Grietje Bettin, Bündnis 90/Die Grünen

Wir brauchen ein umfassendes Bildungskonzept von der frühen Kindheit an bis in das Erwachsenenalter. Wir Grüne machen dabei auch vor Strukturreformen nicht Halt:

• In Kindergärten muss der Bildungsaspekt gestärkt werden. Wir wollen unter anderem eine akademische Ausbildung für die Arbeit im vorschulischen Bereich, ohne die klassische Erzieherinnenausbildung abzuschaffen.
  
• Schulen sollen künftig auf eigenen Beinen stehen. Sie sollen über Unterricht, Geld und Personal weitgehend selbst entscheiden können. Lehrkräfte sollen dem Lernerfolg der Kinder und nicht mehr dem Lehrplan verpflichtet sein.
  
• Schülerinnen und Schüler sollen nach der Grundschule nicht mehr aufgeteilt werden. Sie sollen gemeinsam unterrichtet, dabei aber individuell und lernzieldifferenziert gefördert werden.
  
• Schulen sollen künftig ganztägig geöffnete Einrichtungen sein.
  

Bildungsreformen lassen sich nicht auf Schule und Studium reduzieren. Auch die kürzlich beschlossene Reform der Berufsbildung muss schnell umgesetzt werden. Vollzeitschulische Ausbildungen zum Beispiel müssen zügig einer dualen Ausbildung gleichgestellt werden. Die jungen Menschen brauchen eine reelle Alternative zu den immer knapperen betrieblichen Ausbildungen.

Die hochschulpolitische Lage hat sich mit dem Studiengebührenurteil entscheidend verändert. Es ist zweifelhaft, ob die Länder so wichtige Projekte wie einen Wissenschaftstarif, die Qualitätssicherung in der Lehre oder die soziale Abfederung von Studiengebühren allein schultern können. Eines zeichnet sich jetzt schon ab: Die Finanzminister werden weder den Hochschulen die Gebühren überlassen noch Mittel für Stipendien bereitstellen. Verlierer sind diejenigen, die zwar studierfähig sind, denen aber das Geld für Gebühren fehlt. Wir setzen uns daher weiterhin für ein gebührenfreies Erststudium ein.

Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 15. März 2005

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