Themen des Weltkindergipfels bleiben aktuell
Zum Weltkindertag erklärt Christel
Riemann-Hanewinckel, MdB, Vorsitzende des Ausschusses für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend :
Gestern, ein Tag vor dem Weltkindertag, sollte der Weltkindergipfel
in New York als VN-Sondergeneralversammlung beginnen. Die Konferenz
wurde wegen der aktuellen Ereignisse verschoben, aber die Themen
des Gipfels bleiben aktuell: Schutz von Kindern vor Gewalt und
Missbrauch, Kinderarmut, Gesundheit, Gerechtigkeit zwischen den
Generationen und der Zugang zu Bildung und neuen
Technologien.
Die Zahlen sprechen für sich: Obwohl die Kindersterblichkeit
in den 90-er Jahren weiter gesenkt werden konnte, sterben immer
noch täglich 30 000 Kinder auf der Welt vor ihrem fünften
Geburtstag. Weltweit gehen über 110 Millionen Kinder nicht zur
Schule. Davon vor allem betroffen sind Mädchen.
Wir dürfen deshalb nicht nachlassen, die Anliegen der Kinder
weiter zu vertreten.
Kämpfen werden wir weiterhin für die Abschaffung
ausbeuterischer Kinderarbeit. In vielen Staaten müssen schon
kleine Kinder durch häufig gesundheitsschädliche Arbeit
zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Gleichzeitig ist ihnen
der Weg in eine bessere Zukunft versperrt, da sie die Schule nicht
oder nicht lange genug besuchen können. Mädchen haben
hier noch ein besonderes Risiko: als Hausangestellte eingestellt,
werden sie nicht selten wie Sklaven behandelt und
missbraucht.
Außerdem plädiere ich für die Einführung eines
Individualbeschwerderechts für Kinder.
Das internationale Übereinkommen über die Rechte des
Kindes formuliert die Rechte von Kindern bislang als
Staatenverpflichtungen, die die Vertragsstaaten in innerstaatliches
Recht umsetzen müssen. Ein Individualbeschwerderecht
stärkt die Position der einzelnen Betroffenen und kann auch
den Regierenden "Druck machen".
Notwendig ist aus meiner Sicht in Deutschland die Aufgabe der
Vorbehalte gegen die UN-Kinderrechtskonvention, die die
Bundesregierung bei der Unterzeichnung des Übereinkommens 1992
u.a. im Hinblick auf ausländerrechtliche Regelungen geltend
gemacht hat. Der Bundestag hat schon im Herbst 1999 die
Rücknahme der Vorbehalte gefordert.
Außerdem müssen wir Beteiligungsrechte für Kinder
und Jugendliche stärker verankern. Kinder, die ein
Mitspracherecht frühzeitig erleben, werden demokratische
Strukturen ganz selbstverständlich verinnerlichen. Und dies
ist der beste Schutz gegen Intoleranz, Extremismus und Gewalt. Die
Verbesserung der Partizipation ist - neben der Verbesserung der
materiellen Situation von Kindern - ein erklärtes Anliegen der
deutschen Kinder und Jugendpolitik.
Ich bin froh, dass wir in Deutschland das Gesetz zur Ächtung
der Gewalt in der Erziehung verabschiedet haben. 1 Jahr nach dem
Inkrafttreten ist das Gesetz bei sehr vielen Menschen bekannt und
im Bewusstsein verankert. Es wäre zu wünschen, dass
solche Gesetze einen Schutz für Kinder überall auf der
Welt bieten könnten.
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