Ein Sprecher des Deutschen Bundestages erklärt:
Aus Anlass von verzerrenden Meldungen und von Stellungnahmen zu
den Äußerungen des Bundestagspräsidenten teilen wir
die entsprechenden Passagen aus einem längeren Interview mit
der Frankfurter Rundschau noch einmal mit:
"Man muss zweierlei tun: Erstens geht es um die geschichtliche
Bewertung der 70er Jahre, die im Übrigen ja ein
Reformjahrzehnt waren, obwohl es die Gefährdung durch
linksterroristische Gruppen gab. Das andere aber ist: Egal, wie wir
uns definieren, als Demokraten, als Linke, als Christenmenschen:
Wir haben nicht das Recht, Menschen dauerhaft auf ihre
Vergangenheit zu fixieren, sie zu dauerhaften Gefangenen ihrer
Geschichte zu machen. Wir gestehen jedem zu, dass er sich
verändert, dass er lernt, dass er selbstkritisch zu seiner
eigenen Geschichte steht, dass er in der Demokratie ankommt und
sich für diese Demokratie engagiert. Herbert Wehner ist ein
Beispiel, man könnte viele andere nehmen, meinetwegen auch
ehemalige Nazis, zum Beispiel Werner Höfer. Und für die
nächste Generation soll das nicht mehr erlaubt sein?
Wie sollte Ihrer Ansicht nach die
Aufarbeitung der Geschichte in einer Demokratie
laufen?
Ich wünschte mir, dass es nicht auf typisch deutsche Weise
passiert, in geradezu fanatischer Vergrundsätzlichung. Es muss
die Möglichkeit geben, alte Gegnerschaften oder gar
Feindschaften nicht einfach zu prolongieren, sondern im
differenzierenden Blick auf die Geschichte diese Gegnerschaften und
Feindschaften zu überwinden. Dafür war die Fragestunde am
Mittwoch im Parlament übrigens nicht der richtige Ort.
Dafür hat man sich anderen Fragen
gewidmet: Es steht zum ersten Mal das wohlfeile Verhalten in einer
Demokratie auf dem Prüfstand - als Meßlatte dafür,
ob man heute politische Funktionen übernehmen kann oder
nicht.
Da widerspreche ich. Der Terrorismusvorwurf, der
Sympathisantenvorwurf, der hat doch auch in der Vergangenheit schon
eine enorme Rolle gespielt. Ein so friedfertiger Mensch wie
Heinrich Böll beispielsweise musste den Vorwurf des
Sympathisantentums mit der RAF ertragen. Bei Fischer wird nun der
Versuch gemacht, seine Vergangenheit gegen seine Gegenwart zu
rechnen. Das ist grundfalsch. Demokraten und Christenmenschen haben
die Pflicht, Menschen Veränderung zuzutrauen.
Das gilt dann ja auch wohl für die
Zukunft. Gern wird derzeit der hämische Vergleich gezogen,
dass man schwerlich etwas dagegen sagen könne, wenn die
heutigen Skinheads in 20 Jahren Minister werden.
Ja, natürlich ist es vorstellbar, dass so etwas passiert. Und
da sage ich Ihnen: Wir wünschen uns doch hoffentlich, dass
Leute, die jetzt braune Ideologien im Kopf haben, die sich durch
die Rattenfänger haben einfangen lassen - dass die sich da
wieder von befreien. Oder nicht? Wir müssen doch gemeinsam
Anstrengungen unternehmen, dass wir jene Teile der uns für die
Demokratie verloren erscheinenden Jugendlichen zurückgewinnen.
Was ist die Alternative? Sollen wir jetzt denen schon die
Erbsünde auf die Stirn kleben, das Kainsmal, ein für
allemal - soll es das sein?
Fazit: Wer darf in dieser Republik
Minister sein, und wer nicht?
Minister sein darf jeder, der gew