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Dezember 06/1998
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Kein Lohn, doch viel Verdienst

Internationale Tag des Ehrenamtes
Der "Internationale Tag des Ehrenamtes" am 5. Dezember ist denjenigen gewidmet, die sich freiwillig engagieren Sie kümmern sich um Obdachlose, Behinderte oder Kranke. Sie engagieren sich für die Integration von Ausländern, leiten Sport- oder Jugendgruppen. Sie sorgen sich um den Erhalt von Kulturgütern, pflegen Natur und Wanderwege. Oder sie bemühen sich um Stadtteilpflege oder das friedliche Zusammenleben in Grenzregionen. Ehrenamtliches Engagement sorgt in vielen Bereichen des Lebens dafür, daß wichtige gesellschaftliche Aufgaben erfüllt werden, die der Staat sonst wahrnehmen müßte. Seit nun bereits zwölf Jahren ist diesen unentbehrlichen, aber unbezahlten Helfern weltweit der  5. Dezember gewidmet. 1985 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen diesen Tag zum "International Volunteers Day", zum "Internationalen Tag des Ehrenamtes", erklärt. Schon 15 Jahre zuvor gründete die UNO ihre eigene Freiwilligenorganisation, die "United Nations Volunteers".
Unter vielen Namen taucht das Ehrenamt inzwischen auf ? jene, die die Bezeichnung für nicht mehr zeitgemäß halten, haben dafür neue Namen gefunden: freiwilliges Engagement oder bürgerschaftliche Initiativen. "Etwas tun, was sich nicht rechnet, in einer Gesellschaft, in der sich alles rechnen muß", so umschrieb jetzt der sächsische Sozialminister Hans Geisler ehrenamtliche Tätigkeiten.
Trotz des allgemeinen Eindrucks einer zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft hat in Deutschland die Bereitschaft, sich ohne Lohn für etwas einzusetzen, nicht abgenommen. Zwar sind in der Bundesrepublik Deutschland nach einer Studie des Statistischen Bundesamtes von 1991 rund 12 Millionen Personen ehrenamtlich tätig und damit 400 Prozent mehr als vor dreißig Jahren, dennoch liegt die Bundesrepublik im europäischen Vergleich am unteren Ende der Skala. Aber besonders erfreulich ist: Eine Studie des Instituts "Jugend und Demokratie in Deutschland" von 1995 ergab, daß 40 Prozent der 16- bis 29jährigen ehrenamtlich arbeiten.
Auch der Deutsche Bundestag hat sich des Themas "Ehrenamt" angenommen, und zwar nicht nur mit Veranstaltungen, bei denen die unentgeltliche Arbeit der Bürgerinnen und Bürger gewürdigt wird, sondern seit dem vergangenen Jahr auch mit dem Förderpreis "Demokratie leben". Der Präsident des Deutschen Bundestages, Wolfgang Thierse, lobte den Preis, der vom Initiativkreis "Demokratie leben" vergeben wird, am 4. Dezember 1998 zum zweiten Mal aus. Thierse, selbst Vorsitzender des Initiativkreises aus Vertretern von Stiftungen, Medien und gesellschaftlich relevanten Gruppen, wies bei dieser Gelegenheit darauf hin, daß die Politik nicht in allen Bereichen Lösungen bieten könne: "Es ist nämlich ein Irrtum anzunehmen, daß die große Politik allein und am besten in der Lage ist, Antworten auf alle gesellschaftlichen Fragen der Zeit zu finden. Häufig genug machen Menschen und Initiativen vor Ort Probleme überhaupt erst wahrnehmbar, indem sie sich der Probleme annehmen und pragmatische Lösungen ? häufig genug gegen Widerstände ? zu entwickeln suchen."

Zum Engagement ermutigen

Ziel des Initiativkreises, der 1995 von Thierses Vorgängerin im Amt, Prof. Dr. Rita Süssmuth, initiiert wurde, sowie des Förderpreises ist es, bürgerschaftliches Engagement zu ermutigen und zu fördern. "Kernanliegen des Förderpreises ist, daß herausragende Beispiele von bürgerschaftlichem Engagement in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen und gewürdigt werden. Der Förderpreis soll dazu beitragen, die kreativen Ideen der Initiativen zu verbreiten, um andere Menschen mit ihrem Beispiel zu motivieren, sich aktiv an der Gestaltung unserer Demokratie zu beteiligen", betonte der Bundestagspräsident. Auf diese freiwillige Eigeninitiative und Kreativität der Bürger sei gerade auch die Demokratie angewiesen, wenn es darum gehe, gesellschaftlichen Wandel zu bewältigen. Zudem sei Anliegen von "Demokratie leben", den Dialog zwischen Mitgliedern des Deutschen Bundestages und den Initiativen zu fördern und zu verstetigen. Aus diesem Grund wurden anläßlich der Auslobung des neuen Preises auch die Haupt- und Sonderpreisträger des vergangenen Jahres eingeladen, darunter der "Verband der Polen `Nadodrze`e.V., Eisenhüttenstadt", der sich mit internationalen Begegnungsstätten um ein besseres Verstehen von Polen und Deutschen bemüht, sowie die Initiative "Nachbarschaftsladen" aus Berlin, die sich unter anderem der Wohnumfeldverbesserung widmet.
Der jetzt ausgelobte Förderpreis wird im Herbst 1999 verliehen, maximal zehn Preisträger bekommen eine projektbezogene finanzielle Unterstützung im Gesamtwert von 30.000 Mark.  Außerdem werden der Initiativkreis sowie der Bundestag die Preisträger ein Jahr lang bei organisatorischen Fragen und in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen. Der Preis ist nicht auf ein bestimmtes Themenfeld festgelegt. "Auf eine solche Begrenzung haben wir bewußt verzichtet, um die Vielfalt der Ideen und Lösungsansätze erfahren zu können", erläuterte der Bundestagspräsident. Bewerben können sich Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen, die bürgerschaftliches Engagement durch beispielhaftes und kreatives Handeln bewiesen haben und einen praktischen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme leisten.
Der Initiativkreis "Demokratie leben", dem neben Wolfgang Thierse und Prof. Rita Süssmuth u.a. Journalisten und Wissenschaftler angehören, will erreichen, daß ehrenamtliches Engagement in Deutschland stärker ins Bewußtsein der Öffentlichkeit tritt. Die Bereitschaft in Deutschland zu ehrenamtlicher Tätigkeit ist groß. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Beratungsstellen und Freiwilligen-Agenturen, die entsprechende Aufgaben vermitteln. Viele junge Leute, die sich engagieren wollen, werden sogar abgewiesen. In einem Manifest der Robert-Bosch-Stiftung heißt es: "Auf einen Platz beim Freiwilligen Sozialen Jahr, beim Freiwilligen Ökologischen Jahr oder beim Europäischen Freiwilligendienst kommen bis zu zehn Interessenten." Eine 1993 bis 1995 europaweit angelegte Studie besagt, daß deutsche Ehrenamtliche im Durchschnitt jünger als in anderen Ländern seien; während im europäischen Durchschnitt der höchste Beteiligungsgrad in der Altersgruppe der 45jährigen bis 54jährigen liege, seien in Deutschland die bis zu 24jährigen am aktivsten. War früher Motivation für die Übernahme einer Aufgabe vor allem das Pflichtgefühl, haben heute persönliche Erfüllung, Weiterentwicklung eigener Fähigkeiten und Spaß an der Sache einen höheren Stellenwert.

Lebensqualität sichern

Ehrenamtliche T
Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1998/bp9806/9806060
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