Thierse würdigt Jan Philipp Reemtsma
Als Investor in Ideen statt in Waren hat
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse heute Jan Philipp
Reemtsma anläßlich der Verleihung des
Heinz-Galinski-Preises der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
gewürdigt.
In seiner Laudatio ging der Bundestagspräsident insbesondere
auf die von Reemtsma initiierte Wehrmachtsausstellung ein. Die
Ausstellung habe heftige Diskussionen hervorgerufen und sei so
selbst zu einem zeitgeschichtlichen Ereignis geworden. Sie habe
gezeigt, dass "Menschen selbst dort, wo sie einem Zwangsapparat wie
dem damaligen Militär ausgeliefert sind, über
Handlungsspielräume verfügen, die sie je nach moralischer
Größe und Zivilcourage nutzen können." Die
Vermittlung dieser ethisch-moralischen Dimension sei die
eigentliche Leistung der Wehrmachtsausstellung.
Reemtsmas Engagement für einen differenzierten Umgang mit der
Geschichte sei ein wesentlicher Beitrag zur Abwehr
rechtsextremistischer und antisemitischer Tendenzen, "die nicht nur
am Rande, sondern in der Mitte der Gesellschaft" existieren. "Es
mangelt an der Einsicht, dass sich die alltägliche,
rechtsextremistische Gewalt nicht allein gegen ihre Opfer richtet,
sondern dass sie im Kern auf uns alle zielt - auf den
demokratischen Staat, auf Toleranz und Menschlichkeit."
Thierse fordert zivilgesellschaftliches Engagement gegen
Rechtsextremismus und würdigt das Engagement entsprechender
Initiativen als unverzichtbar: "Die Feinde der Demokratie
müssen spüren, dass ihnen in der Gesellschaft Grenzen
gesetzt sind, dass ihnen Widerstand entgegen gesetzt wird, sonst
loten sie aus, wie weit sie gehen können und trauen sich immer
weiter vor."
Die Initiativen gegen Rechtsextremismus benötigten eine
nachhaltige Unterstützung durch die Politik: "Beim Kampf gegen
den Rechtsextremismus brauchen wir einen langen, einen sehr langen
Atem - auch ein wenig Geld. Aber wir brauchen vor allem
Beharrlichkeit, Ausdauer, Aufmerksamkeit für den Schutz von
Demokratie und Freiheit."
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