Kunstbeirat: Entscheidung über das Kunstprojekt von Hans Haacke für den nördlichen Innenhof des Reichstagsgebäudes
In der Sitzung vom 25. Januar 2000 haben die Mitglieder des Kunstbeirates ihre Entscheidung vom 2. November 1999 bestätigt, dem Künstler Hans Haacke den Auftrag zu erteilen, sein Kunstprojekt für den nördlichen Innenhof des Reichstagsgebäudes zu realisieren. Der Kunstbeirat hat ausdrücklich betont, dass textliche Erläuterungen des Künstlers nicht als Teil des Kunstwerkes, also auch nicht als Teil der Beauftragung anzusehen sind.
Der Entwurf des Künstlers besteht aus zwei miteinander verschränkten Vorschlägen. Zum einen sieht sein Entwurf vor, im nördlichen Innenhof einen Holztrog aufzubauen. Diejenigen Abgeordneten, die der Einladung des Künstlers, sich an diesem Projekt zu beteiligen, folgen wollen, können Erde aus ihren jeweiligen Wahlkreisen in dem Holztrog ausstreuen. Der Künstler hat ausdrücklich zugestimmt, dass die Beteiligung von Abgeordneten an der Kunstaktion freiwillig ist und die Quantität der Teilnahme sein Kunstwerk nicht beeinträchtigt. Ohne gärtnerischen Eingriff soll sich durch Flugsamen und Samen aus dem Herkunftsort im steinernen Innenhof eine freie Vegetation entfalten.
Zum zweiten werden aus der Vegetation des Holztroges flach liegende Neonleuchtbuchstaben nach oben herausstrahlen. Sie sind von den oberen Geschossen aus lesbar und bilden die Worte "Der Bevölkerung".
Die Worte "Der Bevölkerung" im Innenhof des Reichstagsgebäudes stellen keine Distanzierung zu der Giebelinschrift "Dem deutschen Volke" dar. Sie sollen vielmehr die zentrale Giebelinschrift ergänzen - als ein zeitgemäßer Denkanstoß und eine Anregung für Diskussionen und Kontroversen über Aufgaben und Ethos von Parlamentariern.