licht und schatten

An sonnigen Tagen geschehen im Hohen Haus Wunder. Man muss nicht mal dran glauben. Sie sind einfach da.

An sonnigen Tagen ist das Hohe Haus eine riesige Laterna Magica. Ganz still zaubert sie Bilder von flirrender Vergänglichkeit und harten Kontrasten. Schattenspiele an jeder Wand, vervielfacht durch Glas und Stahl, selbst in den kleinsten Winkel werden geheimnisvolle Zeichen gemalt. Stühle bekommen für einen kurzen Augenblick magische Muster, in den Scheiben spiegelt sich die Wiederholung der Wiederholung, Schwarz legt sich auf Rot, Gelb wird gerastert. Aus Besuchern werden überlebensgroße oder schwer gestauchte Scherenschnitte, jede an die Wand projizierte Szene ist einmalig und unwiederholbar. Schattenspiele sind Improvisation, stetig neu im wandelnden und wandernden Licht. Das Haus ist die Leinwand. Bühnenbilder werden entworfen, um mit der Zeit wieder zu verschwinden. Jede Tageszeit hat ihre eigenen Bilder und alle folgen dem Stand der Sonne. Sie allein regiert. Jede Säule, jede Strebe, jede Stufe ist ihr zu Diensten.

Kathrin Gerlof

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