Ergebnis der Öffentlichen Anhörung der Enquête-Kommission "Demographischer Wandel" zum Reformbedarf des Gesundheitswesens:
1. In 30 Jahren ist Deutschland
Seniorenweltmeister
2. Prävention ist der sicherste Weg, um Gesundheitskosten zu
reduzieren
Ab dem Jahr 2010 ist mit erheblichen Beitragssatzsteigerungen in
der Gesetzlichen Krankenversicherung zu rechnen, wenn nicht
Entscheidendes in den nächsten Jahren geschieht. Ursachen
hierfür sind die höhere Lebenserwartung,
Veränderungen des Krankheitsspektrums, der kostenintensive
medizinisch-technische Fortschritt und die fehlenden Kinder in
Deutschland. Die Verbesserung der therapeutischen
Möglichkeiten allein reichen nicht aus, um der zu erwartenden
Kostensteigerung im Gesundheitswesen zu begegnen. Wissenschaftler
sehen in der Ausschöpfung von Wirtschaftlichkeitsreserven, in
mehr Wettbewerb im Kassenbereich und in einer Verbesserung der
vorbeugenden Prävention die wichtigsten Investitionen in das
Gesundheitswesen und damit auch für die Stabilisierung des
Beitragssatzes in der Zukunft. Ein Teil der Experten sprach sich
dafür aus, den Kassen weitere Finanzquellen zu
erschließen. Das ist das zentrale Ergebnis der gestern von
der Enquête-Kommission "Demographischer Wandel"
durchgeführten Anhörung.
Unter der Leitung ihres Vorsitzenden, des Abgeordneten Walter Link
(CDU/CSU), hatte die Kommission eine ganztägige Anhörung
mit den Experten aus der Wissenschaft Deutschlands zum Reformbedarf
des Gesundheitswesens vor dem Hintergrund des demographischen
Wandels durchgeführt. Er erklärte: "Die Wissenschaftler
haben uns - was wir bereits wußten - noch einmal sehr
deutlich vor Augen geführt, dass wir jetzt handeln
müssen. Wir können es uns nicht mehr leisten, die
Probleme vor uns her zu schieben. Wir müssen prüfen, wie
wir den unvermeidlichen Anstieg der Beiträge in der Zukunft
soweit wie möglich abschwächen können, ohne die
Stärken unseres solidarisch angelegten Gesundheitssystems
aufgeben zu müssen. Dazu gehört, dass wir hierbei nicht
nur auf die Gesundheitspolitik schauen, sondern auch andere
gesellschaftliche Politikbereiche in unsere Überlegungen mit
einbeziehen."
Zu diesen Überlegungen gehört nach Auffassung der
Wissenschaftler der Abbau von Überkapazitäten in der
stationären wie in der ambulanten Versorgung, die weitere
Verzahnung zwischen diesen beiden Sektoren sowie die Diskussion
über die Neubestimmung des Leistungskatalogs in der
Gesetzlichen Krankenversicherung. Zudem sollte geprüft werden,
wie Kostenreduzierung durch verstärkte Selbstbeteiligung und
Selbstverantwortung für die eigene Gesundheit erreicht werden
könnte.
Die Anhörung wurde von den Kommissionsmitgliedern als ein
erfolgreicher Beitrag zu ihrer Arbeit bewertet.
Vorsitzender Link kündigte an, dass der Abschlußbericht
der Kommission für das Ende 2001 zu erwarten sei und es in der
Kommission erfolgversprechende Ansätze gebe, ihn
einvernehmlich zu beschließen. Der Deutsche Bundestag hat die
Enquête-Kommission "Demographischer Wandel" zum dritten Mal
in der 14. Wahlperiode eingesetzt, um sich mit den Chancen der
älter werdenden Gesellschaft auseinanderzusetzen. Im
Mittelpunkt der Kommissionsarbeit stehen die Bereich Arbeit und
Wirtschaft, Soziale Sicherungssystem, Pflege und Gesundheit,
Soziale Dienste und Migration. Die Kommission besteht aus elf
Abgeordneten und elf namhaften deutschen Wissenschaftlern.
Verantwortlich für den Textinhalt ist das Sekretariat der
Enquête-Kommission Demographischer Wandel "Herausforderungen
unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die
Politik", Telefon: (030) 227 32974.