Bundestagsdelegation sagt Besuch in Nordkorea wegen Weigerung der direkten Einreise von Südkorea aus ab
Im Rahmen der Delegationsreise der Deutsch-Koreanischen
Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages in der Zeit vom 28.
April bis 5. Mai 2001 nach Korea war auch ein Besuch in Nordkorea
vorgesehen. Über diesen Besuchswunsch hat der Vorsitzende der
Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen
Bundestages, Hartmut Koschyk MdB, den Leiter der nordkoreanischen
Vertretung in Berlin, Pak Hyon Bo, in zwei persönlichen
Gesprächen am 1. Dezember 2000 und am 9. März 2001
unterrichtet und um Unterstützung gebeten, dass die
Bundestagsdelegation von Südkorea aus nach Nordkorea einreisen
kann. Auch die Bundesregierung hatte dieses Anliegen nachhaltig
unterstützt und die Erwartung geäußert, dass sich
nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und der Koreanischen Demokratischen
Volksrepublik die nordkoreanische Seite auch bei einer Reihe
politischer Fragen entgegenkommender zeigt.
Zuletzt hat sich Staatsminister Dr. Volmer MdB vom Auswärtigen
Amt gegenüber dem nordkoreanischen Vizeaußenminister
Choe Su Hon bei dessen Besuch in Berlin am 31. März mit
großem Nachdruck für die direkte Einreise der
Bundestagsdelegation über Panmunjom nach Nordkorea bzw.
für einen Direktflug Seoul-Pjöngjang eingesetzt. Aufgrund
der Weigerung von nordkoreanischer Seite der Bundestagsdelegation
die direkte Einreise von Südkorea nach Nordkorea zu
ermöglichen, hat sich die Bundestagsdelegation entschlossen,
den geplanten Besuch in Nordkorea abzusagen. Die Absage erfolgt
auch vor dem Hintergrund, dass von Nordkorea auch keine
Bereitschaft zu erwarten gewesen ist, dass der Besuch der
Bundestagsdelegation in Nordkorea von Medienvertretern begleitet
werden durfte.
Die Deutsch-Koreanische Parlamentariergruppe bedauert das mangelnde
Entgegenkommen der nordkoreanischen Seite, das dazu führt,
dass die Aufnahme eines direkten Dialoges zwischen dem Deutschen
Bundestag und der Obersten Volksversammlung der Koreanischen
Demokratischen Volksrepublik anlässlich dieser Reise nicht
beginnen kann. Nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen und
nach dem Beschluss des Bundeskabinetts, bis zu 30.000 t Rindfleisch
aus dem BSE-Schlachtprogramm nach Nordkorea zu liefern, hätte
die Deutsch-Koreanische Parlamentariergruppe des Deutschen
Bundestages in einer Einreisegestattung von Südkorea aus eine
Geste des guten Willens der Koreanischen Demokratischen
Volksrepublik im Hinblick auf eine positive Entwicklung der
Beziehungen beider Länder gesehen.
Die Delegation der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe wird
nunmehr in der Zeit vom 28. April bis 5. Mai lediglich die Republik
Korea besuchen. Dabei sind Begegnungen und politische
Gespräche mit Staatspräsident Kim Dae-jung,
Ministerpräsident Lee Han-dong, Parlamentspräsident Lee
Man-sup, mehreren Kabinettsmitgliedern und
Parlamentsausschüssen sowie Mitgliedern der
Deutsch-Koreanischen Handelskammer geplant. Weitere Begegnungen und
Gespräche sind mit Gewerkschaftsvertretern über deren
Haltung zum Reform- und Umstrukturierungsprozess, mit
verantwortlichen Regierungs- und Wirtschaftsstellen zum Thema
Werften sowie mit Vertretern der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft
und der in Korea ansässigen Kirchen und
Religionsgemeinschaften vorgesehen. Auch wird sich die
Bundestagsdelegation über die Arbeit der Politischen
Stiftungen in Südkorea sowie des Goethe-Institutes
informieren. Ferner wird die Delegation die Hyundai-Werft in Ulsan
besuchen. Nach dem Nichtzustandekommen des Besuches in Nordkorea
hat sich die Bundestagsdelegation entschlossen, jedoch die
demilitarisierte Zone bei Panmumjom zu besuchen.
Mittelpunkt der Gespräche wird der Stand des innerkoreanischen
Annäherungsprozesses und dessen Unterstützung durch die
Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union sein. Die
einmütige Position des Deutschen Bundestages in diesem
Zusammenhang wird die Delegation durch den im Bundestag
eingebrachten fraktionsübergreifenden Antrag "Frieden und
Stabilität auf der koreanischen Halbinsel" unterstreichen.
Auch zur Werftenproblematik liegt dem Bundestag eine einstimmige
Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und
Technologie vor, welche die Delegation in Südkorea
erörtern wird.
Die Delegation besteht aus folgenden Mitgliedern: Hartmut Koschyk
(CDU/CSU/ Delegationsleiter); Johannes Pflug (SPD); Prof. Dr.
Heinrich Fink (PDS); Detlef Parr (F.D.P.); Erika Reinhardt
(CDU/CSU); Manfred Hampel (SPD); Volker Neumann (SPD).
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