzenden
der CDU/CSU-Fraktion Michael Glos, der die Koalition als eine
"Regierung ohne Vaterlandsliebe" charakterisiert hatte.
Der Regierungschef warf der Union und der FDP
vor allem vor, dass sie notwendige Strukturreformen wie den
Subventionsabbau in der Hoffnung auf einen politischen Machtwechsel
blockieren würden. "Wir werden noch harte Diskussionen
über diese Reformen, die Millionen von Menschen betreffen,
durchzustehen haben", sagte er. Aber die Regierungsparteien seien
"auf dem richtigen Weg".
Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel verwahrte
sich gegen die Kritik Schröders. Die Opposition rede
mitnichten das Land schlecht. "Das Problem dieses Landes ist, dass
es unter Wert regiert wird." Der Bundeskanzler suche immer nur nach
Sündenböcken, anstatt nötige Zukunftskonzepte zu
entwickeln. Bester Beweis für das rot-grüne Versagen sei
die Rekordverschuldung dieses Jahres. Trotz zaghafter Fortschritte
müsse ehrlich eingestanden werden, dass sich Deutschland im
europäischen Vergleich immer noch am unteren Ende bewege.
Für die Menschen zähle einzig und allein, "was bei ihnen
zum Schluss in der Tasche ankommt".
Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle
bescheinigte dem Bundeskanzler und seiner Regierung völligen
Realitätsverlust. Nach rund sechs Jahren Rot-Grün
müssten in Deutschland Rekordergebnisse bei der
Arbeitslosigkeit, beim Schuldenstand und bei den Firmenpleiten
verzeichnet werden. "Wir wollen einen Politikwechsel für
Deutschland", rief er aus. Dem entgegnete die Fraktionsvorsitzende
von Bündnis 90/Die Grünen, Krista Sager, die
Alternativvorschläge der Opposition seien fast immer nur
"Luftnummern". Die Koalition stelle dagegen im Haushalt 2005 mehr
Mittel für Forschung und Bildung zur Verfügung, die
Gesundheitsreform werde weiter vorangebracht, und auch die
Integration ausländischer Mitbürger entwick-le sich
erfolgreich. "Wir, Migranten, Deutschstämmige, Christen und
Muslsime, brauchen eine gemeinsame Grundlage in unserer
Gesellschaft." Das seien "unsere Grundrechte, unsere Verfassung,
unsere Rechtsstaatlichkeit und unsere Demokratie".
Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering
sagte in Bezug auf die rot-grüne Wirtschafts- und
Sozialpolitik: "Die Anstrengungen lohnen sich." Nachdem wichtige
Reformprojekte auf den Weg gebracht worden seien, setze sich die
Erkenntnis durch, dass Sicherheit "nur durch deutlichen Wandel"
garantiert werde. Die Union produziere durch ihre Dauerkritik "Gift
für den Binnenmarkt". Er fügte hinzu: "Wer Patriot ist,
sorgt dafür, dass Sie dieses Land nicht regieren."
Die Schlacht um die Agenda 2010 habe "die
rot-grüne Truppe so erschöpft", dass sie zwei Jahre vor
der Bundestagswahl in die Reha geschickt werden müsse, meinte
Hermann Otto Solms (FDP). Auch Peter H. Carstensen
(CDU/CSU-Fraktion) warf der Regierung vor, sich auszuruhen und eine
Reformpause einzulegen.
Als Gegenentwurf zu einem modernen
demokratischen Sozialstaat kritisierte die fraktionslose
Abgeordnete Petra Pau die Agenda 2010. Deshalb lehne die PDS sie
ab.
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