Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
26.03.2001 10.00 Uhr |
Öffentliche Sitzung des Ausschusses
für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung Berlin, Reichstagsgebäude, Sitzungssaal 3.S.001 (Fraktionssaal der SPD) |
Tagesordnung
zu dem
Antrag der Fraktion der F.D.P.
Zukunftsorientierte Energieforschung - Fusionsforschung
- BT-Drs. 14/3813 -
zu dem
Antrag der Fraktion der CDU/CSU
Kernfusionsforschung für eine zukünftige
Energieversorgung
- BT-Drs. 14/4498 -
Liste der Sachverständigen zur Anhörung
"Kernfusion"
am 28. März 2001
Prof. Dr. Alexander M. Bradshaw, IPP, Garching
Prof. Dr. Hardo Bruhns, EU Kommission, Brüssel
James Decker, DOE, Washington D.C.
Prof. Dr. Manfred Heindler, TU Graz
Prof. Dr. Peter Hennicke, Wuppertal Inst.
Dr. Wolfgang Liebert, IANUS, Darmstadt
Harry Lehmann, Wuppertal Inst.
Prof. Dr. M. Popp, FZ Karlsruhe
Prof. Dr. Ulrich Samm, FZ Jülich
Dr. Jörg Vetter, FZ Karlsruhe
Dr. Joachim Ziesing, DIW, Berlin
Anhörung Kernfusion Fragenliste
Themenblöcke
A. Stand und absehbare Entwicklung der Kernfusionsforschung
B. Chancen und Risiken der Kernfusion für Mensch und
Umwelt
C. Standort Deutschland und Europa, Kosten der Fusionsforschung und
politischer Handlungsbedarf
D. zukünftige Rolle der Kernfusion bei der
Energieversorgung
A. Stand und absehbare Entwicklung der Kernfusionsforschung
Leitfragen:
A.1. Welche sind die größten wissenschaftlichen und
technischen Herausforderungen, die aus heutiger Sicht noch
bewältigt werden müssen?
A.2. Wann wird voraussichtlich der erste kommerzielle
Fusionsreaktor in Betrieb gehen können?
Weitere Fragen:
Physikalische Grundlagen
A.3. Wie ist der Stand der Fusionsforschung und welche Ziele werden
mit einem weiteren Großexperiment (ITER) angestrebt?
A.4. Wie lange hat bisher ein Plasma gebrannt, wieviel Energie hat
es erzeugt und wieviel Energie musste zum Aufheizen zugeführt
werden? Lassen sich aus diesen Kurzzeitexperimenten wirklich
Schlußfolgerungen in Bezug auf einen länger andauernden
Plasma-Einschluß (Dauerbetrieb) ziehen? Welche Brenndauer und
gelieferte Energiemenge erwarten Sie von ITER?
A.5. Sind das Verhalten eines Deuterium-Tritium-Plasmas (im
Gegensatz zu einem reinen Deuterium-Plasma, wie es z.B. in
Greifswald eingesetzt wird), die Auswirkungen der hohen
Neutronenflüsse und der Brutprozess ausreichend erforscht,
insbesondere für eine Großanlage?
A.6. Ist die Deuterium-Tritium-Fusion der vielversprechendste Weg
zu einem Leistungsreaktor? Sind alternative Brennstoffkonzepte
("fortgeschrittene Brennstoffe") vorstellbar? Welche Vorteile und
Nachteile wären damit verbunden?
A.7. ITER soll ein Tokamak werden. Wie ordnet sich dabei die
gleichzeitige Entwicklung des Stellaratorkonzeptes ein? Ist die
Plasmaphysik für beide Konzepte ausreichend verstanden?
A.8. Können bei ITER-FEAT die charakteristischen
Kenngrößen des Plasmas, die in der Nähe des
erwarteten Operationspunktes eines Fusionsreaktors liegen, und die
physikalischen Aspekte der thermonuklearen Plasmaheizung
hinreichend getestet werden?
Technologie und Reaktorbetrieb
A.9. Ist es gesichert, dass die Fusion als Energiequelle technisch
funktioniert? Stehen die dafür notwendigen Technologien und
Materialien zur Verfügung? Welche sind noch zu entwickeln? Wie
lange werden diese Entwicklungen noch dauern? Welche
technologischen Meilensteine werden zu welchen Zeitpunkten
voraussichtlich erreicht sein?
A.10. Können im Projekt ITER-FEAT alle für einen
Fusionsreaktor relevanten Technologien und Komponenten integriert
und im Hinblick auf ihre Kompatibilität mit einen
thermonuklearen Plasmabetrieb untersucht werden?
A.11. Um wieviele Jahre verlängert sich die Zeitplanung nach
dem Jahr 2050, wenn der ITER-FEAT statt der ursprünglich
geplanten Vollversion gebaut wird und dadurch ein Teil des
Entwicklungsrisikos auf den DEMO-Reaktor verschoben wird?
A.12. Ist die "erste Wand" technologisch und in Bezug auf das
Material beherrscht?
A.13. Wie lange halten die Wandkomponenten, bevor sie ausgetauscht
werden müssen?
A.14. Wie lange ist die zu erwartende Stillstandzeit bei dem
Austausch der ersten Wand und wie oft wird dies erforderlich sein?
Welche Probleme können beim Austausch der Divertor-Kassetten
an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine auftreten? In
welcher Leistungsgröße müssen während der
Stillstandszeit Ersatzkapazitäten zur Verfügung
stehen?
A.15. Eignet sich ein Tokamak wegen seiner physikalischen
Eigenschaften für den kontinuierlichen Betrieb zur
Energieversorgung?
A.16. Welchen Energiebedarf wird der ITER im Betrieb für
Heizung und Magnete haben?
A.17. Inwieweit ist der ITER Final Design Report (1998) und die
vollständige Information über das abgespeckte Design des
ITER-FEAT öffentlich zugänglich? Wurde das ITER-FEAT
Design von unabhängigen Experten geprüft?
B. Chancen und Risiken der Kernfusion für Mensch und
Umwelt
Leitfragen:
B.1. Welche wichtigen radiologischen und nicht radiologischen
Risiken bestehen beim Betrieb eines Fusionsreaktors, und wie sind
sie im Vergleich zu anderen Formen der Energieerzeugung
einzuordnen?
B.2. Wo sehen Sie die ökologischen Vorteile der Fusion?
B.3. Inwieweit fügt sich die Energiegewinnung mit Kernfusion
in das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung ein?
B.4. Wie schätzen Sie die öffentliche Akzeptanz der
Fusionstechnologie ein?
Weitere Fragen:
B.5.Welche Bedingungen (Standort, Arbeitsplätze,
Infrastruktur, Müllentsorgung, Kühlung) müssen
für ein evtl. Großkraftwerk erfüllt werden?
B.6. Wie schneidet die Kernfusion bei einer Lebenszyklus-Analyse im
Vergleich zu anderen Formen der Energiegewinnung ab? Gibt es
Studien, die den Vorteil der Fusionsreaktoren gegenüber
Spaltreaktoren hinsichtlich der CO2-Bilanz bei Förderung und
Produktion von Brennstoffen und Materialien untersuchen?
B.7. Halten Sie die Energiegewinnung mit Kernfusion für
verträglich mit dem Konzept der Nachhaltigkeit?
B.8. Sollte Ihrer Meinung nach die Öffentlichkeit an der
Diskussion um die Fusionsforschung beteiligt werden?
Radioaktives Inventar und Abfälle
B.9. Wie hoch ist das radioaktive Inventar?
B.10. Liegen aktuelle, klar in ihren Rahmenbedingungen und
Grundannahmen ausgewiesene Studien über die radioaktive Dosis
im Dauerbetrieb für die Beschäftigten und die Umgebung
vor? Zu welchen Ergebnissen kommen diese Studien?
B.11. Welche Mengen an radioaktivem Abfall werden während des
Betriebs und beim Abbau der Anlagen anfallen? Wie hoch ist der
Anteil langlebiger Nukleotide im Abfall?
B.12. Kann eine erste Wand so konzipiert werden, dass kein
radioaktiver Abfall entsteht?
B.13. Wie bzw. wohin werden die radioaktiven Stoffe entsorgt?
Tritium
B.14. Welche Gefahren birgt das radioaktive Tritium?
B.15. Welche Technologien gibt es, um in das Kühlsystem
gelangtes Tritium wieder entfernen?
Störfälle / Unfälle
B.16. Welche Störfallszenarien wurden bislang erforscht? Z.B.
kumulierte Ausfälle in mehreren Teilbereichen? Die Folgen von
sog. "menschlichem Versagen"? Die Gefahren beim An- und
Herunterfahren? Störfälle durch Einwirkung Dritter?
B.17. Wie hoch ist die Unfallgefahr in einem Tokamak-Reaktor?
B.18. Was passiert in einem Tokamak-Reaktor, wenn der Plasmastrom
plötzlich abreißt?
B.19. Gibt es Risikostudien unabhängiger Gutachter über
Fusionsreaktoren allgemein und Tokamak-Reaktoren im Besonderen? Wie
wird dort das Unfallrisiko eingeschätzt?
B.20. Liegen Erkenntnisse über die Sicherheits- und
Umwelteigenschaften eines angestrebten Fusionsreaktors vor, die
über die Angaben in der SEAFP-Studie aus dem Jahr 1995
hinausgehen? Inwieweit sind diese Ergebnisse dokumentiert?
Inwieweit sind sie öffentlich? Sind die Ergebnisse der
SEAFP-Studie unabhängig überprüft worden oder ist
dies vorgesehen?
Proliferationsrisiken
B.21. Tritium ist ein wichtiger Waffenstoff für
fortgeschrittene Kernwaffendesigns. Es steht bislang nicht unter
Safeguards der IAEO. Demgegenüber gibt es internationale
Bemühungen waffenfähige Nuklearmaterialien
(Spaltmaterialien wie hochangereichertes Uran oder Plutonium) aus
der zivilen Nutzung auszuschließen, um zu einer
proliferationsresistenteren Nukleartechnologienutzung zu kommen.
Daraus ergibt sich die Frage, wie das Proliferationsrisiko von
Tritium erbrütenden Fusionsreaktoren einzuschätzen
ist?
B.22. Fusionsneutronen können auch zur Erbrütung von
Spaltstoffen (wie Plutonium) genutzt werden. Kann eine
diesbezügliche Erbrütung ausgeschlossen werden?
B.23. Wie sind sonstige Proliferationsrisiken von Fusionsreaktoren
einzuschätzen (Tritium-Produktion, Know-How-Transfer,
militärisch relevante Forschung?
B.24. Gibt es bereits Konzepte für Safeguards und reichen
diese aus? Wird es neben den Safeguards auch vorbeugende
Maßnahmen geben?
C. Standort Deutschland und Europa, Kosten der Fusionsforschung und
politischer Handlungsbedarf
Leitfragen
C.1. Welche Schritte mit welchen geschätzten Kosten in welchem
Zeitraum müssen ergriffen werden, bis ein wirtschaftlich
nutzbarer Fusionsreaktor verfügbar ist?
Weitere Fragen
Kosten / Wirtschaftlichkeit
C.2. Wie ist die Wirtschaftlichkeit (Kosten) von Fusionsreaktoren
einzuschätzen? Welche Kosten werden in die
Wirtschaftlichkeitsberechnungen einbezogen (Forschung, Betrieb,
Sicherheitsanlagen, Abfall, Abbau)? Welche Unsicherheiten bestehen
in den Kostenschätzungen? Was soll davon die öffentliche
Hand tragen?
C.3. Trifft es zu, dass die Anlagenkosten für einen
Fusionsreaktor etwa zwei- bis dreimal höher werden als bei
einem Spaltreaktor und wesentlich höher werden als bei einem
Brutreaktor?
C.4. Was hat die gesamte Fusionsforschung bisher gekostet?
C.5. Was hat die Vorbereitung auf das Projekt ITER seit 1985
gekostet? Wieviel davon ist öffentlich finanziert und wieviel
kommt aus der Industrie?
C.6. Wie hoch werden die Kosten eingeschätzt, die für
einen ersten Testreaktor, einen später geplanten zweiten
Testreaktor und die weiteren Entwicklungsschritte bis hin zur
ersten kommerziellen Stromerzeugung entstehen können?
C.7. Können die in der jüngsten TA-Studie
"Fortgeschrittene Nuklearsysteme" des schweizerischen
Wissenschaftsrates beim ITER-Pfad genannten Kosten in Höhe von
ca. 150 Mrd. DM - davon schätzungsweise über 50 Mrd. DM
in der EU - bestätigt werden?
C.8. Wie werden die Kosten für das ITER-Projekt auf die
internationalen Partner aufgeteilt? Hat sich der
Aufteilungsschlüssel verändert oder wird er sich
verändern? Was bedeutet der ITER-Bau mittelfristig für
die nationalen und die europäischen Fusionsforschungsetats?
Welche Konsequenzen für ein Anwachsen der Ausgaben aus dem
Bundesetat (nationale und europäische Finanzierung) sind
absehbar?
C.9. Haben die Fusionsforschungsgemeinde oder die EU
Vorschläge, wo die Mittel für den ITER-Pfad aufgebracht
werden sollen? Konkreter: Gibt es Vorschläge, bei welchen
Forschungsschwerpunkten Mittel in entsprechender Höhe
eingespart werden sollten (Frage beinhaltet sowohl Kürzungen
als auch Verzicht auf Aufwüchse)
C.10. Wie groß ist der indirekt über Bundesmittel
finanzierte Anteil aus Euratom-Mitteln? Wie groß wäre
der Anteil Deutschlands an Euratom-Mitteln, die für den
ITER-FEAT aufgewendet würden? Wie groß wären die
Gesamtkosten Deutsch-lands (bezogen auf Bau- und Betriebskosten) an
ITER-FEAT zusammengesetzt aus nationalen Forschungsmitteln und
Euratom-Mittelanteil?
C.11. Gibt es Überlegungen im Falle eines europäischen
Standorts für ITER-FEAT europäische
Energieversorgungsunternehmen an der Finanzierung zu beteiligen?
Falls ja, wie weit sind diese gediehen? Falls nein, wieso
nicht?
C.12. Unterstützen die US-Elektrizitätsgesellschaften
über ihre Vereinigung EPRI (Electric Power Research Institute)
die Kernfusionsaktivitäten des Energieministeriums unter dem
Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit dieser neuen Methode der
Energieerzeugung?
C.13. Der Stellarator in Greifswald wird etwa innerhalb der
nächsten 15 Jahre darüber Auskunft geben können, ob
dieser Pfad eine größere Erfolgswahrscheinlichkeit
verspricht als der Tokamak-Pfad. Wäre es unter dem
Gesichtspunkt der Kosten-effizienz nicht sinnvoller mit dem Bau des
Tokamak zu warten, bis deutlich erkennbar ist, ob der Stellarator
oder der Tokamak Pfad erfolgversprechender ist? Wie hoch wären
die Fehlinvestitionen, falls sich nach dem Bau des ITER-Tokamak
abzeichnen sollte, dass der Stellarator-Pfad der
vielversprechendere wäre.
C.14. Können Computersimulationen einen Teil der
Forschungsaufgaben wahrnehmen, bis eine Entscheidung zwischen
Tokamak und Stellarator und gegebenenfalls dem amerikanischen Weg
der Laserfusion gefallen ist? Welche Erkenntnisse können
über Computersimulationen gewonnen werden und welche
nicht?
C.15. Wie oft und in welcher Form wird das deutsche und das
europäische Fusionsprogramm durch unabhängige Gremien
evaluiert?
Forschungspolitik
C.16. Wie ist der Stand der deutschen Fusionsforschung im Vergleich
zu derjenigen in Europa und in anderen Staaten?
C.17. Welches sind die Erfahrungen mit der Fusionsforschung und wie
entwickelt sie sich in den USA, in Japan, in Russland sowie in
anderen Ländern?
C.18. Können Sie bestätigen, dass die USA eine
wissenschaftlich orientierte Fusionsforschung betreiben und
dafür allein im Jahr 2001 252 Mio. Dollar aufwenden? Werden
für die Laserfusion vom US-amerikanischen Energieministerium
199 Mio Dollar pro Jahr aufgewandt und ist mit dem Bau eines
Reaktors vom Typ NIF begonnen worden, der 2008 am Lawrence
Livermore National Laboratory fertiggestellt werden soll?
C.19. Warum haben die USA 1997 ein Fusionsprogramm ohne
Entscheidung für ein neues Fusionsexperiment verabschiedet und
sind aus dem ITER Projekt ausgestiegen?
C.20. Wie realistisch ist eine Beteiligung der USA, Japans und
Russlands am ITER-FEAT bzw. am gesamten ITER Pfad
einschließlich Finanzierung?
C.21. Welche Bedeutung sollte die Förderung der
Fusionsforschung im Gesamtkonzept einer europäischen
Energieforschungspolitik innerhalb des 6. Rahmenprogrammes für
Forschung und Entwicklung erhalten?
C.22. Ist es möglich, ITER-FEAT in das 6. Rahmenprogramm
einzuordnen und dabei die internationale Organisationsstruktur, die
finanzielle Beteiligung der EU und der einzelnen Partner sowie den
endgültigen Standort für den ITER-FEAT
festzuschreiben?
C.23. Welche Folgen hätte ein Verzicht auf das neue
Großexperiment ITER auf die Grundlagen- und angewandte
Forschung auf dem Gebiet der Kernfusion?
C.24. Wie ist das Verhältnis eingesetzter Forschungsmittel zum
erwarteten Erfolg im Vergleich mit anderen
Forschungsschwerpunkten?
C.25. Was bedeutet eine Entscheidung für ITER für die
Schwerpunkte und den Um-fang der deutschen Energieforschung?
C.26. Welchen Einfluss hätte es auf die Entwicklung der
Erneuerbaren Energien und den Klimaschutz, wenn innerhalb der
nächsten 50 Jahre die dem ITER-Pfad zu-gedachten Mittel
zusätzlich zur Verfügung stünden?
Industriepolitik / Verwertung / spin-offs
C.27. Welche Erwartungen haben Sie für die Entwicklung von
Schlüsseltechnologien durch die Fusionsforschung?
C.28. Welche Bedeutung messen Sie der Verwertung von Erkenntnissen
aus der Fusionsforschung durch die deutsche bzw. europäische
Industrie bei?
C.29. Welche spin-offs erwarten Sie vom ITER-Experiment? Sollten
solche mögliche Synergien gezielt gefördert werden?
C.30. Welche Branchen profitieren besonders vom
ITER-Experiment?
C.31. Welche Vorteile hätte ITER in Europa für die
europäische Industrie? Welche Bedeutung hat ein
europäischer Standort von ITER für die Zukunft des
Forschungs- und Industriestandortes Deutschland?
C.32. Welche Folgen hätte die Realisierung von ITER in
Cadarache (Frankreich) für die anderen europäischen
Fusionsforschungseinrichtungen?
C.33. Was kann die Fusionsforschung in den nächsten
Jahrzehnten dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit
Deutschlands und der EU zu fördern? Lässt sich
abschätzen, in welchem Umfang die Wettbewerbsfähigkeit
Deutschlands und der EU verringert würde, wenn diese Mittel
bei der sonstigen Energieforschung, der Nanotechnologie oder der
Biotechnologie eingespart würden?
C.34. In Deutschland gibt es etwa 30.000 Arbeitsplätze im
Bereich Erneuerbare Energien sowie schätzungsweise einige
hundert Fusionsforscher. Lässt sich ungefähr
abschätzen wie sich beide Zahlen verändern würden,
falls die Mittel, die in Deutschland beim ITER-Pfad aufbringen
müsste, entweder in den einen oder in den anderen Bereich
flössen?
D. Zukünftige Rolle der Kernfusion bei der
Energieversorgung
Leitfrage:
D.1. Wie fügt sich die Kernfusion in künftige
Versorgungs- und Verbrauchsstrukturen ein?
Weitere Fragen:
Strommarkt
D.2. Kann ein Fusionsreaktor unter den zu erwarteten
Randbedingungen (Angebot, Nachfrage, liberalisierte Märkte,
Kosten des Umweltschutzes) wirtschaftlich Strom erzeugen?
D.3. Welche Leistung wird ein Fusionsreaktor haben und wie
fügt sich dieses Potenzial in eine zukünftige Struktur
der Energieversorgung ein?
D.4. Welcher Marktanteil im Strommarkt wird für
Fusionsreaktoren im Jahr 2050 bzw. im Jahr 2100 erwartet.
D.5. Mit welchen Energieträgern würde die Kernfusion in
den Jahrzehnten 2050 ff hauptsächlich in Konkurrenz
stehen?
D.6. Ist die Kernfusion überhaupt notwendig, wenn bedacht
wird, dass in aktuellen Studien (z.B. LTI-Research Group: Long-Term
Integration of Renewable Energy Sources into the European Energy
System, Heidelberg 1998) für Europa eine 100 prozentige
Deckung des Energiebedarfs in Europa durch Erneuerbare Energien bis
2050 als möglich erachtet wird und in den anderen Kontinenten
das Potenzial der Erneuerbaren Energien zumeist noch
größer ist?
D.7. Wird die Kernfusion wettbewerbsfähig zu erneuerbaren
Energien sein, die schon heute bzw. in wenigen Jahren die für
die Fusion im Jahre 2050 erwarteten 15 Pfennig/kWh
Stromerzeugungskosten unterschreiten? Wäre für den Fall,
dass Erneuerbare Energien auch zukünftig nicht den gesamten
Energiebedarf decken sollten, nicht z.B. moderne
Kohlekraftwerkstechnologie mit CO2-Abscheidung (vgl. Clean Coal
Strategy der USA) eine kostengünstigere Alternative zur
Kernfusion?
D.8. Welche anderen bedeutenden neuartigen Alternativen zur
Kernfusion stehen für die zukünftige Energieversorgung
zur Diskussion?
D.9. Werden andere wesentliche Potenziale künftiger
Energieversorgung durch Investitionen in die Kernfusion
vernachlässigt
D.10. Insbesondere in Ländern der Dritten Welt werden enorme
Energieverbrauchszuwächse eintreten. Welchen Beitrag kann die
Fusionsenergie leisten, um diesen Anstieg in den
Entwicklungsländern abzudecken? Glauben Sie, dass die
Implementierung von Fusionskraftwerken in der Dritten Welt eine
für die dortige Bevölkerung bezahlbare Alternative zu
Kohle, Öl und Regenerativen Energien ist?
Klimaschutz
D.11. Die Enquete Kommission "Schutz der Erdatmosphäre" hat
bis 2020 eine 50 prozentige und bis 2050 eine 80 prozentige
Reduktion der CO2-Emissionen in Deutschland als erforderlich
betrachtet. Wieviel Prozent des CO2-Ausstoßes kann durch die
Kernfusion in diesem Jahrhundert eingespart werden?
D.12. Der Kohlendioxidausstoß weltweit wird nach Angaben der
Internationalen Energieagentur bis zum Jahr 2020 um ca. 70 %
ansteigen, vor allem durch die Entwicklungen in China und anderen
Schwellenländern. Welchen Beitrag kann die Fusionsenergie bis
2020 leisten, um diesen Anstieg abzubremsen. Welchen Beitrag
erwarten Sie bis 2050, bis 2100?
18979 Zeichen