1830ff. - Vormärz
Napoleon ist besiegt. Die politischen Verhältnisse in Deutschland sind geprägt durch die Vereinbarungen des Wiener Kongresses (1814/15), auf dem die europäischen Herrscherhäuser ihre absolute Macht restaurieren. Deutschland besteht seitdem aus einer Vielzahl von Einzelstaaten, die im Deutschen Bund einen losen Staatenbund bilden.
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Festzug auf das Hambacher Schloss am 27. Mai 1832 Bild: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz |
Eine einheitliche Staatsgewalt fehlt jedoch. Als gemeinsames Organ existiert nur ein ständiger Gesandtenkongress der deutschen Fürsten und Freien Städte, der Bundestag des Deutschen Bundes. Sein Hauptzweck ist es, die Unabhängigkeit der Einzelstaaten zu gewährleisten und das monarchische System zu sichern. Mit Pressezensur und einem großen Polizeiapparat werden alle neuen politischen und sozialen Kräfte niedergehalten.
In den Jahrzehnten vor der Märzrevolution 1848, dem "Vormärz", kommt es in Deutschland zu wachsenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Spannungen. Keimzellen der Kritik sind vor allem die Landtage der Einzelstaaten, in denen das aufstrebende Bürgertum aus Beamten, Kaufleuten und Gelehrten mehr und mehr an Einfluss gewinnt. Zwar sind deren politische Befugnisse begrenzt, beharrlich verteidigen die bürgerlichen Abgeordneten aber die politischen Grundrechte wie die Pressefreiheit und die Freiheitsrechte des Einzelnen. Immer selbstbewusster fordern sie Deutschlands nationale Einheit und die Mitwirkung des Volkes am politischen Geschehen.
Doch auch außerhalb der Landtage wird der Ruf nach nationaler Einheit und politischer Mitbestimmung immer stärker. In Burschenschaften, Turnvereinen und anderen Gesellschaften formiert sich eine nationale und liberale Bewegung. Auf Volksfesten, Sängertreffen und Festzügen fordert man öffentlich, eine Nationalversammlung einzuberufen und eine Verfassung einzuführen.
Die Anfänge der Industrialisierung begünstigen den Einheitsgedanken. Mit dem Zollverein von 1834 entsteht in Deutschland ein einheitlicher Wirtschaftsraum. Davon profitieren vor allem die bürgerlichen Schichten. Ihre wachsende ökonomische Bedeutung verstärkt ihre Forderung nach politischer Mitsprache.
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Die Begründer des Deutschen Zollvereins: von links
nach rechts: Friedrich von Motz (1755-1830) Karl Georg von Maasen
(1760-1834), Wilhelm Anton von Klewiz (1760-1838) und Friedrich
Eichhorn (1779-1856), Holzstich um 1855. Bild: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz |
Dagegen geraten Landwirtschaft und Handwerk in eine tiefe Krise. Missernten, Massenarmut und Hungersnöte führen immer wieder zu Aufruhr.
Als schließlich in Frankreich 1848 die Februarrevolution ausbricht, greift der revolutionäre Funke auch auf Deutschland über.